Boehringer Ingelheim

Phase-III-Daten zeigen: Nerandomilast verlangsamt den Rückgang der Lungenfunktion bei IPF und PPF

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 Boehringer Ingelheim gab detaillierte Ergebnisse der Phase-III-Studien
FIBRONEER™-IPF und FIBRONEER™-ILD bekannt. In diesen Studien wurde Nerandomilast, ein oraler, präferenzieller Inhibitor der Phosphodiesterase 4B (PDE4B), bei Patient*innen mit IPF bzw. PPF – jeweils mit und ohne begleitende antifibrotische Therapie – untersucht. Österreich war mit
mehreren Studienzentren an der Durchführung von FIBRONEER™-IPF und -ILD beteiligt. Die Ergebnisse wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht und als Late-Breaking-Daten auf der internationalen Konferenz der American Thoracic Society (ATS) 2025 präsentiert.

Nerandomilast ist ein Prüfpräparat, das sich derzeit in der klinischen Entwicklung befindet und bislang nicht zugelassen ist. Aussagen zur Wirksamkeit und Sicherheit können zum aktuellen Zeitpunkt nicht
getroffen werden. Beide Studien erreichten mit Nerandomilast in den Dosierungen 9 mg und 18 mg (jeweils zweimal täglich) den primären Endpunkt: eine signifikante Reduktion des Verlusts an forcierter Vitalkapazitä (FVC) nach 52 Wochen im Vergleich zu Placebo.1,2 Die FVC ist ein etabliertes Maß zur Beurteilung der Lungenfunktion.

"In den vergangenen zehn Jahren sind zahlreiche klinische Studien in diesem Bereich gescheitert, während IPF und PPF weiterhin erheblichen Auswirkungen auf Patientinnen und Patienten haben“, sagte Toby Maher, Professor für Klinische Medizin an der Keck School of Medicine of USC in Los Angeles.
„Zwei erfolgreiche Phase-III-Studien stellen einen bedeutenden Fortschritt für die wissenschaftliche Gemeinschaft dar. Sie zeigen, dass Nerandomilast das Potenzial hat, eine bislang therapeutische Lück zu schließen und betroffenen Menschen wirksam zu helfen.“

Therapieabbrüche waren in beiden Studien selten:

• In der FIBRONEER™-IPF-Studie kam es bei 14,0 % der Patient*innen unter Nerandomilast 18 mg (zweimal täglich), bei 11,7 % unter Nerandomilast 9 mg (zweimal täglich) und bei 10,7 % unter Placebo zu einem dauerhaften Abbruch der Behandlung infolge unerwünschter Ereignisse.1,2
• In der FIBRONEER™-ILD-Studie führten Nebenwirkungen bei 10 % der Patient*innen unter Nerandomilast 18 mg, bei 8,1 % unter 9 mg (jeweils zweimal täglich verabreicht) und bei 10,2  unter Placebo zum dauerhaften Abbruch der Behandlung.1,2

In beiden Studien war die Verteilung relevanter Nebenwirkungen wie Vaskulitis, Depression, Suizidalität oder medikamentös bedinge Leberschädigung zwischen der Nerandomilast- und Placebo-Gruppe ausgewogen.1,2

„Idiopathische und progrediente Lungenfibrose sind schwerwiegende Erkrankungen. Jeder zweite Betroffene mit IPF verstirbt innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose. Trotz dieser ernüchternde Realität eröffnet die Forschung neue Perspektiven für wirksame und gut verträgliche Therapien, die den Erhalt der Lungenfunktion unterstützen“, sagte Shashank Deshpande, Leiter Humanpharma und Mitglied der Unternehmensleitung bei Boehringer Ingelheim. „Die aktuellen Daten zu Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit von Nerandomilast unterstreichen sein Potenzial, den medizinischen Bedarf von
Menschen mit IPF und PPF gezielt zu adressieren.“

Studiendesign und Ergebnisse

FIBRONEER™-IPF: Studiendesign und Ergebnisse


FIBRONEER™-IPF (NCT05321069) war eine doppelblinde, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von Nerandomilast über einen Zeitraum von mindestens 52 Wochen bei Patient*innen mit IPF. Insgesamt wurden 1.177 Patient*innen aus 36
Ländern im Verhältnis 1:1:1 randomisiert. Sie erhielten entweder Nerandomilast 9 mg zweimal täglich (n=392), Nerandomilast 18 mg zweimal täglich (n=392) oder Placebo zweimal täglich (n=393). Die Randomisierung wurde nach der Einnahme einer begleitenden antifibrotischen Therapie stratifiziert.
Zum Zeitpunkt des Studienbeginns erhielten 77,7 % der Patient*innen entweder Nintedanib oder Pirfenidon als Basistherapie.

Die wichtigsten Wirksamkeitsergebnisse nach 52 Wochen, wie im New England Journal of Medicine veröffentlicht, beinhalten:

Literatur © Boehringer Ingelheim
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Der Key sekundäre Endpunkt (zusammengesetzt aus: Zeit bis zur ersten akuten IPF-Exazerbation, erster Krankenhausaufenthalt aufgrund respiratorischer Ursachen oder Tod) wurde nicht erreicht.

