Bewusstsein stärken – Zugang verbessern

Impfen in der Apotheke – it’s time

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Angelika Widhalm, Dr. Bernhard Rupp, Priv.-Doz. Mag. Dr. Maria Paulke-Korinek, Moderator Mag. Christoph Hörhahn, Fiona Fiedler, BEd, Mag. Jan Pazourek und Univ. Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt (v. l. n. r.). © Jana Madzigon
Angelika Widhalm, Dr. Bernhard Rupp, Priv.-Doz. Mag. Dr. Maria Paulke-Korinek, Moderator Mag. Christoph Hörhahn, Fiona Fiedler, BEd, Mag. Jan Pazourek und Univ. Prof. Dr. Ursula Wiedermann-Schmidt (v. l. n. r.). © Jana Madzigon

Der demografische Wandel belastet unser Gesundheitssystem zunehmend. Bis 2040 wird die Zahl der in Österreich lebenden Menschen im pensionsfähigen Alter um 43 Prozent steigen, während die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter um 4 Prozent sinken wird. Die Folge ist eine doppelte Belastung des Gesundheitssystems: steigende Kosten für ambulante und stationäre Behandlungen, die künftig sinkenden Einnahmen durch weniger Beitragszahlende gegenüberstehen.

Damit auch in Zukunft eine flächendeckende, hochwertige Gesundheitsversorgung gewährleistet werden kann, kommt der Primärprävention eine noch größere Bedeutung zu. Impfungen zählen dabei zu den wichtigsten Maßnahmen.

Mit diesem Themenkreis beschäftigte sich vor Kurzem eine hochkarätig besetzte Runde von Gesundheitsexperten und Gesundheitsexpertinnen bei einem Diskussionsabend in der britischen Botschaft anlässlich der World Health Organization (WHO) – World Immunization Week 2025. 

Gemeinsam wurde erörtert, wie durch verbesserten Zugang zu Impfungen die Gesundheitsversorgung in Österreich weiter optimiert werden kann. Besonders erfreulich war, dass sich sowohl Angelika Widhalm, Vorsitzende des Bundesverbands Selbsthilfe Österreich, und Mag. Jan Pazourek, Büroleiter des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger, als auch Hon. Prof. (FH) Dr. Bernhard Rupp, MBA, Leiter der Abteilung Gesundheitspolitik der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich, Fiona Fiedler, BEd, Abgeordnete zum Nationalrat und Gesundheitssprecherin von NEOS sowie Ralph Schallmeiner, Gesundheitssprecher der Grünen, unisono für das Impfen in den Apotheken ausgesprochen haben.

Die österreichischen Apotheker:innen waren durch Mag. pharm. Raimund Podroschko, 1. Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, seine Stellvertreterin, Mag. pharm. Susanne Ergott-Badawi, sowie VAAÖ-Direktor Mag. Norbert Valecka vertreten.

Zwei Hebel sind essenziell

Zwei Maßnahmen als starke Hebel können die Durchimpfungsraten unmittelbar und signifikant erhöhen, wie sich an Beispielen vieler anderer Länder deutlich zeigt: 

So sollten Impfungen, die das Nationale Impfgremium im Österreichischen Impfplan empfiehlt, durchwegs kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Österreich hinkt hier vor allem in Bezug auf Impfungen für Erwachsene hinter den anderen europäischen Staaten hinterher.

Impfungen sollten endlich auch von der Apothekerschaft durchgeführt werden können. Der niederschwellige und flächendeckende Zugang über die Apotheken gewährleistet kurzfristig eine um vieles höhere Akzeptanz von Impfungen und damit einen besseren Schutz der Bevölkerung. Mittlerweile haben über 2.500 Apothekerinnen und Apotheker die Impfausbildung absolviert und können umgehend eingesetzt werden.

Und auch die (Gesundheits-)Politik spricht sich mehrheitlich dafür aus, wobei die entsprechende Beratung und kompetente Aufklärung Voraussetzung für eine Verbesserung der Akzeptanz sind. „Für die Kommunikation der Patient:innen müssen wir die Vielfalt der Kanäle nützen – zusätzlich zu einer guten Information bei der Ärztin oder dem Arzt“, meinte dazu Fiona Fiedler.

Ausbau des öffentlichen Impfprogramms

Im Rahmen des Finanzausgleichs wurde Ende 2024 beschlossen, dass pro Jahr 90 Mio. EUR zusätzlich in den Ausbau des öffentlichen Impfprogrammes fließen und so der Bevölkerung zugutekommen sollen. Welche Impfungen erstattet und somit kostenfrei angeboten werden, wird aktuell evaluiert. Zu den notwendigen begleitenden Maßnahmen erläuterte Mag. Jan Pazourek: „Wir brauchen Akzeptanz in der Bevölkerung. Wenn statt wissenschaftlichen Erkenntnissen Meinungen kolportiert werden und kein Vertrauen zu Zulassungsbehörden besteht, dann haben wir ein Problem.“

“Auch ich halte ein niederschwelliges Angebot z. B. in Apotheken für sinnvoll.“
Mag. Jan Pazourek, Büroleiter des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger
“Impfungen so einfach wie möglich zu machen, kann ein Schlüssel zum Erfolg sein.“
Hon. Prof. (FH) Dr. Bernhard Rupp, Leiter der Abteilung Gesundheitspolitik der AK Niederösterreich

Die Immunization Agenda 2030

Die Immunization Agenda 2030 verfolgt das Ziel, eine Welt zu schaffen, in der jeder Mensch – unabhängig von Alter oder Herkunft – umfassend von Impfstoffen profitieren kann. Die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden können damit massiv verbessert werden. „Nur eine durchgeimpfte Bevölkerung ist auch eine gesunde Bevölkerung. Damit könnten die Ausgaben im Gesundheitswesen auch langfristig deutlich reduziert werden“, erläuterte Angelika Widhalm.

Ein wichtiger Faktor wird sein, das Bewusstsein für die Bedeutung der Immunisierung zu schärfen und das Potenzial von Impfungen für die öffentliche Gesundheit in Österreich zu kommunizieren und hervorzuheben. Gemeinsam sollen auch in Österreich neue Wege gefunden werden, der Vision der Immunization Agenda 2030 näherzukommen.

Einer dieser neuen Wege wird sein, das Impfen durch Apothekerinnen und Apotheker zu gestatten und zu fördern. Darin waren sich die meisten der Diskutant:innen einig.

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