In Österreich leiden bis zu 80.000 Personen an chronischen Müdigkeitssyndromen wie Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue Syndrom (ME/CFS). Aktuelle Forschungsansätze zeigen, dass eine Funktionsstörung des Endothels im Zusammenhang mit der Erkrankung stehen könnte. Das Endothel ist eine dünne Zellschicht, die das Innere von Blutgefäßen auskleidet. Welche Rolle diese Zellschicht bei der Entstehung chronischer Müdigkeitssyndrome spielen könnte, wird nun im Forschungsprojekt "Endotheliale Dysfunktion bei chronischen Müdigkeitssyndromen" untersucht. Geleitet wird das Projekt von der FH JOANNEUM in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Wien, der Charité - Universitätsmedizin Berlin und der Warsaw University of Technology.
Nach einer Infektion wie Myalgische Enzephalomyelitis / Chronisches Fatigue Syndrom (ME/CFS) und Long COVID sind chronische Müdigkeitssyndrome primär durch eine Müdigkeitssymptomatik gekennzeichnet. Diese Müdigkeit kann von leichter Ausprägung sein, bei der Patientinnen und Patienten zumindest noch in der Lage sind, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen. Bei mittelschwerer und schwerer Ausprägung sind Betroffene überwiegend zu Hause und können sogar bettlägerig sein. ME/CFS und Long COVID beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität dieser Personen, sondern stellen auch eine Belastung für Gesundheitssysteme dar. Die neue Studie an der FH JOANNEUM soll eine maßgeschneiderte Behandlung bringen.
Forschung in der Steiermark
Seit 2018 wird bereits am Institut Biomedizinische Analytik der FH JOANNEUM über die Ursachen chronischer Müdigkeitssyndrome mit dem Fokus auf endotheliale Funktionsstörung geforscht. Nun konnte sich das Institut gemeinsam mit der Medizinischen Universität Wien, der Charité - Universitätsmedizin Berlin und der Warsaw University of Technology das weiterführende Forschungsprojekt "Endotheliale Dysfunktion bei chronischen Müdigkeitssyndromen" sichern.
"Wir wissen, dass eine endotheliale Dysfunktion den Blutfluss, die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung und den Abtransport von Abfallstoffen im Körper beeinträchtigt. Aber wie sich eine solche Fehlfunktion entwickelt, ist bis heute weitgehend unbekannt", erklärt Projektleiter Francisco Westermeier, Wissenschafter und Dozent am Institut Biomedizinische Analytik der FH JOANNEUM. Das Projektziel sei es daher, "genetische, zelluläre und metabolische Prozesse zu untersuchen, die im Zusammenhang mit der Funktion von Endothelzellen stehen", sagt Westermeier.
Dazu werden im Rahmen dieser Studie Plasmaproben einer österreichischen Kohorte von ME/CFS- und Long-COVID-Patientinnen und -Patienten untersucht. Die Projektpartnerinnen und -partner wollen mit der Studie neue Erkenntnisse zum besseren Verständnis der endothelialen Dysfunktion bei chronischen Müdigkeitssyndromen nach einer Infektion liefern.
Westermeier: "Das soll zu einer verbesserten Einteilung der Erkrankten in risikoangepasste Behandlungsgruppen und zu maßgeschneiderten Behandlungsalternativen führen: Jede Patientin, jeder Patient soll anstatt einer einheitlichen, eine individuell angepasste Therapie bekommen."
Studie bereits gestartet
Die Medizinische Universität Wien stellt für die Studie das Blutplasma bereit, die Warsaw University of Technology unterstützt die FH JOANNEUM in der statistischen Analyse der Ergebnisse. Die Projektpartnerin Charité - Universitätsmedizin Berlin bringt ihre in Europa höchst anerkannte Erfahrung auf dem Gebiet ME/CFS und Long COVID ein.
Das Projekt "Endotheliale Dysfunktion bei chronischen Müdigkeitssyndromen" wird von Juli 2024 bis Juni 2027 unter Leitung der FH JOANNEUM mit der Medizinischen Universität Wien, der Charité - Universitätsmedizin Berlin und der Warsaw University of Technology durchgeführt. Fördergeber ist der Österreichische Wissenschaftsfonds (FWF).
APA OTS