Das Mittel könnte auch bei Problemen nach der Übertragung anderer Organe oder künftig im Rahmen von Xenotransplantationen - also bei Verpflanzungen von Tieren auf Menschen - wichtig werden, heißt es.
Rund 330 Nierentransplantationen werden in Österreich jährlich durchgeführt, wie die Medizinische Universität Wien am Freitag in einer Aussendung mitteilte. Damit sind diese Eingriffe die hierzulande am häufigsten durchgeführten Organtransplantationen. In einigen Fällen kann es in der Folge jedoch zu einer "antikörpervermittelten Abstoßungsreaktion" (AMR) kommen. Dabei wendet sich das Immunsystem des Empfängers gegen das fremde Implantat, indem es Antikörper dagegen entwickelt. Das kann u.a. dazu führen, dass Betroffene erneut zur Dialyse müssen, wieder auf eine Spenderniere warten und eine zweite Operation über sich ergehen lassen.
An der nun im Fachblatt "New England Journal of Medicine" vorgestellten klinischen Studie unter der Leitung von Georg Böhmig und Katharina Mayer von der Klinischen Abteilung für Nephrologie und Dialyse der Wiener Uniklinik für Innere Medizin III nahmen in Wien und Berlin insgesamt 22 Patienten teil, die von AMR betroffen waren. Ein Teil von ihnen erhielt über sechs Monate hinweg ein Medikament namens Felzartamab. "Aufgrund seines Potenzials, Immunreaktionen auf eine sehr besondere Art zu beeinflussen, rückte Felzartamab auch ins Blickfeld der Transplantationsmedizin", so Böhmig. Weitere sechs Monate nach der Therapiephase deuteten Gewebeproben darauf hin, dass AMR mit der Gabe des Mittels wirksam entgegengetreten werden könne.
"Die Ergebnisse unserer Studie könnten einen Durchbruch in der Therapie von AMR nach Nierentransplantationen darstellen", so Mayer. Zudem gebe es Hoffnungen, das Mittel auch bei Abstoßungen von Spender-Herzen oder -Lungen einzusetzen. "Auch Xenotransplantationen von genetisch modifizierten Schweineorganen könnten dadurch vielleicht weiter in den Bereich des Möglichen rücken", erklärte Böhmig.
APA