Die Lebenserwartung bei der Geburt liegt bei Männern in Österreich aktuell bei 79,8 Jahren, bei Frauen bei 84,3 Jahren. Die Differenz zwischen den Geschlechtern liegt demnach bei 4,5 Jahren. In den 1970er- bis Anfang der 1990er-Jahre lag diese noch bei rund sieben Jahren und hat sich seither stetig verringert.
2024 starben in Österreich 88.486 Menschen, fast zwei Drittel davon an nur zwei Krankheitsgruppen: Herz-Kreislauf-Erkrankungen (34,3 %) und Krebs (24,3 %). Allgemein betrachtet zeigten die Männer eine 1,5mal höhere Sterblichkeit verglichen mit Frauen, was sich auch bei einer Vielzahl von Krankheiten widerspiegelt. So lag die Sterblichkeit von Männern auch bei diesen beiden Erkrankungen höher als jene der Frauen und war besonders ausgeprägt bei der Herzinfarkt-Sterblichkeit. Das weibliche Geschlecht zeigte hingegen eine höhere Sterblichkeit durch M. Alzheimer und vaskuläre Demenz.
Das Y-Chromosom als Risiko
Dass Männer rund 4,5 Jahre früher sterben, führen Forscher auf die Chromosomen zurück – schließlich bestimmen diese das Geschlecht. Frauen haben zwei X-, Männer ein X- und ein Y-Chromosom. Bereits im Jahr 1963 stellten britische Forschende fest, dass das definierende männliche Y-Chromosom mit zunehmendem Alter aus bestimmten Zellen verschwindet. In einer aktuellen Studie konnte erkannt werden, dass dieser mosaikartige Verlust des Y-Chromosoms (LOY) das Altern beschleunigt, altersbedingte Krankheiten begünstigt und insbesondere das Herz schädigt bzw. das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, um bis zu 30 % erhöhen kann. Durch diese Erkenntnisse könnte zumindest ein Teil der kürzeren Lebenserwartung erklärt werden.1
Biologie oder Lebensstil?
Doch der Verlust des Y-Chromosoms ist nur ein Aspekt, um das höhere Risiko von Männern für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erklären. Eine ebenso wichtige Rolle spielt – neben dem Faktor Stress – der Lebensstil und hier v. a. die höhere Anzahl an Rauchern und Übergewichtigen unter der männlichen Bevölkerung. Eine gesunde Lebensführung mit Sport, guter Ernährung, Normalgewicht und dem Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum ist jedoch nicht nur Männern, sondern auch Frauen zu empfehlen. Diese profitieren nur bis zu den Wechseljahren von der protektiven Wirkung der weiblichen Sexualhormone auf die Gefäße. Nach den Wechseljahren zeigen Frauen eine gleich hohe Anfälligkeit für Hypertonie, Atherosklerose, Herzerkrankungen & Co.
Herzgesundheit verbessern
Für eine herzgesunde Ernährung sind besonders Omega-3-Fettsäuren, konkret Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure, Magnesium, Vitamin D und Coenzym Q10, wichtig. Omega-3-Fettsäuren unterstützen die Herzfunktion und können Blutfette und Blutdruck positiv beeinflussen, während Magnesium für die Muskelfunktion, inklusive Herzmuskel, und die Regulierung des Blutdrucks entscheidend ist.
