Menstruationsbeschwerden sind bekanntlich ein weitverbreitetes Problem. Neben der schmerzhaften Menstruation, die als Dysmenorrhoe bezeichnet wird, ist vor allem das prämenstruelle Syndrom (PMS) für Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Brustschmerzen verantwortlich. Neben Entspannungsmaßnahmen, herkömmlichen Schmerzmitteln und hormonellen Präparaten können auch verschiedene Heilpflanzen bei leichten Beschwerden zur Linderung beitragen.
Menstruationsbeschwerden, ob es sich um unregelmäßige Blutungen, zu starke Blutungen, Dysmenorrhoe oder PMS handelt, zählen zu den Hauptanwendungsbereichen der traditionellen Pflanzenheilkunde. Seit Jahrtausenden werden hierfür verschiedene Heilpflanzen in der europäischen Heilkunde verwendet, darunter allen voran Frauenmantel, Schafgarbe, Hirtentäschel und Gänsefingerkraut. Wissenschaftliche Untersuchungen gibt es nur zu einem Bruchteil der angewandten Pflanzen, wobei sich die vorhandenen Daten in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich verbessert haben.
Hirtentäschelkraut – gegen Hypermenorrhoe
Schon Hippokrates nannte das Hirtentäschel als potenzielles Mittel für die Gebärmutter und auch die Kräuterbuchautoren des ausgehenden Mittelalters wie Hieronymus Bock beschrieben es als Heilmittel gegen zu starke Menstruationsblutungen. Bei diesen Beschwerden ist das Hirtentäschel auch in der europäischen Volksheilkunde weit verbreitet und wurde aufgrund des langjährigen Gebrauches vom HMPC in der genannten Indikation als ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft.
Die wissenschaftlichen Daten sind bisher überschaubar. In Tierversuchen zeigte der Extrakt aus getrocknetem oder frischem Pflanzenmaterial starke Kontraktionen der Gebärmutter und des Dünndarms bei Meerschweinchen. In den 1960er-Jahren wurden dafür zwei nicht näher identifizierte Alkaloidfraktionen verantwortlich gemacht.3 Es gibt auch eine Placebo-kontrollierte Studie, die sich mit der traditionellen Anwendung von Hirtentäschelkraut bei starken Menstruationsblutungen befasste. In dieser Studie wurden 84 Frauen mit diesen Beschwerden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Versuchsgruppe erhielt alle acht Stunden zwei Kapseln mit Mefenaminsäure (500 mg) und alle 12 Stunden zwei Kapseln mit Hirtentäschelkraut.
Die Intervention begann mit dem ersten Tag der Menstruation und dauerte bis zu sieben Tage für zwei aufeinanderfolgende Zyklen. Die Kontrollgruppe erhielt Mefenaminsäure und ein Placebo. In beiden Gruppen wurde eine signifikante Abnahme der Menstruationsblutung festgestellt. Allerdings war der mittlere Rückgang der Blutungsmenge in der Verumgruppe signifikant höher.4
Seit Kurzem ist hierzu auch in Österreich ein zugelassenes Arzneimittel auf dem Markt. Alternativ kann der Tee angewandt werden. Hierfür bereitet man mit 3 bis 5 g getrocknetem Kraut pro Tasse Tee ein Infus. Pro Tag können bis zu vier Tassen getrunken werden. Es sind keine Nebenwirkungen bekannt.
Mönchspfeffer – evidenzbasierte Hilfe beim PMS
Die Früchte des Mönchspfeffers wurden bereits in der Antike zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Und tatsächlich haben Untersuchungen der letzten Jahre gezeigt, dass Extrakte aus Mönchspfefferfrüchten in vitro und in vivo die Freisetzung von Prolaktin in den laktotropen Zellen des Hypophysenvorderlappens hemmen. Das ist insofern relevant, als dass ein erhöhter Prolaktinspiegel mit dem prämenstruellen Syndrom in Verbindung gebracht wird. Darüber hinaus haben diverse Mönchspfefferextrakte eine hemmende Wirkung auf die Angiogenese gezeigt, die u. a. eine wichtige Rolle bei der Erneuerung der Uterusschleimhaut im Menstruationszyklus spielt.
Dementsprechend erwiesen sich Mönchspfefferfrüchte schon in diversen klinischen Studien aus den 90er-Jahren allen voran beim prämenstruellen Syndrom als eine effektive Therapieoption. Dies zeigte auch eine aktuellere Placebo-kontrollierte Studie mit dem Spezialextrakt Ze 440 an 162 Frauen, die unter PMS litten. Die Teilnehmerinnen wurden in vier Gruppen eingeteilt (Placebo, 8 mg, 20 mg und 30 mg Tagesdosis). Während der dreimonatigen Anwendung zeigte sich in der Verumgruppe mit einer Tagesdosis von 20 mg des Trockenextrakts eine signifikant stärkere Reduktion der Symptome (Gereiztheit, Kopfschmerzen, Spannungsgefühl in den Brüsten) im Vergleich zur Verumgruppe, die nur 8 mg Tagesdosis erhielt, und zur Placebogruppe. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen 20 mg und 30 mg Tagesdosis.1
Auch eine kürzlich durchgeführte Meta-Analyse, die die vorhandenen Studien einschloss, bestätigt die Wirksamkeit und gute Verträglichkeit von Mönchspfeffer. Insbesondere die Extrakte Ze 440 und BNO 1095 wurden als gut belegbare Behandlungsoptionen für das prämenstruelle Syndrom (PMS) identifiziert.2
Von den Fachgesellschaften wird der Einsatz von Mönchspfeffer bei PMS-Symptomen wie zyklusbedingten Spannungsgefühlen und Schmerzen in den Brüsten sowie bei Menstruationsstörungen wie zu häufiger, zu schwacher oder ausbleibender Regelblutung empfohlen. Das HMPC (Committee on Herbal Medicinal Products) hat einen speziellen Extrakt (DEV 6–12 : 1, Ethanol 60 % m/m) bei PMS-Symptomen aufgrund der überzeugenden Daten sogar als anerkanntes medizinisches Arzneimittel eingestuft.
