Im Fokus steht das akute Koronarsyndrom ohne ST-Hebung, eine Form des Herzinfarkts, bei der bislang der GRACE-Score als globaler Standard für Risikobewertung und Behandlungsplanung gilt. Das Forschungsteam wertete Gesundheitsdaten von mehr als 600.000 Patient:innen aus zehn Ländern aus – die bislang größte Datengrundlage zur Risikovorhersage bei dieser Herzinfarktform. Mithilfe moderner KI-Methoden wurde das Modell GRACE 3.0 entwickelt, das den individuellen Nutzen einer frühen Herz-katheterbehandlung wesentlich präziser einschätzt.
Gezieltere Behandlungen
Die Ergebnisse zeigen, dass viele Patient:innen bislang möglicherweise falsch eingestuft werden. Während ein Teil deutlich von einer frühzeitigen Intervention wie dem Einsetzen eines Stents profitiert, bringt diese anderen nur geringen oder gar keinen Nutzen. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass aktuelle Strategien teilweise die falschen Patient:innen adressieren“, erklärt Studienerstautor Florian A. Wenzl vom Zentrum für Molekulare Kardiologie der UZH. Besonders relevant: GRACE 3.0 liefert nicht nur eine genauere Risikoeinschätzung, sondern kann bei Therapieentscheidungen aktiv unterstützen. Durch die präzisere Identifikation von Hochrisikopatient:innen lassen sich Behandlungen gezielter einsetzen, Ressourcen effizienter nutzen und potenziell Komplikationen vermeiden.