Baby Brain

Schlaf und Gedächtnis in der Schwangerschaft

Assoc.-Prof. Dr.

Kerstin

Hödlmoser

,

PhD

Artikel drucken
EEG beim Schlafen ©  Adobe Stock/RioPatuca Images
© Adobe Stock/RioPatuca Images
FWF-Projekt in Salzburg
teilnehmerinnen für Studie gesucht

Das Schlaflabor der Universität Salzburg sucht derzeit 20 schwangere und 20 nicht schwangere Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren für ein vom österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) gefördertes Projekt unter der Leitung von Kerstin Hödlmoser.

Diese Langzeitstudie soll wesentlich zum Verständnis der Auswirkungen von Schlaf und hormonellen Veränderungen auf die Gedächtnisleistung während der Schwangerschaft beitragen. Alle 40 Frauen werden über 12 Monate hinweg begleitet (5 Testblöcke à 10 Tage im Abstand von 3 Monaten). Für die schwangeren Frauen bedeutet dies eine Teilnahme vom ersten Trimenon (10. bis 14. Schwangerschaftswoche) bis zum 6. Monat nach der Entbindung.

Die gleichaltrigen, nicht schwangeren Frauen (ohne hormonelle Verhütung) dienen als Kontrollgruppe und werden im gleichen Zeitraum untersucht. In den fünf Testblöcken wird der Schlaf täglich mittels Schlaftagebuch und Aktigraphie erfasst. Zusätzlich werden pro Testblock zwei Nächte, in denen auch verschiedene Gedächtnisaufgaben durchgeführt werden, mittels Polysomnographie (d. h. Messung von Hirnströmen, Augenbewegungen, Muskelaktivität und Herzratenvariabilität) bei den Frauen zu Hause aufgezeichnet. Als Aufwandsentschädigung erhalten die Teilnehmerinnen 900 Euro. 

Weitere Informationen finden Sie unter
www.sleepscience.at. Für eine Anmeldung oder Fragen können Sie sich jederzeit per E-Mail an slory@plus.ac.at wenden.

Diese Gedächtnisprobleme werden v. a. mit hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft in Verbindung gebracht. Während der Schwangerschaft steigt der Spiegel weiblicher Sexualhormone, einschließlich Estrogen und Progesteron, kontinuierlich an und ist am Ende des dritten Trimenons im Vergleich zu den Werten zu Beginn der Schwangerschaft außergewöhnlich hoch.5 Neben diesen hormonellen Veränderungen werden auch schwangerschaftsbedingte Veränderungen in gedächtnisrelevanten Strukturen des Gehirns (z. B. Hippocampus, präfrontaler Kortex) zur Erklärung dieser Gedächtnisprobleme herangezogen.

Zusätzlich zu den Gedächtnisproblemen verschlechtert sich bei bis zu 75 % der Schwangeren auch die Schlafqualität, was sich insbesondere im dritten Trimenon bemerkbar macht. Dies kann auf direkte Auswirkungen der Schwangerschaft zurückzuführen sein (z. B. vermehrter Harndrang, unbequeme Schlafposition, Verdauungsprobleme, Sodbrennen, Krämpfe, Rückenschmerzen, Bewegungen des Kindes im Uterus). Auch Schlafstörungen wie die Schlafapnoe und das Restless-Legs-Syndrom werden von Schwangeren häufig beklagt.

Neben körperlichen Beschwerden kann auch der kontinuierliche Anstieg des Estrogen- und Progesteronspiegels den Schlaf in der Schwangerschaft beeinträchtigen.10 Insbesondere im letzten Trimenon zeigen Frauen einen reduzierten REM-Schlaf und sind nachts länger wach.11,12 Darüber hinaus nehmen sowohl der Tiefschlaf als auch die sogenannten Schlafspindeln ab (spindelförmige EEG-Muster, die kennzeichnend für das Auftreten von Schlaf sind).13,14 Beide Schlafparameter sind für eine erfolgreiche Gedächtnisbildung notwendig. Obwohl sowohl Schlaf- als auch Gedächtnisprobleme von Schwangeren häufig beklagt werden, gibt es nur wenige Studien, die den direkten Zusammenhang zwischen Schlaf und Gedächtnis in dieser für Frauen sehr speziellen Lebensphase untersuchen. 

Quellen

  •  Janes C, et al.: Memory in pregnancy. I: Subjective experiences 
    and objective assessment of implicit, explicit and working 
    memory in primigravid and primiparous women. J Psychosom 
    Obstet Gynaecol 1999;20(2):80-87
  • Davies SJ, et al.: Cognitive impairment during pregnancy: 
    a meta-analysis. Med J Aust 2018;208(1):35-40
  • Harrington YA, et al.: Sex Hormones, Sleep, and Memory: 
    nterrelationships Across the Adult Female Lifespan. 
    Front Aging Neurosci 2022;14:800278
  • Brown E, et al.: „Pregnancy Brain“: A Review of Cognitive Changes in Pregnancy and Postpartum. Obstet Gynecol Surv 2019;74(3):178-185
  • Tulchinsky D, et al.: Plasma estrone, estradiol, estriol, progesterone, and 17-hydroxyprogesterone in human pregnancy. I. Normal pregnancy. Am J Obstet Gynecol 1972;112(8):1095-1100

Weitere Quellen auf Anfrage

Das könnte Sie auch interessieren