Auch Vitamin D kann den Blutdruck positiv beeinflussen, indem es die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) in den Gefäßwänden stimuliert und zur Gefäßentspannung beiträgt. Coenzym Q10 ist wiederum als Antioxidans und wichtiger Metabolit in der ATP-Synthese (Adenosintriphosphat) entscheidend und hat sich v. a. bei Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen gut bewährt. Eine mediterrane Ernährung versorgt den Körper optimal mit diesen und anderen wichtigen Nährstoffen. Dazu gehören Fisch, hochwertige Pflanzenöle, grünes Blattgemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen können zu Erektionsstörungen führen
Eine Erektionsstörung (erektile Dysfunktion; ED) bezeichnet die Schwierigkeit, eine Erektion zu erzeugen und diese aufrechtzuerhalten. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von körperlichen Faktoren wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, hohem Blutdruck oder Testosteronmangel bis hin zu psychischen Faktoren wie Stress, Depressionen und Angst. Eine Behandlung umfasst oft eine Änderung des Lebensstils, da Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht den Blutgefäßen am stärksten schaden und das Risiko für eine ED erhöhen. Auch Mikronährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren, Vitamin E und Zink können bei erektiler Dysfunktion hilfreich sein. Genauso sind weitere Antioxidantien aus der Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe wie Resveratrol, Epigallocatechingallat (EGCG), Ginkgo- oder Ginseng-Extrakte bei ED durchaus zu empfehlen, gilt es doch, die Durchblutung zu steigern und die Gefäße vor oxidativem Stress, wie er v. a. mit zunehmendem Alter auftreten kann, zu schützen. So kann Vitamin E als fettlösliches Antioxidans beispielsweise oxidative Prozesse im Gefäß verhindern und den Abbau des gefäßerweiternden Stickstoffmonoxids reduzieren. Zink wird wiederum neben seiner antioxidativen Wirkung auch bei der Synthese von Testosteron benötigt. Die Nährstoffe wurden in Studien oft gemeinsam mit PDE-5-Hemmern (Phosphodiesterase-5-Hemmer) angewandt und zeigten supportive Effekte.2 Ähnliches gilt für Vitamin D, das in Studien den Testosteronspiegel steigern, Erektionsprobleme reduzieren sowie die Wirkung von PDE-5-Hemmern verstärken konnte.3
Benigne Prostatahyperplasie (BPH)
BPH bezeichnet eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Durch das größere Volumen drückt die Prostata auf die Harnröhre und es kommt zu Schwierigkeiten beim Wasserlassen. Der Patient erlebt dies als schwachen Urinstrahl mit geringen Urinmengen und umso häufigerem Harndrang, der selbst in der Nacht zu mehreren Toilettengängen zwingen kann (Nykturie). Wichtig ist die Abgrenzung der gutartigen Vergrößerung von einem bösartigen Tumor in Form von Prostatakrebs. Beide Erkrankungen können die Harnröhre einengen und zu ähnlichen Problemen beim Wasserlassen führen. Auch der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) ist in beiden Fällen erhöht. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass eine BPH das Risiko für Prostatakrebs nicht steigert, auch wenn viele Männer mit Prostatakrebs gleichzeitig eine BPH haben. Neben entzündlichen Prozessen und hormonellen Dysbalancen scheinen auch oxidative Stressmechanismen bei der BPH eine ursächliche Rolle zu spielen. Bestimmte sekundäre Pflanzenstoffe zeigen in Studien entzündungshemmende und antioxidative Effekte, die zur Unterstützung der Prostatafunktion beitragen können.
Die Rolle von Dihydrotestosteron bei BPH
Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung spielt Dihydrotestosteron (DHT) eine Schlüsselrolle, da es die Prostatazellen zum Wachsen stimuliert. Die Prostata wandelt Testosteron mithilfe des Enzyms 5-Alpha-Reduktase in das aktivere DHT um. Bei der BPH führt die Ansammlung von lokal produziertem DHT in der Prostata zu einem überschießenden Wachstum der Drüsenzellen, des Bindegewebes und der Muskulatur.
Therapien mit 5-Alpha-Reduktasehemmern können die Umwandlung zu DTH hemmen und somit das Wachstum der Prostata verlangsamen bzw. die Symptome lindern. Einen ähnlichen Effekt erzielen Kürbissamen-, Brennnessel- und Sägepalmen-Extrakte.
