Subkutane Immunglobuline 

Flexible Therapieoption mit wachsendem Stellenwert

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Injektionslösung © shutterstock
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Sie wirken ebenso effektiv wie intravenöse Immunglobuline (IVIG), bieten jedoch deutlich mehr Flexibilität und Eigenständigkeit im Therapiealltag. Während IVIG meist alle drei bis vier Wochen in medizinischer Einrichtung verabreicht werden, erfolgt die SCIG-Gabe in der Regel wöchentlich oder zweiwöchentlich subkutan durch die Patientin oder den Patienten selbst. Der gleichmäßigere IgG-Spiegel im Serum reduziert systemische Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Fieber. Lokale Reaktionen – Rötung, Schwellung oder Juckreiz – sind häufig, aber mild und vorübergehend.


Anwendung und Handhabung – Rolle der Apotheke


Für die pharmazeutische Beratung steht die sichere und pragmatische Umsetzung im Mittelpunkt. Immunglobuline müssen bei 2 bis 8 °C lichtgeschützt gelagert werden. Vor der Anwendung ist ein Erwärmen auf Raumtemperatur empfehlenswert, um Injektionsbeschwerden zu minimieren. Neuere Präparate sind bis zu neun Monate bei Raumtemperatur stabil. Die Injektion erfolgt bevorzugt in Bauch- oder Oberschenkelregionen, wobei regelmäßige Stellenwechsel Reizungen vorbeugen. Eine fundierte Einweisung in die Injektionstechnik und die Nutzung digitaler Applikations- oder Dokumentationstools erleichtern die Therapietreue. Apotheker:innen sollten außerdem auf eine konsequente Dokumentation von Dosis, Injektionsstellen und Nebenwirkungen achten und Patient:innen zur Rücksprache mit Ärztinnen und Ärzten bei stärkeren Reaktionen anhalten. Reise- und Alltagstipps sind ebenfalls Bestandteil der pharmazeutischen Beratung: Hinweise zur Kühltasche, zu Transporttemperaturen sowie zu Einfuhrbestimmungen sichern eine unterbrechungsfreie Therapie.


Forschung und neue Einsatzfelder – Postinfektionssyndrome


Neben den anerkannten Indikationen rückt SCIG zunehmend in den Fokus der Forschung zu Postinfektionssyndromen wie Long COVID oder Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS). Erste kleinere Beobachtungsstudien und Fallberichte deuten auf mögliche immunmodulatorische Effekte hin, etwa eine Neutralisierung bestimmter Autoantikörper oder die Dämpfung entzündlicher Prozesse. Der klinische Nutzen ist bislang nicht belegt. SCIG wird in diesen Indikationen off-label eingesetzt; randomisierte, kontrollierte Studien stehen aus. 

Quellen
•   S3-Leitlinie: Therapie primärer Antikörpermangelerkrankungen (2019), AWMF Reg.Nr. 189-001
•   Sjogren P, et al. Clin Ther 2024 Jul;46(7):597-600
•   https://www.immundefekte.info/immundefekt/immunglobulintherapie/therapieformen.php

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