Innsbrucker Studie

Dickkopf-3-Protein als Marker für Nierenversagen

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Die Symptomatik einer CDI setzt meist abrupt in Form  einer Enterokolitis ein. Fieber, Blutabgänge, Dehydration  oder Nierenversagen können schwere Verläufe begleiten. © iStock
Die Symptomatik einer CDI setzt meist abrupt in Form einer Enterokolitis ein. Fieber, Blutabgänge, Dehydration oder Nierenversagen können schwere Verläufe begleiten. © iStock

Ein Harntest ließe sich auch leicht in der Allgemeinmedizin nutzen. Das hat eine Studie von Innsbrucker Nephrologen gezeigt, die in der Jänner-Ausgabe der Fachzeitschrift "Diabetes" veröffentlicht wird.


Die wissenschaftliche Untersuchung von Felix Keller (Abteilung für Innere Medizin IV/Nephrologie und Hypertonie) und seinen Co-Autoren, auch aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Ungarn und Polen, versuchte, Möglichkeiten für eine bessere Prognose des Verlaufs einer chronischen Nierenerkrankung als Komplikation von Typ-2-Diabetes aufzuzeigen. Der Hintergrund, so die Wissenschafter: "Vor kurzem veröffentlichten drei große nephrologische Fachgesellschaften (internationale, amerikanische und europäische Gesellschaften der Nierenspezialisten; Anm.) eine gemeinsame Konsensuserklärung zu den weltweiten Auswirkungen von Nierenerkrankungen. Schätzungsweise über 700 Millionen Menschen leiden demnach unter den medizinischen und sozioökonomischen Folgen einer chronischen Nierenerkrankung (CKD)."


Diabetes und/oder Bluthochdruck sind weltweit die beiden Hauptursachen von mehr oder weniger schnell voranschreitenden Funktionseinschränkungen der Nieren. Am Ende stehen oft das terminale Versagen der Organe mit notwendiger Organtransplantation oder - wie in den meisten Fällen - lebenslang notwendige Dialyse, zumeist zwei- bis dreimal wöchentlich. Das führt auch zu einer verringerten Lebenserwartung und einer starken Gefährdung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.


Glykoprotein im Harn


Als Marker für die Einschätzung der Situation der Betroffenen dienen derzeit die sogenannte geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR), die aus Serum-Kreatininwert im Blut, Alter und Geschlecht der Patienten bestimmt wird. Hinzu kommt die Eiweißausscheidung mit dem Harn. Die Wissenschafter: "Der individuelle Verlauf der diabetischen Nierenerkrankung (DKD) ist jedoch schwer vorherzusagen, die Progressionsmuster bei Menschen mit Typ-2-Diabetes zeigen sowohl lineare als auch nicht-lineare Verläufe des Rückgangs der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Darüber hinaus tritt bei einem erheblichen Teil der Patienten mit Typ-2-Diabetes ein Verlust der Nierenfunktion ohne ausgeprägte Albuminurie (Eiweißausscheidung im Harn; Anm.) auf. Daher werden Biomarker benötigt, die das Erkennen beginnender Nierenschäden und die Vorhersage des individuellen Verlaufs der CKD bei Patienten mit Diabetes verbessern können."
Dabei stieß die Wissenschaft auf das sogenannte Dickkopf-3-Glykoprotein (DKK3) im Harn. Das Eiweiß mit dem eigentümlichen Namen spielt eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Embryos, beeinflusst als immunologisch wichtiger Faktor zum Beispiel Krebserkrankungen und kann offenbar auch als Marker für Nierenschädigungen verwendet werden. DKK3 wird in den Nieren vermehrt gebildet, wenn es zu Zellschädigungen bzw. Stress kommt. Die Ausscheidung lässt sich im Harn messen.


3.232 Probanden


Die Autoren der wissenschaftlichen Arbeit untersuchten die DKK3-Werte von 3.232 Typ-2-Diabetikern. Dies erfolgte im Rahmen der medizinischen Primärversorgung. Die im Harn gemessenen DKK3-Werte wurden der Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung mit einer mittleren Beobachtungszeit von 4,26 Jahren gegenübergestellt. Als hohe DKK3-Werte wurden mehr als 200 Billionstel Gramm pro Milligramm Kreatinin gewertet, als niedrige Pegel Werte darunter. Die Beurteilungskriterien waren das schnelle Fortschreiten der Funktion der Nieren, die Verstärkung der Eiweißausscheidung mit dem Harn, endgültiges Nierenversagen und schließlich Herz-Kreislauf-Komplikationen und die Mortalität aus allen Ursachen.


Die Ergebnisse waren deutlich: Hohe DKK3-Werte im Harn waren mit einem um 52 Prozent höheren Risiko für eine Verschlechterung der chronischen Nierenerkrankung, Nierenversagen etc. verbunden. Ebenso um 52 Prozent erhöht war die Gefährdung durch akute Herz-Kreislauf-Komplikationen. Die Sterblichkeit aus jeglicher Ursache war um 44 Prozent größer.
"Erhöhte DKK3-Werte (uDKK3; Anm.) im Urin korrelierten mit einem Rückgang der Nierenfunktion, zusätzlich zu etablierten Biomarkern (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate und Albuminurie). uDKK3 identifizierte außerdem Patienten mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse. uDKK3 kann dazu beitragen, Hochrisikopatienten in der Primärversorgung zu identifizieren, die von einer intensivierten Behandlung und/oder einer Überweisung an Spezialisten profitieren könnten", schrieben die Wissenschafter.


Aussagekraft unabhängig von Ausgangssituation der Nierenfunktion


Insgesamt hatten 87 Prozent der Probanden niedrige und 13 Prozent hohe Konzentrationen an Dickkopf-3-Protein im Urin aufgewiesen. Ein möglicher zusätzlicher Vorteil solcher Tests auf DKK3: Die Aussagekraft der Untersuchung war in der wissenschaftlichen Studie unabhängig von der Ausgangssituation der Patienten, was ihre Nierenfunktion betraf.

APA

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