Klinik Ottakring

Multiprofessionelles Stoma-Kompetenzzentrum

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v. l. n. r.: Annika Virgolini, BSc, DGKP/KSB Sandra Bielitz-Holzer,  Prim. Dr. Franz Berger, Mag. pharm. Stefanie Hehenberger, aHPh © Beigestellt
v. l. n. r.: Annika Virgolini, BSc, DGKP/KSB Sandra Bielitz-Holzer, Prim. Dr. Franz Berger, Mag. pharm. Stefanie Hehenberger, aHPh © Beigestellt

Ein Enterostoma ist eine künstlich angelegte Darmöffnung an der Bauchoberfläche. Wird der Dickdarm ausgeleitet, spricht man von einem Kolostoma, handelt es sich um einen Dünndarmausgang, von einem Ileostoma. Die Anlage eines Stomas ist nicht nur ein tiefgreifender operativer Eingriff, sondern bringt für Betroffene häufig auch eine erhebliche physische und psychische Belastung mit sich. Postoperative Komplikationen – insbesondere metabolischer Natur – treten häufig auf und können die Lebensqualität deutlich einschränken. Typische Probleme sind Dehydration, Elektrolytverschiebungen und/oder eine Malabsorption von Nährstoffen.


Ein weiterer zentraler Aspekt betrifft die veränderte oder reduzierte Resorption von Arzneimitteln, was bei Stomaträger:innen zu einer verminderten oder veränderten Wirksamkeit der Medikation führen kann. 


Resorptionsstörungen


Das bedeutet, bei der Anlage eines Stomas handelt es sich um eine vielschichtige und komplexe, stark patientenindividuelle Thematik, die eine enge Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team unerlässlich macht. Aus diesem Grund wurde an der Klinik Ottakring das „Multiprofessionelle Stoma-Kompetenzzentrum“ ins Leben gerufen. Das Team aus Stomatherapie und Pflege, Chirurgie, Diätologie und klinischer Pharmazie verfolgt einen integrierten Versorgungsansatz mit besonderem Schwerpunkt auf Resorptionsstörungen, High-Output-Syndrom und arzneimittelbezogene Fragestellungen bei Stomaträger:innen.

Das Angebot richtet sich an Personen mit neu angelegtem oder bereits länger bestehendem Stoma, die zusätzliche Unterstützung benötigen. Dazu zählen Fälle mit vermuteten oder bestätigten Problemen bei der Aufnahme von Nährstoffen oder Medikamenten, veränderter oder verminderter Arzneimittelwirkung sowie dem Auftreten unerwünschter Nebenwirkungen. Ebenso umfasst es Beschwerden wie ungewollten Gewichtsverlust, Durchfälle, Mangelerscheinungen oder vergleichbare Symptome. Fragen zur sicheren Arzneimitteleinnahme in Zusammenhang mit einem Stoma und Schwierigkeiten bei der Stuhlregulierung gehören ebenfalls zu den Indikationen für eine Vorstellung im Kompetenzzentrum.

Wirkstoffaufnahme


Der Fokus der klinisch-pharma­zeutischen Betreuung liegt auf der medikamentösen Behandlung des High-Output-Syndroms und auf der Durchführung von Medikations­analysen, der Beratung zum Resorptionsverhalten unter veränderten gastrointestinalen Bedingungen sowie ggf. der Optimierung der Arzneimitteltherapie. Ob ein Wirkstoff bei Stoma­träger:innen ausreichend aufgenommen wird, hängt von zahlreichen Faktoren ab – darunter der Lage des Stomas bzw. Restdarmlänge, Passagezeit sowie der Integrität der verbleibenden resorptiven Darmschleimhaut. Manche arzneimittelbezogene Probleme sind offensichtlich, etwa durch Medikamentenrückstände im Stomabeutel oder eine deutlich nachlassende blutdrucksenkende Wirkung. Vielfach bleiben Resorptionsstörungen jedoch unentdeckt und/oder unbehandelt. Es gibt leider zum Thema Arzneimitteltherapie und -resorption bei Stoma nur sehr wenig Daten oder Literatur, was Apotheker:innen in der Betreuung und Beratung häufig vor große Herausforderungen stellt. 

Das „Multiprofessionelle Stoma-Kompetenzzentrum“ versteht sich so auch als Anlaufstelle für Ärzt:innen und Apotheker:innen im niedergelassenen Bereich. Insbesondere Apotheker:innen in öffentlichen Apotheken sind immer wieder mit komplexen Fragestellungen zu Resorption, Dosierung und Wirkstoffverfügbarkeit konfrontiert. Bei Bedarf steht das Team bei Fragen rund um die Arzneimitteltherapie bei Patient:innen mit Stoma hier gerne beratend zur Verfügung.

Das Leistungsspektrum umfasst:


• Fachkundige Beratung zur Stomapflege und -versorgung
• Unterstützung bei Ernährungsfragen, insbesondere bei Resorptionsstörungen
• Medikationsanalyse und ggf. Optimierung Ihrer Medikation bei veränderter Aufnahme oder Wirkung von Arzneimitteln durch die Stomaanlage
• Gemeinsame Erarbeitung von Lösungen bei metabolischen Problemen wie Mangelernährung, Elektrolytstörungen oder unerklärter Gewichtsabnahme
• Enge Zusammenarbeit mit dem gesamten medizinischen Betreuungsteam (Ärzt:innen, Apotheker:innen etc.)

KONTAKT UND ANMELDUNG


Klinik Ottakring, Montleartstraße 37, 1160 Wien
Ambulanz der Abteilung für Allgemein-, 
Viszeral- und Tumorchirurgie
Pavillon 28, Ebene B
+43 1 49150 4814
kor.stomazentrum@gesundheitsverbund.at

Jeden ersten Donnerstag im Monat, 
12–14 Uhr nach vorheriger Anmeldung

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