Erstmals hat vor kurzem die US-Arzneimittelbehörde FDA ein Medikament zur Behandlung in solchen Fällen zugelassen.
"Das bietet Patienten die erste Therapiemöglichkeit bei schweren Erfrierungen", wurde Norman Stockbridge, Direktor der Abteilung für Kardiologie und Nephrologie (Nierenkrankheiten) der US-Arzneimittelbehörde in einer Aussendung zitiert. "Diese neue Behandlungsmöglichkeit gibt Ärzten ein Werkzeug, für die Betroffenen lebensverändernde Amputationen von Fingern oder Zehen zu vermeiden."
Die meisten oberflächlichen Erfrierungen sind harmlos. Doch in schweren Fällen – und die sind bei Alpinisten und Einwohnern der nördlichen Regionen der Erde mit Temperaturen von minus 20 Grad Celsius und noch viel weniger gefürchtet – geht das bis zu Amputationen. Ein weltberühmter Fall dafür ist beispielsweise der österreichische Extrembergsteiger Kurt Diemberger, der als Erstbesteiger von zwei Achttausendern (Broad Peak/1957) und Dhaulagiri (1960) im Rahmen seiner Bergabenteuer Amputationen erlitt. Ähnlich war es auch Herbert Tichy (Erstbesteigung Cho Oyu/1954) ergangen. Vor Jahren war bei einer Alpinismusausstellung in Altenmarkt im salzburgischen Pongau auch ein konserviertes abgenommenes Fingerglied eines der frühen österreichischen Hochalpinisten zu sehen.
Bei der neuen Behandlungsmöglichkeit handelt es sich um den Wirkstoff Iloprost. Er kommt aus der Reihe der Prostazyklin-Analoga und wirkt gefäßerweiternd. Zugelassen war die Substanz bisher vor allem zur Behandlung von Lungenhochdruck. Die FDA hat das Anwendungsgebiet auf schwere Erfrierungen erweitert.
Der Zulassung liegt eine klinische Studie an 47 Probanden mit schweren Erfrierungen zugrunde. Dabei wurde den per Zufall zu drei Gruppen zugewiesenen Patienten entweder Iloprost allein per Infusion jeweils sechs Stunden pro Tag für acht Tage verabreicht, Iloprost zusammen mit nicht zugelassenen Substanzen oder letztere allein (nicht zugelassene Wirkstoffe).
Nach einer Woche zeigte sich, dass in der ersten Gruppe laut Computertomografie-Untersuchungen niemand eine Amputation bevorstand, hingegen 19 Prozent der Probanden in der zweiten und 60 Prozent in der dritten Gruppe. Alle Patienten hatten zusätzlich den Thrombozytenaggregationshemmer ASS (Acetylsalicylsäure; Aspirin) per Infusion bekommen. ASS soll verhindern, dass es im Gewebe, das von Erfrierungen betroffen ist, auch zum Auftreten von Thromben kommt.
APA