Unter einer Uveitis versteht man eine infektiöse oder nicht-infektiöse Entzündung der Gefäßhaut, die aus den drei Abschnitten Regenbogenhaut (Iris), Ziliarkörper (Corpus ciliare) und Aderhaut (Choroidea) besteht (siehe Abbildung unten). Uveitiden sind eine heterogene Gruppe von Augenerkrankungen, die sich in Ätiologie und anatomischer Lage unterscheiden und einen Entzündungsprozess umfassen, der durch eine Vielzahl endogener und exogener Faktoren verursacht werden kann. In Europa ist die Uveitis eine der Hauptursachen für Erblindung im mittleren Lebensalter1, die Inzidenz aller Uveitiden beträgt zwischen 17 und 50/100.000 Personen.
Von Visuseinschränkungen bis fliegende Mücke
Je nach Lokalisation werden bei Uveitiden anteriore (Iritis, häufigste Form), intermediäre und posteriore (Choroiditis) Formen unterschieden, die sich auch in ihrer Symptomatik verschieden gestalten. Ist die gesamte Gefäßhaut betroffen, spricht man von einer Panuveitis.
Die Uveitis anterior ist dabei bei weitem am häufigsten, in etwa 20 % der Fälle liegt eine Uveitis intermedia vor. Eine chronische Uveitis anterior kann weniger dramatische Symptome haben und mit Augenreizung oder verminderter Sehkraft einhergehen. Uveitis intermedia und posterior neigen dazu, weniger Schmerzen und gerötete Augen, aber mehr Mouches volantes (fliegende Mücken) und Visusreduktion zu verursachen.
Bei rund einem Drittel aller akuten Uveitiden kommt es zu Rezidiven. Unbehandelt kann die Erkrankung zu irreversiblem Verlust der Sehkraft führen. Besonders bei chronischen Formen können Komplikationen wie Katarakt, Glaukom, Netzhautablösung und zystoides Makulaödem auftreten.
Uveitiden können sowohl primär als auch als Folge anderer Leiden entstehen. Je nach Unterform sind unterschiedliche Auslöser möglich.
Häufig bei rheumatischen Erkrankungen
Uveitis anterior
Bei der Uveitis anterior betrifft die Entzündung vor allem Iris und Ziliarmuskel. Die Erkrankung äußert sich klassischerweise durch Lichtempfindlichkeit, Rötungen und Schmerzen am Auge. Sie kann entweder idiopathisch oder durch Traumata und Autoimmunerkrankungen des rheumatischen Formenkreises wie Spondyloarthropathien und juvenile idiopathische Arthritis (JIA) auftreten. Zudem können auch einige Arzneistoffe wie Sulfonamide, Bisphosphonate und Checkpoint-Inhibitoren wie Nivolumab und Ipilimumab eine Uveitis anterior hervorrufen.
Bei der JIA besteht ein hohes Risiko für komplizierte Uveitisverläufe. Da das Auge anfangs jedoch unauffällig erscheinen kann, wird die Erkrankung oft spät diagnostiziert. Die Erblindungsrate bei unbehandelter Uveitis anterior ist mit rund 30 % hoch, lässt sich durch Früherkennung und Therapie allerdings deutlich senken. Nichtsdestotrotz ist das Risiko für irreparable Folgeschäden von im Kinder- und Jugendalter auftretenden Uveitiden immer noch sehr groß. Die häufigsten Gründe für die Visusminderung sind Katarakt, Glaukom und Makulaschäden.
Um die Krankheitsaktivität bei Uveitis intermedia einschätzen zu können, Komplikationen rechtzeitig zu erkennen und künftig objektive Marker der Entzündungsaktivität zu etablieren, untersuchten Forscher:innen eine neue hochauflösende bildgebende Methode.
Bei der optischen Kohärenztomographie werden mittels eines schwachen Lasers Schichtbildaufnahmen der Netz- und Aderhaut erzeugt. So kann die Durchblutungsdichte der zentralen Netzhaut berechnet werden.
