APOkongress 2025: Praktische Beratungstipps

Inhalationstherapien in der Praxis

DGKP

Helmut

Täubl

,

BScn, MScN

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Die Ausgangsposition der COPD

Typische Symptome sind Auswurf, Husten und Atemnot (GOLD, 2025). Die Prävalenz steigt mit dem Alter, etwa jede/r Vierte ab 70 Jahren ist betroffen (Firlei et al., 2007). Neben der medikamentösen Therapie ist das Selbstmanagement – insbesondere die korrekte Anwendung von Inhalationsgeräten – entscheidend für den Behandlungserfolg. Fehler in der Anwendung sind weit verbreitet und beeinträchtigen die Wirksamkeit der Therapie erheblich (GOLD, 2025).

Die medikamentöse Therapie der COPD erfolgt primär über die Verabreichung inhalativer Medikamente. Die Wirkstoffe bzw. Kombinationen einzelner Wirkstoffe, die dabei verabreicht werden, orientieren sich an den Gruppen, in die Betroffene anhand der Einschränkung der Lungenfunktion, aber auch der Anzahl und Schwere an Exazerbationen und Auftreten und Wahrnehmen von Symptomen eingeteilt werden. Die medikamentöse Therapie durch Inhalation hat natürlich Vorteile, wie z. B. eine hohe Konzentration direkt am Wirkort mittels geringer Dosis der Medikation, entscheidend für die Wirkung ist dabei allerdings die korrekte Einnahme der Inhalation (GOLD, 2025).

Fehlerquellen bei der Inhalation

Studien zeigen, dass bis zu 82 % der Patient:innen mindestens einen Fehler bei der Anwendung von Inhalationsgeräten machen. Die Ursachen für Fehler in der Anwendung sind vielfältig. So können geräteabhängige oder geräteunabhängige Fehler gemacht werden. Die Dauer der Therapie ist genauso ausschlaggebend für Fehler wie die Person, die die Inhalation einnimmt (Molimard et al., 2017, Arora et al., 2014, Lareau & Yawn, 2010).

Typische Fehler der Inhalationsverabreichung sind:

  • Vorbereitung und Gebrauch werden vermischt
  • Kein oder zu wenig Ausatmen vor der Einnahme
  • Unzureichendes Inspirationsvolumen oder -kraft
  • Fehler bei der Koordination von Auslösen und Einatmen
  • Fehlendes Luftanhalten nach der Inhalation
  • Mangelhafte Nachbereitung (z. B. keine Mundspülung nach Kortison-Inhalation) oder Reinigung des Devices
  • Fehlerhafter Zeitpunkt oder Dosis der Einnahme

Gerätespezifische Fehler: Die Fehleranfälligkeit variiert zwischen den verschiedenen Inhalationssystemen. Pulverinhalatoren und Dosieraerosole stellen unterschiedliche Anforderungen an die Patient:innen, außerdem benötigen die Devices unterschiedliche Kapazitäten der Inspirationskraft, weil sie unterschiedliche interne Gerätewiderstände aufweisen. Einige Devices bieten Feedbackmechanismen, wie ein Surren oder Klicken, das Hinunterzählen der Dosis in der Dosisanzeige oder ein Umschalten eines Farbfensters, um die korrekte Anwendung zu unterstützen.

Geräteunabhängige Fehler: Auch unabhängig vom Gerätetyp treten Fehler auf, etwa durch fehlende Motivation, mangelndes Verständnis der inhalativen Therapie oder Unsicherheiten im Umgang mit der Erkrankung insgesamt.

Einflussfaktoren auf geräteunabhängige Fehler sind beispielsweise:

  • Bildungsstand: Analphabeten machen bis zu 95 % Fehler
  • Dauer der Therapie: Nach mehr als fünf Jahren machen 97 % der Patient:innen Fehler, nach ein bis zwei Jahren 74 % (Arora et al., 2014)

Konsequenzen von Anwendungsfehlern

Fehler bei der Inhalation führen zu einer verminderten Medikamentenwirkung, vermehrter Atemnot, einer erhöhten Rate an Exazerbationen und letztlich zu einer Verschlechterung der Lebensqualität (GOLD, 2025). Schwere Exazerbationen sind ein Wendepunkt im Krankheitsverlauf: Nach einem ersten Krankenhausaufenthalt bedingt durch eine Exazerbation beträgt die Mortalität nach 3,5 Jahren etwa 50 % (Suissa et al., 2012). Frühzeitige und konsequente Therapie kann das Risiko somit in vielerlei Hinsicht senken.

