Ein tirolerisch-schwedisches Forscherteam ist bei der Bekämpfung von Karzinomen der gesamten Gebärmutter offenbar ein deutliches Stück weitergekommen und hat einen DNA-Test entwickelt, der die Früherkennung verbessern soll. In Kombination mit einem bereits erhältlichen Test sollen fast alle Gebärmutter-Krebsarten früher erkannt werden, teilten die tirol kliniken mit. Das Verfahren stellt laut den Wissenschaftern einen eindeutigen Fortschritt zur etablierten PAP-Zytologie dar.
Der vom EUTOPS-Institut (European Translational Oncology Prevention and Screening Institute) der tirol kliniken und der Universität Innsbruck gemeinsam mit dem Karolinska Institut in Stockholm entwickelte WID-qCIN-Test basiere auf "objektiven Analysen der DNA" und sei damit nicht abhängig von der fehleranfälligen Beurteilung der Betrachterinnen und Betrachter. Das neue Testverfahren erkenne im Vergleich zum herkömmlichen PAP-Abstich, bei dem die Zellform unter einem Mikroskop analysiert wird, zwar gleich viele Frauen, die eine schwere Krebsvorstufe oder bereits an Krebs erkrankt sind. Allerdings würden mit dem neuen Test 69 Prozent aller Frauen erkannt, die erst in ein bis sechs Jahren nach der Probenentnahme einen Gebärmutterhalskrebs oder eine Vorstufe entwickeln. Die PAP-Zytologie habe dies nur in 18 Prozent der Fälle leisten können, hieß es.
EUTOPS-Leiter Martin Widschwendter zeigte sich optimistisch, dass das Testverfahren gemeinsam mit der HPV-Impfung "wohl 90 Prozent der Patientinnen und Angehörigen das Leid" der Erkrankung "ersparen" könne. Weltweit werden jährlich 660.000 Frauen mit einem invasiven Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert und 350.000 - zum Großteil junge Frauen - sterben an dieser Erkrankung.
"Der WID-qCIN-Test analysiert ausgewählte DNA-Regionen in einem Gebärmutterhalsabstrich und folgt dabei einem hochdurchsatzfähigen, automatisierbaren und objektiven Probenauswertungssystem", sagte Widschwendter. Für die in der Fachzeitschrift Nature Medicine publizierten Studie wurden 28.000 Frauen im Großraum Stockholm untersucht, die zwischen Jänner und März 2017 zum schwedischen Gebärmutterhalsscreening eingeladen worden waren.
Bei der Untersuchung der beiden am stärksten krebserregenden HPV-Subtypen, HPV16 und HPV18, konnten laut Studie lediglich 58,9 Prozent der Frauen mit schweren Krebsvorstufen, sogenannte CIN3, erkannt werden. Der Nachweis von HPV16/18 in Kombination mit einem positiven WID-qCIN Testergebnis habe hingegen 93,4 Prozent aller CIN3 und 100 Prozent aller invasiven Karzinome detektiert, die innerhalb von zwölf Monaten nach Probenentnahme diagnostiziert worden seien.
Außerdem habe sich gezeigt, dass 210 Patientinnen, die 2017 einen vollkommen unauffälligen Befund (PAP-Zytologie oder Gebärmutterhalsspiegelung) aufwiesen, 13 bis 72 Monate nach der Probenentnahme mit Gebärmutterhalskrebs oder entsprechenden Krebsvorstufen diagnostiziert worden waren. Das zytologische Verfahren habe dabei nur ebenjene 18 Prozent der Erkrankungen erkannt, die Kombination aus HPV16/18-Testung und WID-qCIN-Testungen dagegen 69 Prozent der Fälle.
Widschwendter und sein Team machten bereits im Vorjahr auf sich aufmerksam, als er mit dem WID-qEC Test einen weiteren Test zur Früherkennung von Gebärmutterkörperkrebs vorstellte. Der Test ist bereits für Patientinnen, die wegen abnormen Blutungen bei Gynäkologinnen und Gynäkologen vorstellig werden, seit März 2024 in Österreich und zukünftig auch in der Schweiz verfügbar. Die Forschenden hoffen nun, dass mithilfe der beiden Testverfahren bösartige Tumore mit Ursprung in der Gebärmutter so früh erkannt werden können, damit aggressive Therapien weitestgehend vermieden und ein Überleben ermöglicht werden können.
APA