Neue Behandlungsmethode

Tiroler Forscher beleben Herzmuskelzellen mit Stoßwellen

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Medizinier erklärt Herzfunktionen. © Shutterstock
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Ein Forscherteam konnte Herzmuskelzellen durch eine Kombination aus Stoßwellentherapie und Bypass-Operation wieder aktivieren. Dadurch soll die Pumpleistung des Herzens dauerhaft verbessert werden. Die Wissenschaftler bezeichneten dies als eine "bahnbrechende Behandlung" für Betroffene.

Die Behandlung eignet sich für Patientinnen und Patienten, deren Herzmuskelzellen infolge mehrerer Herzinfarkte abgestorben sind und Narben hinterlassen haben. Herzmuskelzellen im Randbereich des geschädigten Gewebes fallen bei einem Herzinfarkt in eine Art "Winterschlaf", erklärte die Meduni. Dadurch wird ein Teil des Herzmuskels chronisch unzureichend mit Blut versorgt. Eine Bypass-Operation, der häufigste große chirurgische Eingriff in der westlichen Welt, kann die verbleibende Pumpleistung lediglich erhalten, aber nicht verbessern.

Hier soll die neue Behandlungsmethode ins Spiel kommen: Die "schlafenden Zellen" werden nämlich durch die Stoßwellentherapie wieder aufgeweckt und die Pumpleistung des Herzens nachhaltig angekurbelt. "Erstmals ist es damit möglich, den Herzmuskel substanziell und anhaltend zu verbessern", sagte Michael Grimm, Direktor der Univ.-Klinik für Herzchirurgie in Innsbruck. "Wir wissen, dass alle fünf Prozentpunkte Verbesserung der Pumpleistung eine signifikante Reduktion der Spitalswiederaufnahmen und eine Verlängerung der Lebenserwartung bringt. Unsere Methode hat im Schnitt eine Verbesserung von fast zwölf Prozentpunkten gezeigt. Das ist spektakulär", schilderte Projektleiter Johannes Holfeld.

Im Rahmen der Forschung wurde eine klinisch randomisierte Studie mit 65 per Zufallsgenerator in zwei Gruppen zugeordneten Patientinnen und Patienten durchgeführt. Eine Gruppe erhielt die standardisierte Bypass-Operation, die zweite Gruppe wiederum die OP in Kombination mit Stoßwellen. "Die Effekte waren noch deutlicher als wir erwartet hatten und so konnten wir schon zu einem frühen Zeitpunkt die signifikante Verbesserung des Herzmuskels nachweisen", sagte Holfeld. Inzwischen liegen bereits Langzeitergebnisse der ersten, vor vier Jahren im Rahmen der Studie mit der Kombination Bypass und Stoßwellen behandelten Patienten vor. "Wir sehen, dass der Effekt stabil bleibt. Das Herz erholt sich und bleibt dann fit", freute sich Klinikdirektor Grimm. Die Studie wurde nun im European Heart Journal publiziert.

Die Stoßwellen bewirken, dass Bindegewebszellen in Gefäßwandzellen umgewandelt werden und sich neue Blutgefäße bilden. "Das bedeutet, dass in den chronisch mit Blut unterversorgten Herzmuskel neue Blutgefäße einsprossen und dieser dadurch wieder aktiv zur Pumpleistung des Herzens beiträgt", erklärte Holfeld.

Ein Großteil der Forschung fand in Innsbruck statt, dazu wurde auch ein Spin-off-Unternehmen gegründet, welches das Stoßwellengerät entwickelte. Dieses Gerät soll 2025 auf den Markt kommen. Weltweit sind 1,4 Millionen Menschen von dieser Erkrankung betroffen. Die Forschenden gehen davon aus, dass mehr als ein Drittel von ihnen von der Behandlung profitieren wird.

APA

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