
Die Studie wertete die Daten von 21.002 Patient:innen aus und fand, dass ca. 31 % der Personen über mindestens ein Absetzsymptom nach Beendigung der antidepressiven Therapie berichteten. Zum Vergleich: Nach Absetzen von Placebo traten bei 17 % Beschwerden auf, was die Bedeutung nicht-pharmakologischer Faktoren unterstreicht. Unter Berücksichtigung dieses Nocebo-Effekts liegt die tatsächliche Häufigkeit spezifischer Absetzsymptome bei etwa 15 % – betroffen ist also etwa jede/r Sechste bis Siebte. Etwa 3 % entwickeln schwere Symptome, besonders nach Einnahme von Desvenlafaxin, Venlafaxin, Imipramin oder Escitalopram. Typische Manifestationen wie Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Reizbarkeit treten meist innerhalb weniger Tage auf und können Wochen bis Monate anhalten.
Überraschenderweise fand sich keine Korrelation zwischen Einnahmedauer und Symptomhäufigkeit. Auch zwischen abruptem Absetzen und schrittweisem Ausschleichen zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit der Beschwerden. Dieses Ergebnis sollte jedoch aufgrund methodischer Limitationen mit Vorsicht interpretiert werden.
Quelle
Henssler J, et al.: Incidence of antidepressant discontinuation symptoms:
a systematic review and meta-analysis. Lancet Psychiatry 2024; 11: 526-535