Österreichische Arzneipflanze des Jahres 2023

Rosenwurz

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Rosenwurz © iStock
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Dieses Mal fiel die Wahl auf die Rosenwurz (Rhodiola rosea L.), eine Heilpflanze, die in den skandinavischen Ländern und in Russland zur Verbesserung stressbedingter Erkrankungen eine sehr lange Tradition hat und unter anderem bereits zur Zeit der Wikinger als Tonikum benutzt wurde. 

Die Inhaltsstoffe der Rosenwurz sind vor allem phenolische Glykoside, wie z. B. Salidrosid und Rosavin, welche auch als qualitätsbestimmende Markersubstanzen dienen. Zudem konnten zahl­reiche weitere Verbindungen identifiziert werden, wie z. B. Procyanidin- und Catechinderivate sowie Flavonoide. ­Rosenwurz zählt zu den „adaptogenen“ Arzneidrogen, welche eine normalisierende Wirkung auf den Organismus ausüben und die Widerstandskraft gegenüber physikalischen, chemischen und biologischen Noxen erhöhen sollen. Pharmakologische Untersuchungen ­haben gezeigt, dass Rosenwurzextrakt die Freisetzung von Stresshormonen normalisiert und den Energiestoffwechsel stimuliert. Unter anderem werden die Stress-assoziierten Proteinkinasen SAPK/JNK inhibiert, sodass es zu einer verstärkten Synthese von ATP in den Mitochondrien kommt. Zudem führt chronischer und schwerer Stress auch zu einer Hemmung der Glukokortikoid-Rezeptoren im Gehirn, sodass es zu einer Blockade des negativen Feedbacks von Kortisol kommt. Rosenwurz kann diesen Effekt antagonisieren. Für einzelne Inhaltsstoffe der Rosenwurz wurden kürzlich auch neuroprotektive ­Effekte sowie antivirale und antibakterielle Aktivitäten nachgewiesen, sodass sich viel Potenzial für zukünftige Anwendungen ergibt. 

Eine ideale pharmakologische Therapie von Stress sollte möglichst eine Wirkung auf alle damit verbundenen Symptome einschließen und gleichzeitig ein gutes Nutzen-Wirksamkeits-Profil aufweisen. Im Gegensatz zu vielen synthetischen Antidepressiva, die zur Stressresilienz eingesetzt werden, kommt Rosenwurz diesen Anforderungen schon sehr nahe. Es ist ein wichtiges Adaptogen, das von der HMPC/EMA für die Behandlung von Stresssymptomen empfohlen wird und die Ausschüttung von Stresshormonen bei gleichzeitig positivem Einfluss auf ­mitochondriale zelluläre Strukturen beeinflusst. Rosenwurz bietet daher eine umfassende Behandlung bei Erschöpfungszuständen und kann die Entstehung von chronischem Stresssymptomen vermeiden helfen. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden bislang nicht beobachtet. Für weiterführende Literatur siehe ÖAZ 11/20.

Text: Mag. Pharm. Univ.-Prof. i.R. Dr. Hermann Stuppner

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