Mehr als ein Update

AVS der Zukunft: Ein Fundament für Stabilität & Sicherheit

Artikel drucken
Das AVS ist das digitale Rückgrat zahlreicher österreichischer Apotheken. Ab Sommer 2025 startet im Rahmen der Initiative  „AVS der Zukunft“ die schrittweise Modernisierung. Die bewährte Logik und die intuitive Bedienung bleiben erhalten. © LukasLorenz
Das AVS ist das digitale Rückgrat zahlreicher österreichischer Apotheken. Ab Sommer 2025 startet im Rahmen der Initiative „AVS der Zukunft“ die schrittweise Modernisierung. Die bewährte Logik und die intuitive Bedienung bleiben erhalten. © LukasLorenz

ÖAZ Als Geschäftsführer des APOVERLAG leiten Sie mit „AVS der Zukunft“ das größte Modernisierungsprojekt in der Unternehmensgeschichte. Was steckt dahinter?
DI Franz Coreth Unsere Initiative „AVS der Zukunft“ ist mehr als ein Update – es ist eine Investition in die Zukunft und der Start zu einer modernen, sicheren und flexiblen Apothekenlösung, die den Alltag unserer Kund:innen erleichtert und sie langfristig für die Zukunft rüstet. Wichtig ist mir, zu betonen, dass wir das bestehende System weiterentwickeln und kein komplett neues System bauen – die bewährte Logik bleibt erhalten, die Bedienung bleibt intuitiv. Die Modernisierung erfolgt schrittweise und immer vollständig integriert, ohne das Herz und die Seele des AVS zu verändern. Das Ziel ist ein vollständig modernisiertes, modulares und cloudfähiges AVS, das sich flexibel an neue gesetzliche, technologische und organisatorische Anforderungen anpassen lässt.

ÖAZ Das klingt nach einem fundamentalen Wandel. AVS hat über Jahrzehnte in unzähligen Apotheken gute Dienste geleistet – man könnte es als digitales Rückgrat vieler Apotheken bezeichnen. Warum ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für diese Erneuerung?
Coreth Wir stehen an einem technologischen Wendepunkt. Die bestehende Plattform stößt technisch und wirtschaftlich an Grenzen. Große Teile des Systems basieren auf Technologien, die zwar über viele Jahre zuverlässig waren, heute aber ihre Limits erreicht haben. Für viele dieser älteren Technologien gibt es am Arbeitsmarkt kaum noch Entwickler:innen, die damit arbeiten können und möchten. Nachwuchskräfte konzentrieren sich auf moderne Web- und Cloud-Technologien. Gleichzeitig steigen die gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen im Gesundheitswesen massiv – denken Sie nur an die zunehmende Dokumentationspflicht, ELGA, die digitale Kommunikation mit Krankenkassen und SVC. Darauf müssen wir vorbereitet sein. 

ÖAZ Sie beschreiten diesmal einen ganz neuen Weg und arbeiten erstmals schon in der Konzeptionsphase eng mit den Anwender:innen zusammen. Wie sehen diese Formate konkret aus?
Coreth Das stimmt, wir holen uns laufend in allen Phasen der Entwicklung Feedback ein. Diese Rückmeldungen von Anwender:innen sind extrem wertvoll, und ich möchte mich auch hier auf diesem Weg herzlich dafür bedanken.

ÖAZ Aber mal Hand aufs Herz – jede Apotheke tickt anders. Wie schaffen Sie es, bei sehr unterschiedlichen Arbeitsweisen eine Software zu entwickeln, die möglichst vielen gerecht wird?
Coreth Sie sprechen einen wichtigen Punkt an. Wir wissen, dass es keine zwei Apotheken gibt, die in ihrer Arbeitsweise und Konstellation einander gleichen. Jede Apotheke hat in bestimmten Bereichen ihre eigene Arbeitsweise entwickelt – sei es bei der Bestellung, bei der Warenübernahme, in der Rezeptverarbeitung oder im Kundenservice. Daher liegt es in der Natur der Sache, dass keine Software für alle Apotheken in allen Punkten perfekt sein kann. Unser Ziel ist es, möglichst viele Anforderungen optimal zu erfüllen, flexible Anpassungsmöglichkeiten zu bieten und gleichzeitig ein stabiles, verständliches System zu schaffen. Das gelingt nur über offene Kommunikation und bewusste Kompromisse. 

Franz Coreth © APOVERLAG
© APOVERLAG
“„Wir stellen heute die Weichen so, dass unsere Kund:innen auch in  Zukunft erfolgreich und sicher arbeiten können.““
DI Franz Coreth Geschäftsführer APOVERLAG

ÖAZ Die neue Architektur soll modular und cloudfähig sein. Was bedeutet das für eine Apotheke in der Praxis? Müssen sich Apotheker:innen auf komplett neue Arbeitsweisen einstellen?
Coreth Nein, die Modernisierung wird schrittweise erfolgen und an den gewohnten Arbeitsabläufen orientiert sein. Modularität bedeutet, dass neue Funktionen einzeln eingeführt werden können, ohne gleich das ganze System umzustellen. Cloudfähigkeit gibt Apotheken in mittlerer Zukunft zusätzliche Wahlmöglichkeiten: Sie können AVS wie bisher lokal in der Apotheke betreiben, in einem Hybridmodell oder komplett aus einem sicheren, zertifizierten externen Rechenzentrum. Wir bekommen bereits heute Anfragen von Kund:innen nach Cloud-Lösungen. In Deutschland gibt es schon mehrere Anbieter, bei uns ist dieser Markt erst im Entstehen. Mit unserer cloudfähigen Architektur sind wir darauf vorbereitet. Das erhöht Flexibilität, Sicherheit und Wartungskomfort – ohne den Alltag radikal zu verändern.

