
Doch die Relevanz von Stress zeigt sich nicht nur im subjektiven Wohlbefinden, sondern auch in der Pathophysiologie chronischer Erkrankungen. Versucht der Körper ständig, auf Stress zu reagieren, kann dies zu einem chronisch erhöhten Cortisolspiegel, zur Immunsuppression und zur Erschöpfung führen.
Fehldiagnosen im Alter
Die psychosoziale Belastung beeinflusst über neuroendokrine und immunologische Mechanismen somatische und psychische Prozesse – lange bevor Alter ein Thema wird. Ein Drittel der Patient:innen mit chronischer Erkrankung leidet zusätzlich an Major Depression, die Prävalenz steigt schon ab den mittleren Lebensjahren. Ältere Betroffene zeigen häufig atypische und vermehrt körperliche Symptome wie Schlafstörungen oder Schmerzen. Das kann zu Fehldiagnosen führen. Es kommt zu einer Immun-Dysbalance mit proinflammatorischer Signatur. Inzwischen gelten subklinische Entzündungen wiederum als Mitursache depressiver Zustände. „Eine akute Depression ist einer akuten Stressreaktion gleichzusetzen“, betonte Prof. Dr. Eva M. J. Peters. Psychotherapie kann nicht nur psychisch stabilisieren, sondern auch inflammatorische Marker senken.
Es muss ein bisschen weh tun
Bei hoher inflammatorischer Aktivität ist die Kombination aus medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung besonders effektiv. Ein systemisches, biopsychosoziales Verständnis ist notwendig, um die Belastung zu verringern und gesundes Altern zu fördern – idealerweise ergänzt durch körperliche Aktivierung wie Kraftsport und eine gute Beziehung zu einem Therapeuten/einer Therapeutin. „Wenn die Sitzungen gerade ein bisschen weh tun, ist es der/die Richtige.“