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Fünf zentrale Risikofaktoren sind weltweit für rund die Hälfte aller Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich: Typ-2-Diabetes, Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte und Gewichtsprobleme. Darauf weisen Christina Magnussen von der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf und zahlreiche internationale Co-Autorinnen und -Autoren hin. Ihre Erkenntnisse sorgten bereits Ende März für großes Interesse – nun ist die zugrunde liegende Studie im New England Journal of Medicine erschienen.
Über die allgemeinen Erkenntnisse hinaus ermöglicht die Studie auch eine differenzierte Bewertung der einzelnen Lebensstilfaktoren in Bezug auf ihr Gewicht bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Einfluss auf die Lebenserwartung. Dafür wurden die Gesundheitsdaten von 2,1 Millionen Menschen aus 133 Bevölkerungsgruppen in 39 Ländern auf allen Kontinenten ausgewertet. Untersucht wurde dabei, wie sich das Vorhandensein oder Fehlen bestimmter Risikofaktoren im Alter von 50 Jahren auf die Gesundheit und Sterblichkeit bis zum 90. Lebensjahr auswirkt.
Hohe Sterblichkeit aus allen Ursachen
Ein zentrales Ergebnis der Studie: Liegen keine der fünf Risikofaktoren vor, beträgt das Risiko, bis zum 90. Lebensjahr an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erkranken, bei Frauen 13 Prozent und bei Männern 21 Prozent. Sind hingegen alle fünf ungünstigen Lebensstilfaktoren vorhanden, steigt dieses Risiko deutlich – auf 24 Prozent bei Frauen und auf 38 Prozent bei Männern.
Auch die Gesamtsterblichkeit bis zum 90. Lebensjahr ist stark beeinflusst: Ohne die Risikofaktoren sterben 53 Prozent der Frauen und 68 Prozent der Männer. Bei Vorliegen aller fünf Faktoren erhöht sich die Sterblichkeit auf 88 Prozent bei Frauen und sogar auf 94 Prozent bei Männern.
Diabetes und Rauchen entscheidende Faktoren
Besonders entscheidend für Gesundheit und Lebenserwartung sind Typ-2-Diabetes und Rauchen. Frauen, die nicht rauchen, „gewinnen“ im Vergleich zu Raucherinnen im Durchschnitt 5,5 Jahre bis zum Auftreten einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, bei Männern beträgt dieser Unterschied 4,8 Jahre. Ist kein Typ-2-Diabetes vorhanden, verlängert sich die krankheitsfreie Zeit bei Frauen um 4,7 Jahre, bei Männern um 4,2 Jahre. Auch ein gesunder Blutdruck (unter 130 mmHg systolisch) und ein LDL-Cholesterinwert unter 130 mg/dl bringen beiden Geschlechtern jeweils ein bis zwei zusätzliche Jahre ohne Herz-Kreislauf-Erkrankung. Bei normalem Körpergewicht liegt der Zugewinn bei rund zwei Jahren.
Ohne diese fünf Risikofaktoren im Alter von 50 Jahren erhöht sich die durchschnittliche Lebenserwartung von Frauen um 14,5 Jahre im Vergleich zu Frauen mit allen fünf Risikofaktoren. Bei Männern beträgt der Unterschied 11,8 Jahre. Besonders deutlich zeigt sich der Einfluss von Tabakkonsum und Diabetes. Die Wissenschaftler schreiben: „Was den Tod betrifft, war das Nichtvorliegen von Diabetes mit einem Lebenszeitunterschied von 6,4 Jahren bei Frauen und von 5,8 Jahren bei Männern verbunden. Das Nichtvorliegen von Rauchen verursachte einen Unterschied von 5,6 Jahren unter Frauen und von 5,1 Jahren bei Männern.“
Lebensstiländerung auch im mittleren Lebensalter wichtig
An dritter Stelle der Risikofaktoren stehen Gewichtsprobleme – also Untergewicht, Übergewicht oder Adipositas. Frauen ohne derartige Probleme leben im Schnitt 2,8 Jahre länger, Männer 2,4 Jahre. Erst danach folgen Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte, die sich in deutlich geringerem Maße auf die Lebenserwartung auswirken.
Besonders bedeutsam ist der mittlere Lebensabschnitt zwischen 55 und 60 Jahren. In diesem Alter kann die Korrektur gesundheitsschädlicher Lebensstilfaktoren eine entscheidende Wende bringen. Die Forschenden betonen: „Die Kontrolle des Bluthochdrucks war mit den meisten zusätzlichen Lebensjahren ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Rauchstopp war mit den meisten zusätzlichen Lebensjahren (Lebenserwartung insgesamt; Anm.) verbunden, gefolgt von der Modifikation des Bluthochdrucks. Die Anzahl der zusätzlichen Lebensjahre war bei Teilnehmern höher, die eine größere Anzahl von Risikofaktoren kontrollierten."
So lassen sich durch einen Rauchstopp und eine effektive Blutdruckkontrolle im Alter von 55 bis 60 Jahren in beiden Geschlechtern im Durchschnitt rund vier zusätzliche Lebensjahre gewinnen.
APA