Die akute Rhinosinusitis zählt zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch in der Erkältungssaison. In den allermeisten Fällen ist sie viral bedingt und heilt ohne antibiotische Therapie aus – deswegen suchen viele Betroffene frühzeitig Linderung in der Apotheke. Eine leitliniengerechte Beratung unterstützt die Selbstmedikation, reduziert unnötige Antibiotikaverordnungen und kann Komplikationen vorbeugen.
Diagnostik
Zielgerichtet und symptombezogen
Eine akute Rhinosinusitis ist definitionsgemäß eine Entzündung der Nasennebenhöhlen mit Beschwerden ≤ 12 Wochen. Typische Symptome sind verstopfte Nase, retronasale Sekretion, Gesichtsschmerz und Riechstörung. Fieber, Kopfschmerzen und ein Krankheitsgefühl können fakultativ hinzukommen. Die Diagnose wird klinisch gestellt – ein CT ist in der Akutphase nicht erforderlich. Entscheidend ist die Einordnung: viral oder bakteriell? Hinweise auf eine bakterielle Genese sind u. a. ein zweizeitiger Verlauf, Fieber > 38,5 °C, einseitige Beschwerden oder starkes Krankheitsgefühl.
Medikamentöse Therapie
Symptomlinderung im Fokus
Die symptomatische Behandlung steht im Vordergrund: Nasenspülungen mit physiologischer oder leicht hypertoner Kochsalzlösung können das Sekret verflüssigen, abschwellende Nasensprays (z. B. Xylometazolin) erleichtern die Nasenatmung – sollen jedoch nur für maximal 7 Tage angewendet werden. Analgetika wie Ibuprofen oder Paracetamol lindern Schmerzen und Fieber. Auch lokale Corticosteroide in Form von Nasensprays (z. B. Mometason) können bei starker Entzündung sinnvoll sein. Phytotherapeutika wie BNO 1016, ein standardisierter pflanzlicher Trockenextrakt, bestehend aus Enzianwurzel, Primelblüten, Ampferkraut, Holunderblüten und Eisenkraut, oder Cineol-haltige Präparate zeigen laut Studienlage ebenfalls positive Effekte.
Antibiotika
Nur in begründeten Fällen
Antibiotika sind bei unkomplizierter Sinusitis nicht indiziert. Eine kalkulierte Therapie kann erwogen werden, wenn starke Schmerzen plus erhöhte Entzündungswerte (CRP > 10 mg/l) vorliegen oder sich die Beschwerden nach 5 Tagen deutlich verschlechtern. Mittel der Wahl ist Amoxicillin (z. B. 3 × 1.000 mg/d), alternativ Cefuroxim, Doxycyclin oder Makrolide wie Azithromycin oder Clarithromycin. 
Nicht-medikamentöse Maßnahmen
Eine sinnvolle Ergänzung
Inhalationen mit heißem Wasserdampf (38–42 °C) können die Symptomatik lindern, ebenso eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Wichtig: Die Nasenspülung sollte hygienisch erfolgen, das Spülgefäß regelmäßig gereinigt und bei sichtbaren Verfärbungen ausgetauscht werden.
Komplikationen erkennen
Rechtzeitig handeln
In sehr seltenen Fällen kann sich eine Sinusitis auf umliegende Strukturen ausbreiten. Warnzeichen sind starke Gesichtsschwellungen, anhaltendes Fieber, Lethargie oder neurologische Symptome. In solchen Fällen ist eine sofortige ärztliche Abklärung erforderlich. Auch bei chronischen Verläufen (> 12 Wochen Beschwerden) oder rezidivierenden Episoden (> 4 x/Jahr) sollte ärztlich weiter diagnostiziert werden.
Fall des Monats November
Frau B. leidet seit drei Tagen an starkem Druckgefühl im Gesicht, 
einer verstopften Nase, Kopfschmerzen und subfebriler Temperatur (einmalig 37,8 °C gemessen). Nach eigenen Angaben fühlt sie sich „richtig krank“, aber nicht bettlägerig. Sie hat bereits Ibuprofen sowie ein abschwellendes Nasenspray verwendet. Einen Arzt/eine Ärztin hat sie noch nicht aufgesucht. Beim letzten ähnlichen Infekt vor etwa einem Jahr wurde ihr Clarithromycin verschrieben – vier Tabletten davon hat sie noch zu Hause. Sie fragt in der Apotheke gezielt nach, ob sie die Einnahme beginnen soll oder lieber noch abwarten kann.
Grunderkrankungen
Rezidivierende depressive Störung, Hashimoto-Thyreoiditis, Heuschnupfen (Gräser, Birke), Laktoseintoleranz
Medikation
Escitalopram Tbl. 10 mg	1-0-0-0
Levothyroxin Tbl.	75 mcg Nüchtern-1
Loratadin Tbl. 10 mg	bei Bedarf 1 Tbl. 
Ibuprofen Tbl. 400 mg	bei Bedarf (aktuell 3 x täglich)
Xylometazolin Nasenspray 0,1 %	2 x täglich 1 Hub/Nasenloch 
Den kompletten Fall inkl. Auflösung finden Sie auf der e-Learning-Plattform der Österreichischen Apothekerkammer unter www.apofortbildung.at
Rolle der Apotheke 
Lotsenfunktion in der Selbstmedikation
Die Apotheke ist erste Anlaufstelle – insbesondere bei viralen Atemwegsinfekten. Eine gezielte Abgrenzung zur bakteriellen Sinusitis, Hinweise zur Dauer und richtigen Anwendung von Dekongestiva sowie zur sinnvollen Nutzung pflanzlicher Präparate stärken das Selbstmanagement der Patient:innen. Bei entsprechender Symptomatik sollte aber auch auf mögliche Komplikationen oder eine notwendige ärztliche Abklärung hingewiesen werden.
Fazit
Die akute Rhinosinusitis ist in der Regel harmlos, kann aber unangenehm verlaufen. Apotheker:innen sind Schlüsselpersonen bei der Beratung – insbesondere hinsichtlich rationaler Selbstmedikation, Antibiotic Steward-ship und der Vermeidung unnötiger Therapien. Mit evidenzbasiertem Wissen tragen sie dazu bei, dass Patient:innen gut informiert und sicher durch die Erkältungssaison kommen.
Team „Fall des Monats“
(Autor:innen und Lecture Board)
Mag. pharm. Danielle Hochhold, MSc
Mag. pharm. Dr. Elisabeth Kretschmer, aHPh
Mag. pharm. Iris Kubik 
Mag. pharm. Alexander Schmidt-Ilsinger, MSc
Zur Klarstellung für alle Pharmakovigilanzbeauftragten: Bei den Fallbeispielen handelt es sich um Lehrbeispiele, die möglichst praxisnah formuliert wurden. Es besteht daher keinerlei Abklärungsbedarf hinsichtlich einer allfälligen Pharmakovigilanzmeldung.
Quellen
•   Sinusitis. In Amboss-Wissensplattform. AMBOSS GmbH (2025, 14. April). https://www.amboss.com
•   Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) (2020, 29. Juni). Vergleichstabelle: Orale Antibiotika zur Behandlung der akuten Rhinosinusitis bei Erwachsenen. ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände 
•   S2k-Leitlinie: Rhinosinusitis (2017), AWMF Reg.Nr. 017/049 und 053/012 
•   Austria Codex Fachinformation