Bedeutung und Wirksamkeit von Schulungen

Der primäre Zugang zur Steigerung der richtigen Einnahme der inhalativen Medikamente ist die Patient:innenschulung oder -edukation.

Patient:innenschulung zur korrekten Einnahme inhalativer Devices steigern die Quote der korrekten Einnahme, wie Aydemir (2015) beschreibt:

  • Bei Pulverinhalatoren steigt die Rate korrekter Anwendung von 60 % auf 93 %
  • Bei Dosieraerosolen von 31 % auf 45 %

Allerdings werden diese Steigerungen der korrekten Einnahme nur für einen Zeitraum von ca. 3 Monaten beschrieben. Damit sollte die korrekte Einnahme nicht nur einmal gezeigt werden, sondern öfter. Wiederholte Schulungen verbessern nicht nur die Adhärenz signifikant (p = 0,032), sondern durch die Auswirkungen der korrekten Medikamenteneinnahme wie vorher beschrieben auch die Lebensqualität von Betroffenen (p = 0,04), wie Takemura et al. (2011) angeben.

Selbstmanagement-Programme

Eine reine Patient:innenschulung reicht jedoch nicht aus, um das Verhalten nachhaltig zu ändern. Effektiver sind Selbstmanagement-Programme, die auf Verhaltensänderung abzielen und individuelle Ansätze sowie Patient:innen-Präferenzen berücksichtigen. Diese Programme gehen über die reine Wissensvermittlung hinaus und fördern die Lernkompetenz sowie die Unterstützung zur Selbsthilfe (Disler et al., 2016).

Vergleich Patient:innenschulung vs. Selbstmanagement-Programm (Bourbeau et al., 2015):

  • Patient:innenschulung ist compliance-getrieben, Ziele werden von Gesundheitsfachkräften gesetzt, Information ist krankheitsspezifisch.
  • Selbstmanagement-Programme sind adherence-getrieben, Ziele werden von Patient:innen gesetzt, Information und Fähigkeiten sind problembezogen. Die Theorie dabei ist, dass das Vertrauen zu Verhaltensänderung führt.

Praktische Empfehlungen zur Fehlervermeidung und Schulung

Aus der bisher dargestellten Literatur, aber auch aus Erfahrungswissen im Umgang mit COPD-Patient:innen lassen sich einige praktische Tipps zur Senkung der Fehlerquote in der Inhalationsverabreichung generieren. Wichtig ist, auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Patient:innen einzugehen, um eine möglichst langfristige Motivation zu erreichen, die Krankheit positiv zu beeinflussen.

1. Regelmäßige und wiederholte Schulungen:

  • Schulungen sollten nicht einmalig, sondern regelmäßig und wiederholt stattfinden, um die korrekte Anwendung zu festigen.
  • Die Schulung sollte individuell auf die Patient:innen und deren Inhalationssystem abgestimmt werden.

2. Einbindung von Feedbackmechanismen:

  • Geräte mit Rückmeldungen zur korrekten Anwendung (z. B. akustische Signale, Dosisanzeigen, Farbfenster) unterstützen die Patient:innen und helfen, Fehler zu erkennen und zu vermeiden.
  • Langwirksame bronchienerweiternde Medikation gibt den Betroffenen durch den verzögerten Wirkungseintritt kein Gefühl einer sofortigen Verbesserung, diese Erwartungshaltung sollte thematisiert werden. Es geht eher um die Vermeidung einer langfristigen Verschlechterung.

