Hand-Fuß-Mund-Krankheit

Hoch ansteckend mit Flecken & Bläschen

MAG. PHARM. Verena Kimla
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Hand-Fuß-Mund-Krankheit © Shutterstock
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Die ICD-10 bezeichnet die Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK) als „Vesikuläre Stomatitis mit Exanthem durch Enteroviren“, da sie vorwiegend durch Enteroviren der Gruppe A (EV-A) verursacht wird1. Sie gehören zur Familie der Picornaviridae. Wie der Name bereits vermuten lässt (lat. pico: sehr klein), handelt es sich um kleine, unbehüllte RNA-Viren. Da sie auch bei niedrigem pH-Wert stabil sind, überstehen sie die Magen-Darm-Passage. Gegenüber Umwelteinflüssen sind sie relativ resistent. 

Neben den Coxsackie-A-Viren (A2 bis A8, A10, A12, A14, A16), die ebenfalls zu den Enteroviren gehören, sind auch das Enterovirus A71 (EV-A71) und neuere Serotypen Auslöser der HFMK. Zwar sind Coxsackie-A16-Viren die häufigste Ursache der Erkrankung, allerdings werden auch Viren der Stämme A6 und A10 häufig mit HMFK in Verbindung gebracht. Während eines Ausbruchs können verschiedene Virusstämme gleichzeitig zirkulieren. Eine mehrmalige Ansteckung ist daher möglich.

Mehr als nur Begrifflichkeiten

HFMK wird oft fälschlicherweise als „Maul- und Klauenseuche“ bezeichnet, von welcher jedoch vorwiegend Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine betroffen sind. Eine Infektion des Menschen kann bei beruflich exponierten Personen wie beispielsweise Melkern auftreten, führt aber nicht zur Erkrankung. HFMK und Maul- und Klauenseuche werden von unterschiedlichen Gattungen innerhalb der Familie der Picornaviridae verursacht und haben daher keinerlei Bezug zueinander.

Als Hand-Fuß-Mund-Syndrom wird ein Krankheitsbild bezeichnet, das als Nebenwirkung von Chemotherapien auftritt. Dabei kommt es zu schmerzhaften Rötungen und Schwellungen an den Handinnenflächen und Fußsohlen. Auch Finger- und Fußnägel sind manchmal betroffen, sie können sich lockern oder ausfallen. Weitere Anzeichen sind Gefühlsstörungen wie Taubheit, Kribbeln oder Brennen. Ob sich das Syndrom manifestiert, hängt von Medikament, Dosis und Behandlungsdauer ab; Capecitabin, Docetaxel und Sorafenib können die Nebenwirkung auslösen. Auch bei Kombinationstherapien besteht ein erhöhtes Risiko.3

Phasenweiser Krankheitsverlauf

HFMK tritt vermehrt in den Spät­sommer- und Herbstmonaten auf. Am häufigsten sind Kinder unter zehn Jahren betroffen, aber auch Erwachsene können erkranken. HFMK beginnt typischerweise mit Fieber, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Halsschmerzen. Nach ein bis zwei Tagen entstehen sehr schmerzhafte Bläschen und Geschwüre auf Zunge, Zahnfleisch und Mundschleimhaut. Danach bildet sich innerhalb von weiteren ein bis zwei Tagen ein nicht-juckender Hautausschlag an Handflächen und Fußsohlen mit ebenen oder erhöhten roten Flecken, teilweise mit Blasenbildung. Meist sind Handflächen und Fußsohlen betroffen. Bei atypischen Verläufen zeigt sich das Exanthem auch am Gesäß, im Genitalbereich, an Knien oder Ellenbogen und Kopfhaut oder juckt stark. Darüber hinaus kann es zum Verlust von Finger- und Zehennägeln kommen – dies passiert meist innerhalb von vier Wochen nach Infektion. 

Im Normalfall verläuft die Krankheit mild und heilt innerhalb von einer Woche ohne ärztliche Behandlung ab. Komplikationen wie aseptische Meningitis/Enzephalitis oder polioartige Paresen sind sehr selten. 

Vorsicht in der Schwangerschaft

Da Enteroviren sehr verbreitet sind, sind auch Schwangere den Erregern regelmäßig ausgesetzt. Die meisten Enterovirus-Infektionen während der Schwangerschaft verursachen jedoch nur milde Symptome oder verlaufen asymptomatisch.

