Rund 600 Medikamente sind derzeit nicht oder nur eingeschränkt lieferbar, darunter Schmerzmittel, Antibiotika, Medikamente für das Herz-Kreislaufsystem uvm. Leidtragende sind die Patientinnen und Patienten, die dringend auf diese Medikamente angewiesen sind.
Durch das neue Preisband darf der Höchstpreis eines erstatteten Arzneimittels ab Oktober 2023 nurmehr maximal 20 % über jenem des günstigsten wirkstoffgleichen Arzneimittels liegen. Damit verringert sich der Wettbewerbsspielraum von bisher 30 % auf 20 %. "In Österreich hat das restriktive Preissystem für Medikamente längst seine Untergrenze erreicht. Werden die Preise jetzt noch weiter gedrückt, laufen weitere Medikamente wie z.B. Antipsychotika oder Antidepressiva Gefahr vom Dachverband aus der Versorgung gestrichen zu werden. Wir werden auch im kommenden Winter wieder in eine Engpasssituation geraten", warnt Dr. Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen Generikaverbandes.
Betroffen sind auch Medikamente, die im vergangenen Winter Lieferausfälle hatten. "Es ist absolut nicht nachvollziehbar, dass man beispielsweise bei Antibiotika, bei denen es immer noch Einschränkungen in der Versorgung gibt, den Preisdruck jetzt noch weiter erhöht", kritisiert Andiel. "Man kann doch nicht ernsthaft erwarten, dass sich dadurch die Versorgung verbessern wird!"
Generika sind entscheidend für die Versorgungssicherheit. Mehr als 90 % der abgegebenen Medikamentenpackungen stammen aus dem patentfreien Segment, davon sind 57 % Generika. Aufgrund des starken Preisdrucks haben jedoch bereits über ein Viertel der Generika in Europa in den letzten 10 Jahren den Markt verlassen. Im Schnitt verlassen in Österreich pro Monat 20 Medikamente den Erstattungskodex.
300 mg zum Preis von 25 mg
Gemäß dem neuen Preisband soll der Höchstpreis zukünftig anhand der am häufigsten verschriebenen Dosierung, der sogenannten Schlüsselstärke (z. B. 25 mg), festgelegt werden. Höhere Wirkstoffstärken (z. B. 300 mg) dürfen keinen höheren Preis haben. In zahlreichen Fällen kann dieses Einheitspreis-Modell dazu führen, dass die Preise für höhere Dosisstärken nicht mehr kostendeckend sind. Die Konsequenz für Patientinnen und Patienten wäre, dass sie mehr Tabletten einnehmen und vor allem mehrmals Rezeptgebühren zahlen müssten. "Ein weiteres Problem besteht darin, dass die festgestellten Schlüsselstärken im neuen Preisband teilweise nur wenig mit den tatsächlichen Dosierungen in den zugelassenen Anwendungsgebieten zu tun haben. Das Preisband ist in dieser Form aus unserer Sicht nicht sinnvoll anwendbar", so Andiel.
Politik muss jetzt handeln
Es braucht jetzt dringend neue Regeln für eine faire Erstattung, damit die Arzneimittelversorgung aufrechterhalten werden kann. Der Österreichische Generikaverband fordert rasch Maßnahmen, um die negativen Auswirkungen des neuen Preisbandes zumindest teilweise abfedern zu können.
- Generikaförderung: Die Anhebung der Verschreibung der günstigen Generika würde denselben Einsparungseffekt für die Krankenkassen erzielen, gleichzeitig aber mehr Medikamente am Markt erhalten. Jedes weitere Prozent an Generika-Verordnungen spart 16 Mio. EUR für andere Therapien.
- Indexanpassung: Die Möglichkeit, Arzneimittelpreise zumindest an den Verbraucherpreis-Index anzupassen, könnte die enorm steigenden Kosten wenigstens teilweise kompensieren. Denn derzeit können Pharmaunternehmen die Kostensteigerungen nicht weitergeben.
- Stopp der Streichungsverfahren: Die ab 2024 drohenden Streichungsverfahren aus dem Erstattungskodex müssen abgeschafft werden. Wenn ein Arzneimittel dabei nämlich nicht auf den jeweils niedrigsten vergleichbaren Produktpreis mit dem gleichen Wirkstoff abgesenkt wird, kann es aus dem Erstattungskodex gestrichen werden. Auch das wird zusätzlichen, massiven Druck auf die Versorgung ausüben.
Über den Generikaverband
Wir sind der Österreichische Generikaverband, ein Zusammenschluss von 11 Generika-Produzenten, die sich zur optimalen Versorgung der österreichischen Patientinnen und Patienten mit hochwertigen, preiswerten Arzneimitteln bekennen. Das Ziel unseres Verbands ist einerseits, die Öffentlichkeit über die Vorteile von Generika zu informieren und andererseits aktuelle gesundheitspolitische Debatten mitzugestalten. Unsere Mitglieder sind Aristo Pharma Österreich GmbH, Bluefish Pharma, Dermapharm GmbH, Genericon Pharma Gesellschaft m.b.H., G.L. Pharma GmbH, interpharm ProduktionsgmbH, Mylan Österreich GmbH (A Viatris Company), ratiopharm Arzneimittel Vertriebs-GmbH, Sandoz GmbH, Stada GmbH und S.MED GmbH.
www.generikaverband.at
APA/Red.