3. Förderung der Gesundheitskompetenz durch Selbstmanagement-Programme:

  • Neben der Technikvermittlung sollte die Schulung auch auf die Förderung der allgemeinen Gesundheitskompetenz abzielen, um die Patient:innen zu befähigen, ihre Erkrankung aktiv zu managen. Programme, die auf Verhaltensänderung und individuelle Bedürfnisse eingehen, sind nachhaltiger als reine Wissensvermittlung.
  • Die Einbindung von Angehörigen und die Berücksichtigung sozialer Unterstützung sind dabei ebenfalls wichtige Erfolgsfaktoren.

5. Regelmäßige Überprüfung der Inhalationstechnik:

  • Die Technik sollte regelmäßig überprüft und ggf. korrigiert werden, um Fehler frühzeitig zu erkennen und zu beheben.

6. Auswahl des richtigen Devices:

  • Die Auswahl des Inhalationssystems sollte individuell erfolgen und die Fähigkeiten, Präferenzen (z. B. einmal oder zweimal tägliche Inhalation) und den Inspirationsfluss der Patient:innen berücksichtigen.
  • Eine Kombination von mehreren notwendigen Wirkstoffen in einem Device ist zu bevorzugen. Die Auswahl sollte mit den betroffenen Patient:innen gemeinsam erfolgen.

Fazit

Die korrekte Anwendung von Inhalationsgeräten ist für COPD-Patient:innen essenziell, um die Wirksamkeit der Therapie zu sichern und Exazerbationen zu vermeiden. Fehler sind häufig, können aber durch gezielte, wiederholte Schulungen und individuelle Selbstmanagement-Programme deutlich reduziert werden. Die Wahl des passenden Geräts, die regelmäßige Überprüfung der Technik und die Einbeziehung von Patientenpräferenzen sowie die Förderung der Gesundheitskompetenz sind zentrale Erfolgsfaktoren.

 

Literatur:

Arora, P. et al. (2014). Evaluating the technique of using inhalation device in COPD and bronchial asthma patients. Respiratory Medicine; 108: 992-8; doi: 10.1016/j.rmed.2014.04.021

Aydemir, Y. (2015). Assessment of the factors affecting the failure to use inhaler devices before and after training. Respiratory Medicine; 109: 451-458; doi: 10.1016/j.rmed.2015.02.011

Bourbeau, J., Lavoie, K.L., Sedeno, M. (2015). Comprehensive Self-Management Strategies. Seminars in Respiratory and Critical Care Medicine; 36, 630-638; doi: 10.1055/s-0035-1556059

Disler, R.T. et al. (2016). Empowerment in people with COPD. Patient Intelligence; 8: 7-20; DOI: 10.2147/PI.S61195

Firlei, N., Lamprecht, B., Schirnhofer, L., Kaiser, B., Studnicka M. (2007). Die Prävalenz der COPD in Österreich – die erwartete Entwicklung bis 2020. Wiener Klinische Wochenschrift; 119/17–18: 513–518; DOI 10.1007/s00508-007-0867-3

Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) (2025). Global strategy for the diagnosis, management, and prevention of chronic obstructive pulmonary disease. 2026 report.  https://goldcopd.org/2026-gold-report-and-pocket-guide/

Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) (2017). Global strategy for the diagnosis, management, and prevention of chronic obstructive pulmonary disease. 2017 report. https://goldcopd.org/wp-content/uploads/2017/02/wms-GOLD-2017-FINAL.pdf

Lareau S, Yawn B.P. (2010). Improving adherence with inhaler therapy in COPD. International Journal of COPD; 5:401-6; doi: 10.2147/COPD.S14715

Molimard, M. et al. (2017). Chronic obstructive pulmonary disease exacerbation and inhaler device handling: real-life assessment of 2935 patients. European Respiratory Journal; 49: 1601794; DOI: 10.1183/13993003.01794-2016

Suissa, S., Dell´Aniello, S., Ernst, P. (2012). Long-term natural history of chronic obstructive pulmonary disease: severe exacerbations and mortality. Thorax 2012; 67:957–963. doi: 10.1136

Takemura, M. et al. (2011). Relationships between repeated instruction on inhalation therapy, medication adherence, and health status in chronic obstructive pulmonary disease. International Journal of COPD; 97–104; doi: 10.2147/COPD.S16173

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