EU-Projekt

Gesunde Böden reduzieren Gefahr für Antibiotika-Resistenzen

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Antibiotika © Shutterstock
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Dabei sei es keine Frage, ob weitere Resistenzen aus der Umwelt auf humanpathogene Keime übertreten, "es ist nur eine Frage wann", meint Markus Wögerbauer von der AGES. Er erforscht in einem EU-Projekt, wie sich Bakterien und Resistenzgene in Böden und Flüssen ausbreiten. Erste Ergebnisse zeigen: Je gesünder ein Ökosystem, umso schlechter geht es antibiotikaresistenten Bakterien.

Speziell wenn Antibiotika Krankheitserreger nicht vollständig ausmerzen, können die unter Druck stehenden Keime Erbgutmaterial, insbesondere Resistenzgene, aus ihrer Umgebung aufnehmen und in ihr Erbgut einbauen. So kann sich die Resistenz unter den Bakterien verbreiten.

Solche resistenten Keime findet man nicht nur in Kliniken oder der intensiven Tierhaltung. Auch im Boden, in der Luft und im Wasser gibt es einen riesigen Pool davon und sie zirkulieren zwischen Menschen und Umwelt. So stammen beispielsweise Resistenzgene, welche die Antibiotika Fluorchinolone, Carbapeneme und Colistin inaktiv machen, mit hoher Wahrscheinlichkeit von Umweltkeimen, heißt es am Montag in einer Aussendung des Wissenschaftsfonds FWF.

Antibiotika, antibiotikaresistente Bakterien und Resistenzgene können sich dabei auf vielen Wegen über Ökosystemgrenzen hinweg ausbreiten. Das kann durch Abwasser passieren, oder etwa durch Gülle. Mit dieser können resistente Bakterien von Nutztieren über den Ackerboden in die Lebensmittel- oder Futtermittelkette gelangen.

Projekt "Antiversa"

Im Rahmen des von der EU-Förderschiene "Biodiversa+" kofinanzierten Projekts "Antiversa" untersuchen Forscher aus sieben Ländern, wie sich Resistenzgene in Flüssen und Böden ausbreiten. Aus Österreich sind das Institut für Wasserqualität und Ressourcenmanagement der Technischen Universität (TU) Wien und die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) beteiligt, Fördermittel kommen auch vom Wissenschaftsfonds FWF.

Wögerbauer und sein Team von der AGES-Abteilung für Risikobewertung untersuchen Bodenproben mit und ohne menschlichen Einfluss sowie mit hoher und niedriger mikrobieller Biodiversität. Zwei Proben stammen von einem mit Schweinegülle gedüngten und einem mit Kompost gedüngtem Feld in Niederösterreich, zwei weitere Proben aus einem Laubwald im Nationalpark Donauauen und einem Nadelwald in den Gutensteiner Alpen.

Mit jeweils wenigen Gramm aus jeder der Proben bauten die Forscher im Labor Hunderte sogenannte "Mikrokosmen" auf. Darauf brachten sie einen Enterokokken-Stamm mit einem Antibiotikaresistenzgen auf und beobachteten, wie lange sich die Keime im Mikrokosmos aufhalten können und was mit dem Resistenzgen passiert. Die Wissenschafter der TU Wien führen vergleichbare Analysen mit Biofilmen aus mehr oder weniger biodiversen Bächen durch.

"Die vorläufige Analyse der Daten nach fünf Monaten Beobachtung zeigt: Eine hohe bakterielle Biodiversität reduziert die Ausbreitung des Resistenzgens", erklärte Wögerbauer. Während sich die Keime auf sterilisierten Mikrokosmen recht wohl fühlen, komme es auf Böden in natürlichem Zustand zu einem prägnanten Abfall, weil sie nicht an das Ökosystem angepasst sind. Ähnliche Ergebnisse zeigte ein entsprechender Versuch mit Escherichia coli. "Je gesünder das Ökosystem ist, je weniger Stress von außen darauf einwirkt, umso besser ist das für uns und umso schlechter ist es für antibiotikaresistente Bakterien", so das bisherige Fazit des Experten.

APA/Red.

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