ÖAZ Welche Module kommen zuerst und warum?
Coreth Wir starten dieses Jahr mit dem Modul „Bestellung & Warenübernahme“, weil hier die Anforderungen an Digitalisierung und Automatisierung besonders hoch sind. Danach folgen Schritt für Schritt weitere Module – immer begleitet von Schulungen, Videos und Support. Die vollständige Umstellung wird mehrere Jahre dauern, um die Einführung so sanft und planbar wie möglich zu gestalten.

ÖAZ Was kommt auf die Apothekenteams während der Umstellung zu?
Coreth Wir begleiten unsere Kund:innen intensiv durch den gesamten Prozess. Das bedeutet konkret: umfassende Schulungsangebote, Erklärvideos, detaillierte Dokumentationen und natürlich persönlicher Support. Niemand wird mit dem neuen System allein gelassen. Die schrittweise Einführung gibt allen Beteiligten Zeit, sich mit den neuen Modulen vertraut zu machen. Unser Ziel ist es, dass unsere Kund:innen nicht „überrascht“ werden, sondern jederzeit mitgenommen und vorbereitet sind.

ÖAZ Genug Theorie – malen wir mal ein Bild: Montagmorgen, 8 Uhr, die diensthabende Apothekerin startet das neue AVS. Was wird sie am ersten Tag mit dem ersten modernisierten Modul konkret bemerken?
Coreth Sie wird sehen, dass Abläufe klarer strukturiert und effizienter zu bedienen sind. Die Oberfläche wird anders aussehen – moderner, aufgeräumter. Manche Funktionen werden mehr Möglichkeiten bieten, andere sind vielleicht an einer anderen Stelle zu finden. Aber die grundlegende Logik bleibt vertraut. Im Bestellwesen werden konkret automatische Abgleiche schneller funktionieren und die digitale Belegarchivierung wird den Papieraufwand deutlich reduzieren. Und das alles ist eingebettet in eine Oberfläche, die sich an modernen Webstandards orientiert. 

“„Fachliche Entscheidungen bleiben immer in menschlicher Hand! KI ist für uns kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug.““
DI Franz Coreth Geschäftsführer APOVERLAG

ÖAZ Künstliche Intelligenz ist derzeit in aller Munde. Spielt KI auch bei der Modernisierung des AVS eine Rolle?
Coreth Wir setzen KI gezielt dort ein, wo sie echten Nutzen bringt – aktuell in der Entwicklung, der Qualitätssicherung und im Marketing. In Zukunft können wir uns gut vorstellen, dass KI Assistenzfunktionen übernimmt – etwa bei der Optimierung von Bestellvorschlägen, der Analyse von Lagerbeständen oder der intelligenten Vorverarbeitung von Daten. Aber eines ist klar: Fachliche Entscheidungen bleiben immer in menschlicher Hand! KI ist für uns kein Selbstzweck und kein Marketinggag, sondern ein Werkzeug mit klarem Qualitätsanspruch.

ÖAZ Der APOVERLAG baut mit diesem Projekt das AVS für „die nächste Generation Apotheken“. Wie sieht Ihre Vision der Apotheke in 10 bis 15 Jahren aus?
Coreth Die Apotheke wird stärker vernetzt sein – mit Ärzt:innen, Krankenhäusern, Lieferant:innen und digitalen Gesundheitsdiensten. Viele Prozesse werden automatisiert ablaufen, aber die persönliche Beratung bleibt zentral. Die Apotheke wird ihre unverzichtbare Rolle im Gesundheitssystem behalten, aber in einem veränderten, digitalen Umfeld. Dafür braucht es ein AVS, das sich flexibel anpassen lässt, hohe Sicherheit bietet und offen für neue Schnittstellen und Dienste ist. „AVS der Zukunft“ legt dafür die Basis. 

ÖAZ Was treibt Sie persönlich an, dieses Projekt voranzutreiben?
Coreth Für mich ist es eine einmalige Gelegenheit, die digitale Basis der österreichischen Apothekenwelt für die nächsten Jahrzehnte zu gestalten. Wir können heute die Weichen so stellen, dass unsere Kund:innen auch in Zukunft erfolgreich und sicher arbeiten können. Das ist eine große Verantwortung, aber auch eine großartige Chance.

ÖAZ Wenn Sie Apotheker:innen einen Satz mitgeben könnten: Warum sollten sie sich auf „AVS der Zukunft“ freuen?
Coreth Weil „AVS der Zukunft“ mehr ist als ein Update – es ist der Schritt zu einer modernen, sicheren und flexiblen Apothekenlösung, die Ihren Alltag erleichtert und Sie für die Zukunft rüstet. Außerdem haben wir noch einige Überraschungen geplant, die in den nächsten Monaten verfügbar sein werden. Lassen Sie sich überraschen.

ÖAZ Danke für das Gespräch.

Das könnte Sie auch interessieren