Omega-3-Fettsäuren 1–3 g/Tag
Magnesium 300–400 mg/Tag
Vitamin E 15–30 mg/Tag
Vitamin D 1.000–2.000 I.E./Tag
Coenzym Q10 90–150 mg/Tag
Zink 15–25 mg/Tag
Selen 100–150 mcg/Tag
Resveratrol 50–500 mg/Tag
Epigallocatechingallat (EGCG) 250–500 mg/Tag
Ginkgo-Extrakt 40–240 mg/Tag
Ginseng-Extrakt 1–2 g/Tag
Brennnessel-Extrakt 100–240 mg/Tag
Sägepalmen-Extrakt 100–320 mg/Tag
Kürbissamen-Extrakt 500–1.000 mg/Tag
Carotinoid-Komplex 2–10 mg/Tag
Astaxanthin 12 mg/Tag
Beta-Sitosterol und Antioxidantien bei BPH
In älteren, aber hochwertigen Studien verbesserte isoliertes Beta-Sitosterol die Beschwerden und den Urinfluss
von Männern mit einer vergrößerten Prostata. In der Natur finden wir diesen Wirkstoff in Kürbissamen, der Brennnessel (Blätter und Wurzel) und Sägepalmenfrüchten. So wirkt ein Kürbissamen-Extrakt als natürlicher 5-Alpha-Reduktase-Hemmer und reduziert die prostatavergrößernde Wirkung von DTH.4 Bei Beschwerden werden zwischen 500 bis 1.000 mg Extrakt empfohlen, was wiederum 10 g Kürbiskernen entspricht. Obwohl der Extrakt viel effektiver wirkt, gibt es auch Hinweise auf die Wirksamkeit von 10 g hochwertigem Kürbiskernöl.5
Auch Brennnessel- und Sägepalmen-Extrakte wurden gut untersucht. Die Kombination beider Pflanzen-
Extrakte konnte in einer Studie aus dem Jahr 2000 die beste Wirkung auf Symptome und Größe der Prostata erreichen.6
Neben genannten sekundären Pflanzenstoffen sind auch Antioxidantien bei einer vergrößerten Prostata hilfreich, da oxidativer Stress ebenfalls als beteiligte Ursache angesehen wird. Dahingehend werden Carotinoiden inklusive Lykopin eine vielversprechende Wirkung zugesprochen. Letzteres ist v. a. bei Prostatakrebs untersucht worden und scheint auch bei der BPH gute Effekte zu erzielen.
Männliche Wechselbeschwerden
Die männlichen Wechseljahre, auch bekannt als Andropause oder PADAM (partial androgen deficiency in the aging male), sind eine Phase ab etwa 40 Jahren, die durch einen schleichenden Rückgang des männlichen Sexualhormons Testosteron gekennzeichnet ist. Dies kann zu körperlichen und seelischen Symptomen wie Müdigkeit, Reizbarkeit, innere Unruhe, nachlassende Libido, Muskelschwund, Zunahme von Bauchfett, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Konzentrationsproblemen führen. Im Gegensatz zu Frauen erleben Männer keinen plötzlichen Hormonabfall, sondern eine schleichende Abnahme, die nicht bei jedem Mann zu spürbaren Beschwerden führt.
Testosteronmangel natürlich ausgleichen?
Zur Steigerung von Testosteron können Vitamin D7, Magnesium8, Selen und Zink hilfreich sein. Auch für das Carotinoid Astaxanthin liegen begrenzt Daten vor. So konnte beispielsweise eine Kombination aus Astaxanthin und Sägepalmen-Extrakt die Testosteronproduktion bei 42 gesunden Männern merklich erhöhen9 und DHT reduzieren10, indem es die Aktivität von 5-Alpha-Reduktase drosselt.
DHT und erblich bedingter Haarausfall
Hohe Konzentrationen von DHT im Blut werden mit erblich bedingtem Haarausfall in Zusammenhang ge-
bracht. Die genetisch bedingte Empfindlichkeit der Haarwurzeln gegenüber DHT führt zum Verkümmern und Absterben der Haarfollikel, sodass keine neuen Haare produziert werden können. Hier werden in der Regel 5-alpha-Reduktase-Hemmer eingesetzt, um die Symptome zu verbessern. Aus der Sicht der Nährstoffe hieße dies abermals Kürbissamen-, Sägepalmen- und/oder Brennnessel-Extrakt bei androgenetischem Haarausfall.
Quellen
1 Sano S, et al.: Hematopoietic loss of Y chromosome leads to cardiac fibrosis and heart failure mortality. Science 2022; 377(6603): 292-297
2 Kondoh N, et al.: Salvage therapy trial for erectile dysfunction using phosphodiesterase type 5 inhibitors and vitamin E: preliminary report. Aging Male 2008; 11(4): 167-170
3 Canguven O, et al.: Vitamin D treatment improves levels of sexual hormones, metabolic parameters and
erectile function in middle-aged vitamin D deficient men. Aging Male 2017; 20(1): 9-16
4 Leibbrand M, et al.: Effects of an oil-free-hydroethanolic pumpkin seed extract on symptom frequeny and
severity in men with benign prostatic hyperplasia: A pilot study in humans. J Med Food 2019; 22(6): 551-559
5 Cho YH, et al.: Effect of pumpkin seed oil on hair growth in men with androgenetic alopecia:
a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Evid Based Complement Alternat Med 2014: 549721
Weitere Literatur auf Anfrage