Das häufigste unerwünschte Ereignis war Diarrhö. Sie wurde bei 31,1 % der Patient*innen unter Nerandomilast 9 mg (zweimal täglich), bei 41,3 % unter Nerandomilast 18 mg (zweimal täglich) und bei 16,0 % unter Placebo berichtet. Die Nebenwirkung, die am häufigsten zum Abbruch des Studienprotokolls führte, war ebenfalls Diarrhö. In der 9 mg-Gruppe brachen 1,8 % der Patient*innen die Behandlung ab, in der 18 mg-Gruppe 6,1 % – beide Dosierungen wurden zweimal täglich verabreicht. In der Placebo-Gruppe lag die Abbruchrate bei 0,5 %. Weitere unerwünschte Ereignisse wie Vaskulitis, Depression, Suizidalität oder medikamentös induzierte Leberschädigung traten in allen Behandlungsgruppen in vergleichbarer Häufigkeit auf. Es zeigten sich
keine relevanten Unterschiede zwischen Nerandomilast und Placebo. Nebenwirkungen führten bei Life forward Patient*innen, die bereits eine antifibrotische Basistherapie erhielten, über alle Behandlungsgruppen
hinweg häufiger zu einem Therapieabbruch.

Schwere Nebenwirkungen wurden bei 33 % der Patient*innen unter Placebo beobachtet, bei 31 % unter Nerandomilast 9 mg (zweimal täglich) und bei 30 % unter Nerandomilast 18 mg (zweimal täglich). Tödliche unerwünschte Ereignisse traten bei 5 % der Patient*innen unter Placebo auf, bei 4 % unter Nerandomilast 9 mg und bei 2 % unter Nerandomilast 18 mg – jeweils in zweimal täglicher Anwendung.

FIBRONEER™-ILD: Studiendesign und Ergebnisse

FIBRONEER™-ILD (NCT05321082) war eine doppelblinde, randomisierte, Placebo-kontrollierte Studie, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Nerandomilast über einen Zeitraum von mindestens 52 Wochen
bei Patient*innen mit progredienter Lungenfibrose (PPF) untersuchte. Insgesamt wurden 1.176 Patient*innen aus 44 Ländern im Verhältnis 1:1:1 randomisiert und erhielten entweder Nerandomilast 9mg zweimal täglich (n=393), Nerandomilast 18 mg zweimal täglich (n=391) oder Placebo zweimal
täglich (n=392). Die Randomisierung wurde nach der Einnahme einer begleitenden antifibrotischen Therapie stratifiziert. Dabei erhielten 43,5 % der Patient*innen Nintedanib als Basistherapie. Die wichtigsten Wirksamkeitsergebnisse nach 52 Wochen, wie im New England Journal of Medicine veröffentlicht, beinhalten. 

Literaturstudie © Boehringer Ingelheim
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Nerandomilast war für den Key sekundären Endpunkt (zusammengesetzt aus: Zeit bis zur ersten akuten Exazerbation, Krankenhausaufenthalt aufgrund einer respiratorischen Ursache oder Tod) statistisch nicht signifikant, aber es gab zahlenmäßig weniger Todesfälle in beiden Behandlungsgruppen: 9 mg-Gruppe
(n=33/8,4%), 18 mg-Gruppe (n=24/6,1%) versus Placebo (n=50/12,8%).

Das Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil von Nerandomilast stimmte weitgehend mit dem von FIBRONEER-IPF™ überein. Das häufigste unerwünschte Ereignis, das über einen Zeitraum von 52 Wochen
berichtet wurde, war Diarrhö. Sie trat bei 24,7 % der Patient*innen in der Placebo-Gruppe auf, bei 29,5 % unter Nerandomilast 9 mg (zweimal täglich) und bei 36,6 % unter Nerandomilast in der Dosierung von 18
mg, ebenfalls zweimal täglich. Weitere Nebenwirkungen wie Vaskulitis, Depression oder Suizidalität traten in vergleichbarer Häufigkeit in beiden Behandlungsgruppen auf (Nerandomilast vs. Placebo). Die unerwünschten Ereignisse, die am häufigsten zum Abbruch der Behandlung führten, waren eine
"Verschlechterung des Zustands" (d. h. eine Verschlechterung der Lungenfibrose) sowie Diarrhö. Eine Verschlechterung des Zustands führte bei 1,5 % der Patient*innen unter Nerandomilast 9 mg (zweima täglich), bei 1,0 % unter Nerandomilast 18 mg (zweimal täglich), und bei 3,1% unter Placebo zum Abbruch der Behandlung. Diarrhö war in 1,3 % der Fälle unter Nerandomilast 9 mg, in 2,6 % unter 18 mg (jeweils zweimal täglich verabreicht) und in 0,5 % unter Placebo der Grund für den Abbruch. Die Inzidenz therapiebedingter Abbrüche wegen Nebenwirkungen war bei Patient*innen mit begleitender
Nintedanib-Basistherapie ähnlich wie bei jenen ohne diese Begleitmedikation.

Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten bei 35,2 % der Patient*innen unter Placebo auf, sowie bei 31,8 % bzw. 33,2 % der Patient*innen, die mit Nerandomilast 9 mg bzw. 18 mg zweimal täglich behandelt wurden. Tödliche unerwünschte Ereignisse wurden bei 5,1 % der Patient*innen unter Placebo beobachtet, sowie bei 3,6 % bzw. 2,0 % unter Nerandomilast 9 mg bzw. 18 mg zweimal täglich.

Über Nerandomilast

Nerandomilast (BI 1015550) ist ein oraler, präferenzieller Inhibitor der Phosphodiesterase 4B (PDE4B) mit antifibrotischen und immunmodulatorischen Eigenschaften, der als potenzielle Behandlung für
idiopathische Lungenfibrose (IPF) und progrediente Lungenfibrose (PPF) untersucht wird.1,2 Diese Verbindung ist eine Prüfsubstanz und ist nicht für die Behandlung zugelassen. Die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Prüfsubstanz ist noch nicht erwiesen.

Im Februar 2022 erhielt Nerandomilast von der U.S. Food and Drug Administration (FDA) die Breakthrough Therapy Designation für die Behandlung der IPF und im April 2025 für die Behandlung von
PPF. Die FDA hat kürzlich eine vorrangige Prüfung für den Zulassungsantrag (NDA) von Nerandomilast bei IPF gewährt, mit einer Entscheidung wird im vierten Quartal 2025 gerechnet. Der Antrag auf Zulassung bei PPF wurde ebenfalls bei der FDA gestellt. In Europa und China werden derzeit die
Zulassungsanträge für Nerandomilast bei IPF und PPF geprüft.

Über IPF und PPF

IPF ist eine der häufigeren progredient fibrosierenden interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD),4 die zugrunde liegende Ursache der pulmonalen Fibrose ist hier nicht bekannt. Zu den Symptomen der IPF gehören Atemnot während der körperlichen Aktivität, trockener und anhaltender Husten, Müdigkeit und Schwäche.5 Die Krankheit betrifft in erster Linie Patient*innen über 50 Jahre und tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf.5
Patient*innen mit bestimmten anderen Formen einer fibrosierenden ILD können ebenfalls einen sich verschlechternden Phänotyp entwickeln, der als progrediente pulmonale Fibrose (PPF) bekannt ist. Bei PPF gibt es häufig eine bekannte zugrunde liegende Erkrankung (z. B. rheumatoide Arthritis oder
systemische Sklerose), die die pulmonale Fibrose verursacht. 6 Bei anderen ILDs als IPF wird die progrediente Lungenfibrose definiert durch eine Verschlechterung der respiratorischen Symptome physiologische Nachweise einer Krankheitsprogression und radiologische Nachweise einer
Krankheitsprogression.Die Prävalenzen von IPF und PPF variieren je nach Region. Es wird geschätzt, dass weltweit bis zu 3,6 Millionen Menschen von IPF und bis zu 5,6 Millionen von PPF betroffen sein könnten. 7,8

Referenzen
1 Richeldi L, et al. (2025) Nerandomilast in patients with idiopathic pulmonary fibrosis. In: NEJM. 2025.
2 Maher TM, et al. (2025) Nerandomilast in patients with progressive pulmonary fibrosis. In: NEJM 2025.
3 Twisk JWR et al. (1998). Tracking of lung function parameters and the longitudinal relationship with lifestyle. European
Respiratory Journal. 12(3):627–634.
4 Sauleda J, et al. Idiopathic Pulmonary Fibrosis: Epidemiology, Natural History, Phenotypes. Med Sci (Basel). 2018 Nov
29;6(4):110. doi: 10.3390/medsci6040110. PMID: 30501130; PMCID: PMC6313500.
5 European Lung Foundation (2023) IPF - Idiopathic Pulmonary Fibrosis. Accessed April 2025. Available
at: https://europeanlung.org/en/information-hub/factsheets/ipf-idiopathic-pulmonary-fibrosis/.
6 Podolanczuk AJ, Fernández Peréz ER. Identification, course, and management of progressive pulmonary fibrosis. Am J Manag
Care. 2024 Oct;30(7 Suppl):S122-S130. doi: 10.37765/ajmc.2024.89634. PMID: 39495032.
7 Maher TM, Bendstrup E, Dron L, Langley J, Smith G, Khalid JM, Patel H, Kreuter M. Global incidence and prevalence of idiopathic
pulmonary fibrosis. Respir Res. 2021 Jul 7;22(1):197. doi: 10.1186/s12931-021-01791-z. PMID: 34233665; PMCID:
PMC8261998.
8 Cottin V, Teague R, Nicholson L, Langham S, Baldwin M. The Burden of Progressive-Fibrosing Interstitial Lung Diseases. Front
Med (Lausanne). 2022 Feb 1;9:799912. Doi: 10.3389/fmed.2022.799912. PMID: 35178411; PMCID: PMC8843847. Assuming a
world population of 8bn


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