Geriatrie

Veränderungen der Haut im Alter

Mag. pharm.

Anna Maria

Schneider

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Hautalterung © shutterstock
Regelmäßige Hautpflege mit hydratisierenden Inhaltsstoffen wie Hyaluronsäure, Glycerin oder Urea ist essenziell, um die Hautbarriere im Alter zu stärken. © shutterstock

Die Haut dient primär als Schutzbarriere und bewahrt den Körper vor chemischen, mechanischen und thermischen Einflüssen. Zusätzlich bietet ihr Säureschutzmantel einen wichtigen Abwehrmechanismus gegen zahlreiche Krankheitserreger. Eine zentrale Rolle für die Temperaturregulation übernimmt die Haut durch die Verengung und Erweiterung von Blutgefäßen und die Verdunstung von Schweiß. Auch eine zu starke Austrocknung des Körpers wird durch die intakte Haut verhindert.

Als Sinnesorgan ermöglicht die Haut die Wahrnehmung von Berührungen, Druck, Temperatur und Schmerz. Zudem kann sie Wirkstoffe aufnehmen sowie Stoffwechselprodukte ausscheiden und ist an der körpereigenen Vitamin-D-Synthese beteiligt. All diese Funktionen sind im Alter oft eingeschränkt, was zu einem erhöhten Risiko für Hautprobleme und die damit oft verbundenen Schmerzen führt.

Hautschichten und ihre Besonderheiten

Die Haut besteht aus drei Hauptschichten: Epidermis (Oberhaut), Dermis (Lederhaut) und Subkutis (Unterhaut). 

Die Epidermis ist die äußerste Schicht und fungiert als Schutzbarriere gegen Umwelteinflüsse und Krankheitserreger. Sie enthält hauptsächlich Keratinozyten, die die Haut festigen und sie vor Wasserverlust schützen. Unter der Epidermis liegt die Dermis, die hauptsächlich aus Bindegewebe besteht. Sie enthält Kollagen- und Elastinfasern, die der Haut ihre Festigkeit und Elastizität verleihen.

Die tiefste Schicht ist die Subkutis. Sie besteht hauptsächlich aus Fettgewebe und verbindet die Haut mit den darunter liegenden Strukturen wie Muskeln und Knochen. Die Subkutis dient als Polster, Energiespeicher und Kälteschutz. Jede dieser Schichten spielt eine wesentliche Rolle in der Erhaltung der Hautfunktion und -struktur. Mit zunehmendem Alter werden diese Schichten jedoch dünner und verlieren an Funktionalität.

Hautalterung: innere und äußere Faktoren

Die Hautalterung wird durch eine Kombination von intrinsischen (inneren) und extrinsischen (äußeren) Faktoren beeinflusst. Diese Faktoren führen zu strukturellen und funktionellen Veränderungen in der Haut.

Die intrinsische Alterung wird hauptsächlich durch genetische und biologische Faktoren bestimmt und ist ein natürlicher, unvermeidlicher Prozess. Die Fähigkeit der Zellen, sich zu teilen und zu erneuern, nimmt ab, was zu einer dünneren Epidermis und Dermis führt sowie zu einer längeren Regenerationszeit nach Verletzungen. Die Degeneration von Kollagen verringert die Festigkeit der Haut, eine Abnahme der Feuchtigkeitsbindung bedingt ihre Austrocknung. Der pH-Wert der Hautoberfläche nimmt mit steigendem Alter zu.

Die extrinsische Hautalterung wird durch äußere Faktoren wie UV-Strahlung, Umweltverschmutzung, Rauchen und ungesunde Ernährung beeinflusst. Die sinkende Anzahl an Melanozyten führt zu einem verringerten Pigmentgehalt der Haut und somit einem verminderten UV-Schutz; solare Lentigines (Altersflecken) und aktinische Keratosen (Krebsvorstufen) können sich bilden. Der Hinweis auf einen ausreichenden Sonnenschutz sollte daher bei der Einnahme von photosensibilisierenden Wirkstoffen (Doxycyclin, Hydrochlorothiazid, NSAR) besonders bedacht werden.

Juckreiz als Symptom

Ein unangenehmer Juckreiz (Pruritus) ist oft eine Folge trockener Haut. Dieser Zustand kann durch die Einnahme von Medikamenten mit anticholinerger Wirkung oder durch Opioide, die eine erhöhte Histaminfreisetzung verursachen, verschärft werden. Der sinkende Östrogenspiegel führt bei vielen Frauen im fortgeschrittenen Alter außerdem zu belastenden Beschwerden wie vaginaler Trockenheit und Juckreiz. Diese Symptome können meist gut mit geeigneten Präparaten behandelt werden. Der Juckreiz erzeugt ein starkes Verlangen, die betroffenen Stellen zu kratzen. Die dünneren Hautschichten und der verminderte Feuchtigkeitsgehalt machen die Haut jedoch anfälliger für Verletzungen.