Tritt die Infektion um den Geburtstermin herum auf, kann das Virus zwar auf das Neugeborene übertragen werden, bei den meisten Säuglingen verläuft die Krankheit jedoch mild. Nur in sehr seltenen Fällen kann sie in eine systemische Infektion übergehen oder durch Infektion lebenswichtiger Organe wie Leber und Herz zu schweren Verläufen führen. Das Risiko für einen solchen ist in den ersten beiden Lebenswochen am höchsten.

Zumeist asymptomatisch

Der Mensch ist das einzige Erregerreservoir der HFMK. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten wie Nasen- und Rachensekret, Speichel, Sekret aus Bläschen, den Stuhl oder durch Kontakt mit kontaminierten Oberflächen. Der Übertragung durch die Hände kommt wesentliche Bedeutung zu. Die Inkubationszeit liegt zwischen 3 bis 10 Tagen (selten 1 bis 30 Tage).

In der ersten Woche der Krankheit sind infizierte Personen insbesondere bei Ulzeration der Bläschen hochansteckend, die Viren können jedoch auch nach Ausheilung der Erkrankung über mehrere Wochen im Stuhl ausgeschieden werden. Die Patient:innen können daher sehr lange infektiös sein. Der Anteil der asymptomatisch infizierten Personen, bei denen es sich meist um Erwachsene handelt, ist mit > 80 % sehr hoch. Dabei ist zu beachten, dass auch ein asymptomatischer Krankheitsverlauf ansteckend ist.

Mit allen Wassern gewaschen

Um das Infektionsrisiko zu reduzieren, ist sorgfältige Händehygiene wichtig. Beim Windelwechsel erkrankter Kleinkinder und nach dem Toilettengang müssen die Hände besonders gründlich mit Seife oder einem Viruzid gewaschen werden. Auch verschmutzte Oberflächen und Gegenstände (Spielzeug, Türgriffe) müssen gereinigt werden. Darüber hinaus sollte enger Körperkontakt mit Erkrankten vermieden werden, auch Besteck, Tassen oder Handtücher sollten nicht geteilt werden. Kinder mit akuten Symptomen sollten bis zur Abheilung und Austrocknung der Bläschen möglichst keine Gemeinschaftseinrichtungen besuchen.

Mundgel, Schütteltinkturen und Geduld

Für den Einsatz im westpazifischen Raum (Asien, Australien, Ozeanien) stehen mehrere Impfstoffe gegen das Enterovirus EV-A71 zur Verfügung. Da gegen die relevanten Stämme der Coxsackie-A-Viren jedoch bisher kein Impfstoff vorhanden ist, ist lediglich eine symptomatische Behandlung möglich. Das Kauen und Schlucken ist aufgrund der Bläschen im Mund oft schmerzhaft; gekühlte oder lauwarme halbfeste Speisen wie Joghurt, Pudding oder Suppe und Getränke wie kalter Kamillen- oder Ringelblumentee sind daher empfehlenswert. Getränke und Nahrung sollten weder sauer noch salzig sein. Ein Strohhalm kann das Trinken erleichtern, da die Flüssigkeit auf diese Weise gleich geschluckt werden kann und nicht lange im Mundraum verbleibt.

Auch Gels mit Lokalanästhetika (Zahnungsgels) oder solche, die als Barriere fungieren, lindern den Schmerz. Gerade bei Säuglingen und Kleinkindern muss jedoch auf die richtige Dosierung geachtet werden. Lidocain sollte in der Schwangerschaft zurückhaltend eingesetzt werden, ebenso wie Pinselungen mit Rhabarberwurzelektrakt und Salicylsäure. Bei Kindern sind diese erst ab zwölf Jahren geeignet. Auch ein Mundbalsam aus der anthroposophischen Medizin steht für Kinder ab zwei Jahren zur Verfügung. 

Hat man nichts anderes zur Hand, können die Bläschen bei Kindern ab einem Jahr vor den Mahlzeiten mit einem in Honig getunkten Wattestäbchen betupft werden. Gerbstoffhaltige Lösungen und Schütteltinkturen können den Juckreiz der Hautläsionen unterbinden, damit Sekundärinfektionen durch Aufkratzen verhindert werden.

Quellen

1 ICD-10-GM Version 2022, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, abgerufen am 09.08.2023
2 https://www.ages.at/mensch/krankheit/krankheitserreger-von-a-bis-z/maul-und-klauenseuche, abgerufen am 09.08.2023
3 Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V., Merkblatt Hand-Fuß-Mund-Syndrom, Supportive Therapie, Stand 2017, https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/032-054OL
• Robert Koch Institut: Ratgeber Hand-Fuß-Mund-Krankheit, August 2017, 
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_HFMK.html, abgerufen am 08.08.2023

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