Diese umfasst sowohl Impfstoffkandidaten als auch prophylaktische monoklonale Antikörper – mit einem deutlichen Schwerpunkt im Bereich der respiratorischen Erkrankungen. Inhaltlich bleibt der Fokus wie in den vergangenen Jahren auf Impfstoffen für Erwachsene, ein Feld, in dem sich auch in Österreich zuletzt einiges bewegt hat, zugleich aber noch Entwicklungsbedarf besteht.
91 Impfstoff- und Antikörperkandidaten in klinischen Studien
Bis Ende August 2025 wurden 91 Projekte in den klinischen Phasen I bis III gezählt. 41 Prozent davon richten sich gegen Krankheiten, für die bislang kein Impfstoff existiert, während 59 Prozent Weiterentwicklungen bereits zugelassener Präparate sind. „Die gesamte Impfstoff-Pipeline verändert sich ständig und das ist auch gut so “, betont Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des österreichischen Impfstoffverbands ÖVIH. Jedes Jahr kämen neue Zulassungen hinzu, andere Kandidaten würden eingestellt. Entscheidend sei jedoch die Vielfalt an Ansätzen, um Infektionskrankheiten breit bekämpfen zu können.
Impfen über alle Lebensphasen hinweg
Impfungen schützen längst nicht mehr nur Kinder, sondern Menschen in allen Lebensphasen – von Säuglingen bis zu älteren Erwachsenen sowie Risikogruppen wie Schwangeren oder immungeschwächten Personen. 77 der derzeit untersuchten Projekte richten sich an Erwachsene und ältere Menschen. Ziel sei es, alle Altersgruppen gleichermaßen vor schweren Erkrankungen zu bewahren, unterstreicht ÖVIH-Vizepräsidentin Sigrid Haslinger.
Aufholbedarf bei Erwachsenenimpfungen
In Österreich wurden 2025 erste Schritte gesetzt: Pneumokokken- und Gürtelrose-Impfungen werden neuerdings erstattet. Doch aus Sicht des ÖVIH kann dies nur ein Anfang sein – auch angesichts der fortgeschrittenen Entwicklungen etwa eines Impfstoffs gegen Lyme-Borreliose, eine in Österreich häufige und belastende Erkrankung.
Respiratorische Erkrankungen im Fokus
Rund drei Viertel aller Kandidaten richten sich gegen über die Luft übertragene Erreger. Atemwegsinfektionen verursachen europaweit hohe Krankheitslasten und Kosten, jährlich etwa 50 Millionen Influenza-Fälle und bis zu 70.000 Todesfälle. Je wirksamer Impfungen diese Belastung senken können, desto größer der Nutzen für Bevölkerung, Gesundheitssystem und Wirtschaft, betont Haslinger. Weltweit steigen die Todeszahlen durch antibiotikaresistente Erreger – besonders bei Menschen über 70 Jahren. Während die Mortalität bei Kleinkindern dank Impfungen gesunken ist, sollen nun auch Erwachsene stärker profitieren. 17 Impfstoffkandidaten befinden sich aktuell in Entwicklung, um acht resistente Keime zu bekämpfen, sieben davon stehen auf der WHO-Prioritätenliste.
Breite technologische Basis
Die Impfstoff-Pipeline umfasst zwölf verschiedene Impfstofftechnologien. Mehr als die Hälfte der Projekte nutzt mRNA-Plattformen, die seit der COVID-19-Pandemie etabliert sind. In den kommenden Jahren rechnet Gallo-Daniel mit weiteren wichtigen Zulassungen – und hofft auf eine rasche Aufnahme neuer Impfstoffe in das österreichische Impfprogramm.
OTS/APA