Variable Obstruktion und eosinophile Entzündung
Asthma ist zwar chronisch, aber nicht immer präsent – diese Variabilität unterscheidet es fundamental von anderen Atemwegserkrankungen. Eine spezielle eosinophile Entzündung führt zur Atemwegsverengung mit dem charakteristischen zähen, glasigen Schleim. Die Pathogenese ist multifaktoriell: Genetik, inhalative und Umweltbelastungen wirken zusammen. Unbehandelt drohen strukturelle Veränderungen. „Was wir verhindern wollen, ist, dass diese Entzündung unkontrolliert weiterläuft. Denn wir wissen, dass sich die Atemwege dadurch verändern“, betont Breyer-Kohansal.
Nächtlicher Husten als Schlüsselsymptom
„Husten ist ein ganz dominanter Faktor beim Asthma“, erklärt die Referentin. Eine Schlüsselfrage an der Tara sollte daher lauten: „Wachen Sie manchmal wegen Husten auf?“ Dieser nächtliche Husten wird häufig nicht mit Asthma in Verbindung gebracht, ist aber ein wichtiges Warnsignal für unzureichende Asthmakontrolle.
Diagnostik: Spirometrie und Biomarker
Die Diagnose erfolgt über einen strukturierten Algorithmus. Nach Anamnese typischer Symptome bildet die Spirometrie die Basis: Eine FEV1/FVC-Ratio unter dem unteren Normbereich mit Reversibilitätsprüfung (FEV1-Steigerung ≥12 % nach Bronchodilatation) sichert die Diagnose. Alternativ dokumentiert die Peak-Flow-Metrie eine Tagesvariabilität über 20 %. Wichtig ist die Biomarker-Bestimmung: Das fraktionierte exhalierte Stickstoffmonoxid (FeNO) misst die Atemwegsentzündung. Werte über 40 ppb erhöhen die Asthma-Wahrscheinlichkeit um das Siebenfache. Ergänzend dienen Blut-Eosinophile (Grenzwert 150/µl) und allergenspezifisches IgE der Phänotypisierung. Die Unterscheidung zwischen allergischem und nicht-allergischem Asthma sowie die Identifikation der Typ-2-Entzündung bestimmen schlussendlich die Therapiewahl.
SABA-Monotherapie: No-Go
Breyer-Kohansal stellt unmissverständlich klar: „Ein SABA-Mono, also ein kurzwirksames Beta-Mimetikum ohne inhalatives Corticosteroid, ist für Asthma-Patient:innen ein absolutes No-Go.“ Diese frühere Praxis führe zu mehr Hospitalisierungen. Bereits ab Stufe 1 gilt: ICS/Formoterol-Fixkombination als Bedarfstherapie. Das MART-Schema (Maintenance And Reliever Therapy) vereint Dauer- und Bedarfsmedikation in einem Inhalator und verbessert die Adhärenz. In Hinblick auf die korrekte Inhalation stellte die Expertin klar: „Ein Dosieraerosol ohne Vorschaltkammer ist sinnlos. Da können Sie es gleich in die Achsel sprühen.“ Besonders kritisch sind Langzeitfolgen systemischer Glukocorticoide: Bei jungen Frauen mit schwerem Kinderasthma wurden in der Vergangenheit mitunter erhebliche Knochendichteverluste beobachtet. „Das darf nicht mehr sein“, betont Breyer-Kohansal. Moderne Biologika ermöglichen bei vielen Patient:innen eine drastische Reduktion oder sogar das Absetzen systemischer Corticosteroide – ein therapeutischer Meilenstein, der nicht nur Exazerbationen verhindert, sondern auch schwerwiegende Nebenwirkungen vermeidet.
Biologika revolutionieren schweres Asthma
Bei schwerem Asthma trotz hochdosierter ICS/LABA-Kombination erfolgt die Biologika-Auswahl nach dem ABCD-Prinzip: Anamnese, Biomarker, Komorbiditäten und Dosierungsmodalitäten. Verfügbar sind Anti-IgE (allergisches Asthma, IgE 30–1500 U/ml, ab 6 Jahren), Anti-IL-5-Rezeptor (Eosinophile ≥ 150–400/µl), Anti-IL-4-Rezeptor (FeNO ≥ 25 ppb und/oder Eosinophile ≥ 150/µl) und Anti-TSLP (hohe FeNO-Werte). „Diese neuen Therapien haben das Leben von Patient:innen mit schwerem Asthma massiv verbessert“, so die Expertin.
Trigger identifizieren
Apotheker:innen übernehmen zentrale Funktionen bei der Asthmakontrolle. Neben der Schulung korrekter Inhalationstechnik ist die Triggeridentifikation essenziell: Neben bekannten Allergenen müssen unspezifische Auslöser wie ASS, NSAR oder Beta-Blocker aktiv erfragt werden. Bei häufigem SABA-Bedarf, nächtlichen Symptomen oder Einschränkungen im Alltag ist umgehend ärztliche Rücksprache zur Therapieintensivierung erforderlich. Peak-Flow-Tagebücher mit dokumentierter Variabilität über 20 % sind hier diagnostisch wertvoll.