
Der Anlass: Die Zahl der Hitzetage in Österreich hat sich seit 1950 verdreifacht – mit einem Anstieg, der doppelt so stark ausfällt wie im globalen Durchschnitt.
"Immer heißer werdende Sommer erfordern ein gemeinsames und akkordiertes Handeln auf allen Ebenen", betonte Ministerin Schumann die Dringlichkeit der Situation. Besonders würdigte sie dabei die Rolle der Apothekerschaft: "Großen Dank an die Apothekerinnen und Apotheker für ihre Leistungen in dieser besonderen Belastungszeit."
Apotheken als Hitze-Kompetenzzentren
Die österreichische Apothekerkammer macht das Thema „Hitzeschutz“ im Jahr 2025 zum Schwerpunkt und positioniert sich als wichtige Erstanlaufstelle für hitzebedingte Gesundheitsfragen. "Wir brauchen ein einheitliches Wording und gesichertes Wissen für die Bevölkerung", betonte Mursch-Edlmayr. Dazu wurden neue Beratungsleitfäden entwickelt, die bereits an alle 1.470 öffentlichen Apotheken verteilt wurden.
Die mehrseitigen Fachunterlagen umfassen Informationen zu hitzeassoziierten Erkrankungen – vom Hitzschlag über Sonnenstich bis hin zu Hitzeausschlag und Hitzeerschöpfung. Besonders detailliert behandeln sie die Wechselwirkungen zwischen Hitze und Arzneimitteln, basierend auf der adaptierten Heidelberger Hitzetabelle.
Medikamente bei Hitze: Neue Herausforderungen
Ein zentraler Beratungsschwerpunkt liegt auf der veränderten Arzneimittelwirkung bei hohen Temperaturen. Hitze beeinflusst alle pharmakokinetischen Prozesse – von der Resorption über die Verteilung bis hin zum Metabolismus und zur Ausscheidung. Besonders kritisch sind Blutdruckmedikamente, da Hitze bereits zu einer natürlichen Gefäßerweiterung führt und die zusätzliche blutdrucksenkende Wirkung zu Kreislaufproblemen führen kann. Auch Diuretika verstärken bei Hitze den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust, während manche Wirkstoffe die körpereigene Temperaturregulation stören oder Phototoxizitäten auslösen können. "Wir wollen nicht verunsichern, sondern sensibilisieren", erklärte Mursch-Edlmayr die Strategie der Aufklärung.
Praktische Hilfen für Kunden
Ergänzend zu den Beratungsleitfäden erhalten Apotheken Informationsmaterialien für ihre Kunden. Die Flyer "Achtung, Hitze! – Tipps für den Alltag" fassen wissenschaftliche Informationen in verständlicher Sprache zusammen. Sie enthalten konkrete Hinweise zur Arzneimittellagerung und allgemeine Verhaltenstipps bei Hitze.
AK_Flyer_GesundbeiHitze_A5_LO_01__2_.pdf
Besonders gefährdete Gruppen im Fokus
Umweltmediziner Fuchsig warnte vor den dramatischen Auswirkungen auf vulnerable Bevölkerungsgruppen. Jeder dritte Österreicher gilt als hitzevulnerabel, besonders betroffen sind ältere Menschen, Kleinkinder, chronisch Kranke und überraschenderweise auch 10- bis 19-jährige Burschen, denen oft das nötige Körpergefühl fehlt.
Eine weitere wichtige Empfehlung von Fuchsig: Bei Kollaps nicht sofort die Rettung rufen, sondern zunächst die Nummer 1450 wählen. " Wenn Sie immer eine Rettung rufen, wenn eine Person kollabiert, dann kollabiert das Rettungswesen", so Fuchsig. Stattdessen brauche es "Hitzeverstand" und die Bereitschaft zur Nachbarschaftshilfe.
Ausblick: Betriebliche Maßnahmen
Für die Zukunft plant die Apothekerschaft, ihre Betriebe "hitzestabil" zu machen. Neben klimaneutralen Umbauten mit Unterstützung von Bundesförderprogrammen sollen auch betriebliche Hitzeschutzpläne entwickelt werden. Die Zusammenarbeit mit der Arbeitsmedizin soll 2026 eine systematische Hitzeevaluierung in allen Betrieben ermöglichen.
Der „Hitze-Schulterschluss“ ergänzt die bestehenden Hitzeschutzpläne des Bundes und der Länder und stellt dabei die Apotheke als wohnortnahe Schnittstelle in den Mittelpunkt.
Im geschützten Bereich auf der Website der Apothekerkammer finden Apotheker:innen den Hitzeschutz-Info-Flyer für Kund:innen sowie weitere Materialien zum Download:
https://www.apothekerkammer.at/geschuetzt/kommunikation-und-werbung/downloads-und-social-media/hitze