Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Schmerzen in den Brüsten – etwa 20 bis 40 % aller Mädchen und Frauen spüren wenige Tage vor der einsetzenden Regelblutung einzelne leichte Symptome des Prämenstruellen Syndroms (PMS). Bei 3 bis 8 % sind diese Symptome – v. a. die psychischen Ausprägungen – so stark, dass der Alltag deutlich belastet wird.1
Neben Maßnahmen zur Entspannung, klassischen Analgetika sowie hormonellen Präparaten kann auch eine Reihe von Heilpflanzen zur Linderung beitragen. Während es zu den meisten Heilpflanzen nur vereinzelt klinische Studien gibt, steht der modernen Phytotherapie mit dem Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus) seit einigen Jahren auch eine gut belegte evidenzbasierte Therapie zur Verfügung.
Mönchspfeffer – medizinisch anerkannte Wirkung
Mönchspfeffer, auch Keuschlamm genannt, wächst sehr verbreitet vom Mittelmeerraum bis nach Zentralasien. Schon in der Antike verwendete man Mönchspfeffer in der Frauenheilkunde, und im Mittelalter sollen die scharf schmeckenden Früchte als Gewürz in Klöstern genutzt worden sein, um die geforderte Enthaltsamkeit durch die nachgesagte anaphrodisierende Wirkung zu unterstützen.
Wesentliche Inhaltsstoffe der Mönchspfefferfrüchte sind die Iridoidglykoside mit Aucubin und Agnusid, lipophile Flavonoide (u. a. Casticin), lipophile Diterpene vom Labdan- und Clerodantyp, Bitterstoffe und ätherisches Öl. Auszüge aus Mönchspfefferfrüchten zeigten in vitro und in vivo eine Hemmung der Prolaktinfreisetzung in den laktotropen Zellen des Hypophysenvorderlappens. Da das Prämenstruelle Syndrom mit einem erhöhten Prolaktinspiegel einhergeht, lässt sich dadurch der Benefit bei diesem Beschwerdebild erklären. Außerdem hemmten Fraktionen aus Chloroform-, Ethanol- bzw. Ethylacetat-Extrakt die Angiogenese. Das ist insofern relevant, als dass die Angiogenese auch bei der Erneuerung der Uterusschleimhaut im Zuge des Menstruationszyklus eine zentrale Rolle spielt. Einige Forschungsgruppen sehen darin einen weiteren Grund für die Wirksamkeit bei Zyklusstörungen.2
Zyklusstörungen verbessert
Eine Vielzahl an Studien belegt, dass durch die Einnahme von Mönchspfeffer diverse Zyklusstörungen gebessert werden. Dies zeigte auch eine neuere placebokontrollierte Studie mit dem Spezialextrakt Ze 440, an der 162 Frauen, die an PMS litten, teilgenommen hatten. Die Teilnehmerinnen wurden in vier Gruppen aufgeteilt (Placebo, 8 mg, 20 mg und 30 mg Tagesdosis). Während der dreimonatigen Anwendung reduzierte sich in der Verumgruppe mit einer Tagesdosierung von 20 mg des Trockenextraktes die Symptomatik (Gereiztheit, Kopfschmerzen, Spannungsgefühl in den Brüsten) signifikant stärker als in der Verumgruppe, die lediglich 8 mg Tagesdosis erhalten hatte, und in der Placebogruppe. Zwischen 20 und 30 mg Tagesdosis war dagegen kein signifikanter Unterschied zu erkennen.3
Auch eine aktuelle Metaanalyse aus den vorhandenen Studien belegt die Wirksamkeit und gute Verträglichkeit von Mönchspfeffer. Die Studienautor:innen sehen v. a. in den zwei Extrakten Ze 440 und BNO 1095 eine gut belegbare Behandlungsoption beim PMS.4 Von den Fachgesellschaften wird Mönchspfeffer dementsprechend bei PMS einschließlich Spannungsgefühl und Schmerzen in den Brüsten sowie bei Menstruationsstörungen mit zu häufiger, zu schwacher oder fehlender Regelblutung angeraten. Akute Unterleibsschmerzen können mit Mönchspfeffer dagegen kurzfristig nicht reduziert werden, weil diese keinen Einfluss auf das Prostaglandinsystem ausüben.
Längere Zeit einnehmen
Mönchspfeffer eignet sich aufgrund der niedrigen Dosierung und den teilweise nicht wasserlöslichen Inhaltsstoffen nicht als Tee. Für eine optimale Wirkung sollte er stattdessen in Form von Trockenextrakten (bspw. als Tabletten oder als Tinktur) für einen Zeitraum von mindestens drei Monaten eingenommen werden. Je nach Präparat liegt die empfohlene Tagesdosierung bei 4−20 mg des Trockenextraktes, wobei gute Ergebnisse v. a. mit 20 mg erreicht wurden. Den Status einer „medizinisch anerkannten Wirkung“ (well established use) hat vom Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) der EMA deshalb auch nur ein spezieller Extrakt mit 20 mg (6−12:1, 60 % Ethanol), der auch in Österreich erhältlich ist, verliehen bekommen.