Hautpflege © shutterstock
UV-Schutz bleibt auch im Alter essenziell: Die verminderte Anzahl an Melanozyten führt zu geringerem natürlichen Sonnenschutz und erhöht das Risiko für Altersflecken und aktinische Keratosen. © shutterstock

Hautinfektionen im Alter

Mit dem Alter steigt auch der pH-Wert der Hautoberfläche. In Kombination mit der erniedrigten Barrierefunktion führt das zu einem erhöhten Risiko für Infektionserkrankungen durch Viren (z. B. Herpes), Pilze (z. B. Onychomykose) und Bakterien (z. B. Erysipel). Verletzungen und kleine Risse der Haut stellen eine ideale Eintrittspforte für diverse Krankheitserreger dar. Besonders in Hautfalten und an Stellen mit erhöhter Feuchtigkeit bilden sich optimale Bedingungen für Keimwachstum.

Gestörte Wundheilung

Führt der individuelle Lebensstil oder Komorbiditäten (z. B. Diabetes mellitus, chronische Veneninsuffizienzen) zu einer reduzierten Durchblutung der Haut, können die Auswirkungen über einen kosmetischen Schaden hinausreichen. Der größte Teil der Beingeschwüre ist auf chronisch venöse Insuffizienzen zurückzuführen. Der physiologische Wundheilungsprozess wird durch die schlechtere Durchblutung negativ beeinflusst und es kann zu chronischen Wunden kommen. 

Neuropathische Schmerzen 

Eine Schädigung oder Dysfunktion des Nervensystems, ausgelöst durch Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Herpes zoster, traumatische Verletzungen oder Multiple Sklerose, führt zu neuropathischen Schmerzen. Die pathologische Schmerzweiterleitung bewirkt persistierende Signale ans Gehirn ohne tatsächlichen nozizeptiven Reiz. Charakteristisch für diese chronischen Beschwerden ist ein brennendes, stechendes oder kribbelndes Schmerzempfinden.

Die Auswirkungen auf die Haut sind vielfältig. Betroffene können eine erhöhte Empfindlichkeit (Hyperalgesie) oder eine schmerzhafte Reaktion auf normalerweise nicht schmerzhafte Reize (Allodynie) erleben. Veränderungen der Haut wie Rötungen, Schwellungen oder trockene und schuppige Stellen können auftreten. In einigen Fällen kommt es zu einer verminderten Durchblutung und einer blassen oder bläulichen Hautfarbe. Durch die ständige Reizung und das Bedürfnis, die betroffenen Stellen zu berühren oder zu reiben, kann es zudem zu weiteren Hautschäden und Infektionen kommen. Eine frühzeitige und effektive Behandlung ist daher entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und sekundäre Hautschäden zu vermeiden.

Beratung in der Apotheke 

Um Barriereschäden und Verletzungen der Haut vorzubeugen, ist es wichtig, die Haut regelmäßig mit feuchtigkeitsspendenden Cremes oder Lotionen zu pflegen, die hydratisierende Inhaltsstoffe wie Hyaluronsäure, Glycerin oder Urea enthalten. Bei starkem Juckreiz können kühlende und beruhigende Lotionen oder das Tragen von Handschuhen helfen, das Bedürfnis nach Kratzen zu reduzieren. Eine gepflegte Haut ist weniger anfällig für Verletzungen.
Da bei manchen Patient:innen bereits das Ablösen eines Pflasters zu einem Aufreißen der Haut führt, kann hier eine erwärmte Kochsalzlösung oder ein Pflasterentferner Abhilfe schaffen.

Zudem sollte die Haut vor extremen Wetterbedingungen, UV-Strahlen und Schadstoffen geschützt werden. Nicht zu vernachlässigen ist eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vitaminen und Mineralstoffen ist. In Kombination mit einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr unterstützt die Ernährung die Gesundheit der Haut von innen.

Quellen

  • Mutschler E, Geisslinger G, Kroemer HK, Menzel S, Ruth P. Mutschler Arzneimittelwirkungen: Pharmakologie, klinische Pharmakologie, Toxikologie. 
    11. Auflage (2020); Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
  • Tončić RJ, et al.: Skin barrier and dry skin in the mature patient. Clin Dermatol 2018; 36: 109–15
  • Joura MI, et al.: Geriatrische Dermatologie. Z Gerontol Geriat 2023; 56: 35–41
  • Yao D, et al.: The prevalence and interventions of xerosis cutis among older adults: A systematic review and meta-analysis. Geriatr Nurs 2023; 54: 219–28

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