Zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung 

Neues Parkinson-Medikament verspricht Verbesserung

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Seit kurzem steht dabei eine neue Verabreichungsform zur Verfügung, die bei fortgeschrittener Erkrankung bessere Lebensqualität verspricht. Dabei handelt es sich um ein tragbares Infusionsgerät, das Levodopa subkutan - also in das Unterhaut-Fettgewebe - abgibt, berichtete die Medizinerin Stephanie Hirschbichler am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

Morbus Parkinson ist bisher nicht heilbar. Es handelt sich um die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung mit weltweit rund zehn Millionen Betroffenen und 20.000 bis 30.000 Patientinnen und Patienten in Österreich, sagte Hirschbichler, Leiterin der Bewegungsstörungsambulanz am Universitätsklinikum St. Pölten. Die Zahlen nehmen aufgrund der steigenden Lebenserwartung zu, verwies die Neurologin auf die Bezeichnung "Parkinson-Pandemie".

Bei der Erkrankung kommt es aus bisher unbekannter Ursache zur Bildung von sogenannten Lewy-Körperchen aus fehlgefaltetem körpereigenem Eiweiß und dadurch zu einer zunehmenden Neurodegeneration. Davon betroffen sind dopaminerge Neuronen, die den auch für Bewegung notwendigen Botenstoff Dopamin produzieren. Bereits im frühen Stadium kommt es zur Verlangsamung der Bewegung, Steifheit der Muskulatur und Zittern (Tremor). "Goldstandard" in der Behandlung ist seit fünf Jahrzehnten die orale Gabe der Dopamin-Vorstufe Levodopa in Tablettenform, erläuterte Hirschbichler.

88 Prozent fühlen sich gut behandelt

Mit dem Fortschreiten der Krankheit kommt es jedoch bei oraler Einnahme zunehmend zu anormal hohen und niedrigen Dopaminkonzentrationen, die zu ausbleibender Wirkung und Nebenwirkungen führen können. Spätestens dann sollte laut Hirschbichler an gerätegestützte Therapien gedacht werden, die bisher meist einen operativen Eingriff - zum Beispiel für eine Magensonde - erfordern. Nun gebe es mit der subkutanen Infusionstherapie eine minimal-invasive Alternative. Studienergebnisse zeigten eine Verbesserung der Lebensqualität und leichte bis mittelschwere Nebenwirkungen, die teils auch bei oraler Levodopa-Einnahme auftreten.

88 Prozent der Parkinson-Betroffenen in Österreich fühlen sich "gut" oder "eher gut" behandelt, berichtete Gerlinde Baldauf vom Pharmakonzern AbbVie aus einer Umfrage vom Sommer 2022. Allerdings geben 39 Prozent an, nicht mit ihrer Erkrankung zurechtzukommen, 76 Prozent brauchen im Alltag Hilfe, beispielsweise von Angehörigen. Die orale Therapie ist bei 93 Prozent der Betroffenen bekannt, aber nur 55 Prozent kennen andere Medikamentengaben und begleitende Therapien wie Physio- und Logotherapie. Das ist eine "Lücke, die es zu schließen gilt", sagte Baldauf, die bei AbbVie in Österreich für Patientenangelegenheiten zuständig ist.

Austausch mit anderen Betroffenen sei den Patienten besonders wichtig, erläuterte Baldauf. Das hatte in der Corona-Pandemie schlechter funktioniert. Darauf verwies ebenso die Neurologin Michaela Steffelbauer, die auch Präsidentin der Parkinson Selbsthilfe Oberösterreich ist. In Selbsthilfegruppen gebe es neben dem wichtigen Austausch etwa gemeinsames Turnen, Singen und Basteln sowie Wandern oder Ausflüge. Auch Sportarten könnten gemeinsam neu entdeckt werden.

APA

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