Aufgrund der niedrigen Dosierung und teilweise nicht wasserlöslicher Inhaltsstoffe eignet sich Mönchspfeffer nicht für die Zubereitung von Tee. Für eine optimale Wirkung wird empfohlen, Trockenextrakte in Form von Tabletten oder Tinkturen mindestens drei Monate lang einzunehmen. In seltenen Fällen können allergische Reaktionen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Zyklusstörungen auftreten. Vor der Einnahme von Mönchspfeffer sollten Patientinnen mit östrogensensitiven Tumoren oder jene, die Dopamin-Agonisten, Dopamin-Antagonisten, Östrogene oder Antiöstrogene einnehmen, ärztlichen Rat einholen. Aufgrund des Einflusses auf den Prolaktinspiegel ist die Anwendung bei Hypophysentumoren sowie während der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.
Ingwer – unterschätzt bei Dysmenorrhoe
Auch Ingwer lässt sich sehr gut bei Menstruationsbeschwerden verwenden. Im asiatischen Raum ist diese Anwendung schon lange bekannt und weit verbreitet, was die große Anzahl an durchgeführten Studien in dieser Region erklärt.
Zu kaum einer anderen Heilpflanze sind in den letzten Jahren derart viele klinische Studien im Hinblick auf Menstruationsbeschwerden entstanden. In einer kürzlich veröffentlichten Placebo-kontrollierten Studie mit 168 Teilnehmerinnen wurden diese in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Placebogruppe erhielt Ibuprofen, während die Verumgruppe nicht näher definierte Ingwerkapseln erhielt. Zu Beginn der Beschwerden wurden in beiden Gruppen alle 6 Stunden 200 mg Kapseln (Ibuprofen oder Ingwer) für zwei aufeinanderfolgende Zyklen verabreicht. Die Schmerzstärke wurde anhand einer visuellen Skala vor der Behandlung, 1 Stunde nach der Medikamenteneinnahme und 48 Stunden nach Beginn der Einnahme gemessen. Es zeigte sich, dass beide Medikamente die Menstruationsschmerzen in ähnlichem Maße reduzierten.5 In einer weiteren neueren Studie mit 122 Studentinnen mit mittelschwerer bis schwerer primärer Dysmenorrhoe wurde die Gabe von 4-mal täglich 250 mg Ingwerkapseln mit der Einnahme von 3-mal täglich 250 mg Mefenaminsäure verglichen. Auch hier erwies sich Ingwer hinsichtlich der Schmerzlinderung bei einer viel besseren Verträglichkeit als ebenso wirksam wie Mefenaminsäure.6
Johanniskraut – nicht nur bei Stimmungsschwankungen
In der alpinen Heilkunde ist Johanniskraut bei Menstruationsbeschwerden keine unbekannte Therapieform. In den letzten Jahren sind hierzu auch einige kleinere Studien entstanden. So kann Johanniskraut durch stimmungsaufhellende Effekte besonders beim PMS eine Therapieoption darstellen. Eine Kombination von Johanniskraut und Mönchspfeffer zeigte in diesem Zusammenhang positive Resultate im Hinblick auf Menstruationsbeschwerden in der Perimenopause.7
Laut einer kleineren Studie aus dem Jahr 2010 kann Johanniskraut nicht nur bei depressiven Symptomen, sondern auch bei körperlichen Beschwerden helfen. Durch die tägliche Einnahme von 900 mg Johanniskrautextrakt über zwei Menstruationszyklen hinweg konnten sowohl körperliche als auch psychische Symptome des prämenstruellen Syndroms (PMS) signifikant im Vergleich zu Placebo reduziert werden.8 Bei der Anwendung von Johanniskraut muss allerdings stets das potenzielle Interaktionspotenzial unter anderem auch im Hinblick auf eine allfällige Wirkabschwächung gleichzeitig eingenommener Kontrazeptiva berücksichtigt werden.
Quellen
1 Schellenberg et al.: Dose-dependent efficacy of the Vitex agnus castus extract Ze 440 in patients suffering from premenstrual syndrome. Phytomedicine. 2012; 19(14):1325-31.
2 Csupor et al.: Vitex agnus-castus in premenstrual syndrome: A meta-analysis of double-blind randomised controlled trials. Complement Ther Med. 2019; 47:102190.
3 Kuroda K, Kaku T. Pharmacological and chemical studies on the alcohol extract of Capsella bursapastoris. Life Sciences, 1969, 8(I):151-155.
4 Naafe, M.: Effect of Hydroalcoholic Extracts of Capsella Bursa-Pastoris on Heavy Menstrual Bleeding: A Randomized Clinical Trial. J Altern Complement Med. 2018; 24(7):694-700.
5 Adib Rad, H.: Effect of Ginger and Novafen on menstrual pain: A cross-over trial. Taiwan J Obstet Gynecol. 2018; 57(6):806-809.
Weitere Literatur auf Anfrage