
Seneszenz ist zwar eines der zwölf Merkmale der Alterung (Hallmarks of Aging), sie hat jedoch auch positive Effekte, z. B. während der Embryonalentwicklung (Fingerbildung) und beim Wundverschluss. Werden seneszente Zellen (SZ) in einer frühen Phase der Wundheilung blockiert, verheilt die Wunde langsamer. Findet diese Blockade jedoch vor einer Verwundung statt, heilt die Wunde besser. Eine denkbare Anwendung wären daher elektive Operationen.
Selektive Blockade des Arachidonsäure-Abbaus
SZ werden erst dann zum Problem, wenn sie dauerhaft im Gewebe verbleiben und dort schädliche Botenstoffe freisetzen. Einen vielversprechenden Ansatz bietet hier die Verstoffwechslung der Arachidonsäure. Diese mehrfach ungesättigte Fettsäure kann gezielt Apoptose auslösen. Durch gezielte Blockade ihres Abbaus lassen sich SZ selektiv eliminieren, während gesunde Zellen unbeeinflusst bleiben. Bereits eine kurze Behandlungsdauer von drei bis fünf Tagen erwies sich als ausreichend für die senolytische Wirkung. Im Tierversuch konnten Seneszenzmarker reduziert sowie Muskelfunktion und Wundheilung verbessert werden. Die Tiere zeigten sich weniger gebrechlich und litten seltener an Krankheiten. Die Lebensspanne wurde um 40 % verlängert, die Sterbephase komprimiert – die Tiere lebten also länger bei besserer Gesundheit. Denn in der Altersforschung gehe es nicht darum, lediglich eine höhere Lebenserwartung zu fördern, sondern ein möglichst gesundes Leben. Eine Anwendung als Lifestyle-Medikament hat Grillari aber nicht im Sinn. Möglich wäre die Anwendung bei Schlaganfallpatient:innen oder bei jenen mit Leber- und Nierenfibrose.