Die Arzneistoffe Pregabalin und Gabapentin wurden ursprünglich für die Behandlung von Epilepsie entwickelt, werden aber seit Jahren auch bei neuropathischen und vermehrt auch bei allgemeinen chronischen Schmerzen eingesetzt. Nun zeigte eine retrospektive Kohortenstudie, dass die häufige Einnahme von Gabapentin vor allem bei jüngeren erwachsenen Personen das Risiko für Demenz erhöht.
Langjährige, häufige Einnahme erhöht Risiko
Im Fokus der umfangreichen retrospektiven Analyse standen Verordnungsdaten von 26.114 Erwachsenen mit lumbalen Rückenschmerzen. Sie hatten über einen Zeitraum von zehn Jahren mindestens sechs Gabapentin-Verordnungen zur Schmerzbehandlung erhalten. Als Vergleich diente eine ebenso große Kontrollgruppe von Patient:innen mit vergleichbarer Rückenschmerzdiagnose, jedoch ohne Gabapentin-Verordnung. Beim Vergleich wurden relevante demografische und klinische Merkmale berücksichtigt.
Die Auswertung ergab, dass Patient:innen in der Gabapentin-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe ein signifikant erhöhtes Risiko für kognitive Störungen aufwiesen. Innerhalb des Zehnjahreszeitraums war das Risiko, an einer Demenz zu erkranken, in der Gabapentin-Gruppe um 29 % höher. Noch ausgeprägter zeigte sich der Unterschied in Bezug auf milde kognitive Einschränkungen (MCI), bei denen das Risiko um 85 % erhöht war.
Besonders auffällig war der Zusammenhang bei jüngeren Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren. In dieser Altersgruppe war das Risiko für eine Demenzdiagnose bei Patient:innen mit Gabapentinverordnung mehr als doppelt so hoch (RR:2,1) wie in der unbehandelten Vergleichsgruppe und das Risiko für MCI noch höher (RR:2,5).
Ein Hinweis auf einen möglichen dosisabhängigen Zusammenhang ergab sich aus der Analyse der Verordnungsfrequenz: Wer im Laufe der zehn Jahre zwölf oder mehr Gabapentin-Rezepte erhalten hatte, wies ein um 40 % höheres Risiko für eine Demenzdiagnose und ein um 65 % erhöhtes Risiko für MCI auf, verglichen mit jenen, die lediglich drei bis elf Verordnungen erhielten.
Diese Ergebnisse deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen der Langzeiteinnahme von Gabapentin zur Behandlung chronischer Rückenschmerzen und der Entwicklung kognitiver Störungen hin. Ob es sich hierbei um eine kausale Beziehung handelt, muss jedoch in zukünftigen prospektiven Studien weiter untersucht werden.
AC