Herzgesundheit 

Besser kein Essen in der Nacht

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Spätes Essen © Shutterstock
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Dabei wurden negative Auswirkungen auf Herzfrequenz und Entzündungswerte festgestellt. Unabhängig davon, ob Menschen nachts aus eigenem Antrieb den Kühlschrank öffnen oder im Rahmen von Schichtarbeit essen – wer gegen den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus isst, könnte sein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

Das ist das Fazit der neuen wissenschaftlichen Untersuchung, die in "Nature Communications" kürzlich erschienen ist. "Schichtarbeit ist weltweit weit verbreitet. In den Industrieländern leisten etwa 15 Prozent der Erwerbstätigen Nachtschichtarbeit. Sie erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So war beispielsweise eine längere Dauer von Nachtschichtarbeit bei Personen, die 24 Jahre lang beobachtet wurden, mit einer größeren Häufigkeit von koronarer Herzkrankheit (KHK; Herzinfarkt etc. Anm.) verbunden. Wichtig ist, dass dieses erhöhte Risiko nicht vollständig durch Unterschiede im Lebensstil und dem sozioökonomischen Status erklärt werden kann", schrieben Sarah Chellappa (Forschungsprogramm für medizinische Chronobiologie am Brigham and Women's Hospital in Boston/USA) und ihre Co-Autoren.

Mit gesunden Probanden Nachtschichten simuliert

Die Forscher untersuchten an gesunden Probanden – sieben Frauen und zwölf Männer mit einem Durchschnittsalter von 26,5 Jahren und Normalgewicht – die Auswirkungen eines verschobenen zirkadianen Tagesrhythmus in einer kontrollierten Versuchsanordnung. „Diese bestand aus einem 14-tägigen zirkadianen Laborprotokoll, um die Auswirkungen simulierter Nachtarbeit mit Essen entweder nachts und tagsüber oder nur tagsüber auf den chronobiologischen Rhythmus der Herz-Kreislauf-Funktion im Vergleich zu simulierter Arbeit am Tag zu testen“, heißt es in der Studie.

Zunächst mussten alle Probanden 32 Stunden lang wach bleiben und erhielten stündlich einen Snack. Anschließend wurden typische Nachtschichten simuliert. Während dieser Phase bekam ein Teil der Testpersonen regelmäßig die Möglichkeit zu essen – auch während der Nacht. Die andere Hälfte der Teilnehmenden bildete die Vergleichsgruppe und durfte ausschließlich tagsüber Nahrung zu sich nehmen. Die Schlafdauer war in beiden Gruppen identisch.

Begleitend zum Experiment wurden umfassende medizinische Tests durchgeführt. Die Forschenden erfassten verschiedene Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, darunter Marker des autonomen Nervensystems, den Plasminogenaktivator-Inhibitor 1 (PAI-1), der das Risiko für Blutgerinnsel erhöht, sowie den Blutdruck.

Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme entscheidend

"Bemerkenswerterweise stiegen diese kardiovaskulären Risikofaktoren nach simulierter Nachtarbeit im Vergleich zum Ausgangswert bei den Teilnehmern, die tagsüber und nachts essen konnten. Bei den Studienteilnehmern, die nur tagsüber aßen, blieben die Risikofaktoren jedoch gleich, obwohl sich Menge und Inhalt der Ernährung der beiden Gruppen nicht unterschied", schrieb die US-Klinik in einer Aussendung. Den einzigen Unterschied machte der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme aus.

"Unsere Studie hat jeden nur denkbaren Faktor berücksichtigt, der die Ergebnisse beeinflussen könnte. Daher können wir sagen, dass es der Essenszeitpunkt ist, der diese Veränderungen der kardiovaskulären Risikofaktoren verursacht", sagte Sarah Chellappa.

Herzfrequenzvariabilität nimmt ab

So verringerte sich beispielsweise die sogenannte Herzfrequenzvariabilität – ein Hinweis auf eine Beeinträchtigung der Erholungsfunktion des Nervensystems, insbesondere des Parasympathikus. Zusätzlich stellten die Forschenden einen signifikanten Anstieg der Konzentration des PAI-1-Proteins im Blut fest. Dieser Anstieg wird mit einem erhöhten Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln in Venen oder Arterien in Verbindung gebracht.

Die Studie könnte laut den Autoren eine Erklärung für die vermehrten Herz-Kreislauf-Erkrankungen unter Schichtarbeitern liefern. Essen in der Nacht hat offenbar negative Effekte.

APA

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