In seltenen Fällen kann die Einnahme von Mönchspfeffer zu allergischen Reaktionen, Kopfschmerzen, gastrointestinalen Beschwerden und Zyklusstörungen führen. Bei östrogensensitiven Tumoren sowie bei Patientinnen, die Dopamin-Agonisten, Dopamin-Antagonisten, Östrogene oder Antiöstrogene einnehmen, sollte dies zuerst ärztlich besprochen werden. Aufgrund des Einflusses auf den Prolaktinspiegel ist eine Anwendung bei einem Hypophysentumor sowie während Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.
Salbei, Johanniskraut und Kamille – auch bei PMS eine Option
Zu Salbei, Johanniskraut und Kamille gibt es erste Hinweise, wonach diese auch bei Menstruationsbeschwerden insbesondere beim PMS hilfreich sein können.
Im Hinblick auf Salbei ist eine aktuelle Studie zum Einsatz bei PMS verfügbar. Es handelt sich um eine dreifach verblindete, randomisierte klinische Studie mit 90 Teilnehmerinnen, die an PMS litten. Die Teilnehmerinnen wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt, die zwei Monate lang entweder einmal täglich 500 mg Salbeiextrakt oder ein Placebo erhielten.
Die mittlere Abnahme der Schwere der Symptome in der mit Salbei behandelten Gruppe während des ersten und zweiten Monats nach der Behandlung betrug 19,84 bzw. 23,42 %. Der Vergleich der physischen und psychischen PMS-Symptome zeigte einen Rückgang nach der Behandlung in beiden Gruppen, wobei der Rückgang in der Verumgruppe deutlicher war.5
In der alpinen Heilkunde ist Johanniskraut bei Menstruationsbeschwerden keine unbekannte Therapieoption. Neben einem Benefit bei leichten depressiven Verstimmungen im Zusammenhang mit Menstruationsbeschwerden kann Johanniskraut auch gegen die körperliche Symptomatik des PMS eingesetzt werden. So zeigte eine kleinere Studie aus dem Jahr 2010, dass mittels der täglichen Gabe von 900 mg eines Johanniskrautextraktes über zwei Monatszyklen sowohl körperliche als auch psychische Symptome des PMS signifikant gegenüber Placebo gesenkt werden konnten.6
Auch ein Kamillenextrakt scheint in einer weiteren kleinen Studie aus dem Iran eine zusätzliche Behandlungsoption. Zeigte doch die Gabe von 3 x täglich 100 mg eines Kamillenextraktes über zwei Monatszyklen im Vergleich mit Mefenaminsäure (250 mg) eine stärkere Senkung der psychischen Symptomatik des PMS als in der Vergleichsgruppe.7
Möglichkeiten der Aromatherapie
Da sich die Symptome des PMS in vielen Fällen auch durch Entspannung verbessern, ist es wenig überraschend, dass auch Massagen im Rahmen der Aromatherapie sinnvoll sein können. In den letzten Jahren sind mehrere Studien durchgeführt worden, die einen diesbezüglichen Nutzen verschiedener ätherischer Öle (in Verdünnungen zwischen 0,5 und 4 % in Mandelöl) – insbesondere von Bitterorange, Damaszener Rose, Lavendel und Geranium – belegen.
Zuletzt erschien eine interessante Studie, die einen Benefit des ätherischen Öls der Damaszener Rose unterstrich. 66 Teilnehmerinnen, die an PMS litten, wurde je nach Zuordnung in die Verum- oder Placebogruppe entweder eine Einreibung mit Damaszener Rose in einer Konzentration von 4 % oder lediglich Mandelöl aufgetragen. Die Massage wurde zweimal täglich fünf Minuten lang durchgeführt − und zwar insgesamt fünf Tage während der Lutealphase. Nach zwei Monaten verbesserten sich in der Verumgruppe die psychologischen und körperlichen PMS-Symptome signifikant im Vergleich zur Placebogruppe.8
Quellen:
1 www.gesundheitsinformation.de
2 Bischoff-Kont et al.: BNO 1095, a Standardized Dry Extract from the Fruits of Vitex agnus-castus, Impairs Angiogenesis-related Endothelial Cell Functions In Vitro. Planta Med. 2021; 87(8):611−619
3 Schellenberg et al.: Dose-dependent efficacy of the Vitex agnus castus extract Ze 440 in patients suffering from premenstrual syndrome. Phytomedicine. 2012; 19(14):1325–31
4 Csupor et al.: Vitex agnus-castus in premenstrual syndrome: A meta-analysis of double-blind randomised controlled trials. Complement Ther Med. 2019; 47:102190
5 Abdnezhad et al.: Salvia officinalis Reduces the Severity of the Premenstrual Syndrome. Complement Med Res. 2019; 26(1):39−46
Weitere Literatur auf Anfrage