Er verdeutlicht dies anhand einiger Zahlen: Aktuell leben rund 130.000 Menschen mit der Diagnose Demenz in Österreich. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass die Zahl bis 2050 auf mehr als 230.000 ansteigen wird, die jährlichen Neuerkrankungen von 33.500 auf fast 60.000. "Andere Prognosen, die die weiter steigende Lebenserwartung stärker berücksichtigen, gehen von mehr als 260.000 Erkrankten und mehr als 65.000 Neuerkrankungen im Jahr 2050 in Österreich aus. Europaweit muss man von mehr als 16 Millionen Demenzkranken zu diesem Zeitpunkt ausgehen", so Psota.
Hinzu kommen Herausforderungen, die sich durch die Pandemie verschärft haben. Einerseits hat Corona negative Auswirkungen auf die Zahl der Demenz- Patient*innen per se. Außerdem zeigen Studien, dass delirante Zustandsbilder, also akute Verwirrtheiten, die häufige bei Demenzpatient*innen auftreten, während der Covid-Pandemie ebenfalls wieder angestiegen sind. "Um Delirien zu verhindern, ist es notwendig, das Gefühl von Isolation zu vermeiden. Durch den Fokus auf menschliche Pflege und Verringerung der Medikamente kam es in den Jahrzehnten vor der Pandemie zu einem deutlichen Rückgang bei Delirium Fällen. Durch die zur Eindämmung der Pandemie notwendigen Maßnahmen, wurden diese Bemühungen erschwert und es ist wieder eine Zunahme der Bewusstseinsstörung zu verzeichnen", betont Psota.
All das, in Kombination mit steigender Lebenserwartung, führt laut Psota dazu, dass Demenz wohl die größte Versorgungs-Herausforderung in den kommenden Jahrzehnten wird. Und zwar sowohl für Professionist*innen, als auch für Angehörige. Denn vier von fünf Demenzkranken leben zu Hause und drei von vier werden von Familienangehörigen betreut. Und auch diese betreuenden Personen sind in zwei von drei Fällen bereits über 60 Jahre alt. "Hier baut sich eine enorme Welle auf, in die man nicht sehenden Auges laufen darf", warnt der Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien.
"Um den Menschen ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, ist es notwendig rasch zu reagieren. Wie bei jeder anderen Krankheit auch, ist es zunächst entscheidend, möglichst rasch eine Diagnose zu stellen. Hier sind einerseits das medizinische Personal, viel mehr aber die Angehörigen gefordert. In die Betreuung müssen neben der Beobachtung des psychisch-somatischen Zustandsbildes, auch Überlegungen zum Thema Wohnen und zur Tagesstruktur Eingang finden. Darüber hinaus muss der Schutz der Gesundheit pflegender Angehöriger als integraler Bestandteil eines umfassenden Pflegekonzepts gesehen werden. Glücklicherweise hat die Stadt Wien hier bereits mit der Demenz Strategie erste wichtige Schritte gesetzt, die Wien bis 2035 zu einer der demenzfreundlichsten Städte machen soll", erklärt Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Sucht und Drogenfragen der Stadt Wien.
APA/Red.