Bei 52 Proband:innen ging die Zunahme der Krankheitsaktivität mit einer Abnahme der Durchblutungsdichte einher, die zudem signifikant mit einer späteren Verschlechterung der zentralen Sehschärfe assoziiert war. Dies könnte künftig eine Vorhersage des Krankheitsverlaufes ermöglichen.
Die Behandlung erfolgt in Abhängigkeit der Entzündungsaktivität, Komplikationen und Risikofaktoren für eine Visusminderung. Als Mittel der Wahl werden topische Corticosteroide eingesetzt; in einer Dosis von bis zu zwei Tropfen täglich ist dies auch als Dauertherapie möglich. Bei persistierender Erkrankung wird eine systemische immunsuppressive Therapie bevorzugt mit Methotrexat empfohlen. Bleibt eine Besserung aus, kommt der TNF-α-Inhibitor Adalimumab zur Anwendung. Versagt auch dieses, werden andere Biologika (Golimumab, Infliximab, Tocilizumab) eingesetzt.
Oft schmerzlos
Uveitis intermedia
Die Uveitis intermedia betrifft in erster Linie den Glaskörper und die Gefäße der Netzhaut. Die Erkrankung verläuft oft schmerzlos. Da es zur Verdichtung von Entzündungszellen im Glaskörper kommt, treten vorwiegend Sehstörungen wie verschwommenes Sehen und Schlieren („snowbanks/snowballs“) auf, die langsam voranschreiten.
Die Uveitis intermedia ist in rund 60 % der Fälle idiopathisch. Ihr liegen keine rheumatischen Erkrankungen, sondern häufig Multiple Sklerose, Sarkoidose, bei älteren Patient:innen Lymphome, oder auch Borreliose zugrunde. In der überwiegenden Zahl der Fälle verläuft die Erkrankung chronisch.
Corticosteroide sind auch hier Mittel der Wahl. Bei Kontraindikationen gegen eine systemische Therapie oder einseitiger Uveitis intermedia werden intravitreale Cortison-Implantate (Dexamethason, Fluocinolon) empfohlen. Ist die Erkrankung therapieresistent und liegt sie auf beiden Augen vor, wird mit Ciclosporin A behandelt, allerdings ist auch die Behandlung mit anderen DMARDs wie Methotrexat, Mycophenolat Mofetil oder Azathoprin im Off-Label-Use möglich. Als letzte Möglichkeit kann Adalimumab eingesetzt werden.
Auch in Kombination
Uveitis posterior
In rund 13 % der Fälle handelt es sich um eine Uveitis posterior. Erwachsene sind häufiger betroffen. Bei dieser Form der Erkrankung betrifft die Entzündung Ader- und/oder Netzhaut, was mit Visusminderung, Lichtempfindlichkeit und Sehstörungen wie Mouches voulantes, Nebel- und Schleiersehen einhergeht. Das Auge ist typischerweise nicht sichtbar gerötet.
Die Uveitis posterior kann eine Folge von Sarkoidose, systemischem Lupus erythematodes (SLE) und Toxoplasmose sein, aber auch Infektionen mit Herpesviren, Syphilis und Herpes-Viren können die Erkrankung auslösen. Sie kann in Kombination mit den bereits genannten Uveitisformen oder als Panuveitis auftreten, heilt entweder völlig aus oder hinterlässt Narben, die zu Gesichtsfeldausfällen oder Störungen der Sehschärfe führen.
Quellen
- Brydak-Godowska J et al. A Retrospective Observational Study of Uveitis in a Single Center in Poland with a Review of Findings in Europe. Med Sci Monit. 2018 Dec 3;24:8734-8749
- Wintergerst M W M et al, Vessel density on optical coherence tomography angiography is prognostic for future
disease course in intermediate uveitis. Sci Rep 14, 2933 (2024), doi:10.1038/s41598-023-49926-0 - Pschyrembel Online, Medizinisches Wörterbuch, abgerufen am 28.02.2024,
- MSD-Manual, Ausgabe für medizinische Fachkreise, abgerufen am 28.02.2024
- Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft e.V. (DOG), Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA), Leitlinie Nr. 24a, Uveitis intermedia,
Stand: 14.06.2020, https://www.augeninfo.de/leit/leit24.htm, abgerufen am 28.02.2024
Weitere Literatur auf Anfrage