
Auf dem Jahreskongress der Europäischen Akademie für Allergie und Klinische Immunologie (EAACI) 2025 in Glasgow (UK) präsentierten Sanofi und Regeneron die positiven Ergebnisse der Phase-IV-Studie EVEREST bei Erwachsenen mit schwerer CRSwNP und komorbidem Asthma. In der Studie zeigte Dupilumab (Dupixent®) eine Überlegenheit gegenüber Omalizumab bei allen primären und sekundären Endpunkten zur Wirksamkeit bei CRSwNP und bei allen asthma-bezogenen Endpunkten. Die Daten stammen aus der ersten öffentlich vorgestellten Head-to-Head-Studie mit Biologika im Bereich der Atemwegserkrankungen und wurden in einer Late-Breaking-Session präsentiert.
Eugenio De Corso, MD, PhD (HNO-Facharzt, Otolaryngologie, Kopf- und Halschirurgie, Rhinologie, A. Gemelli Universitätskrankenhaus Stiftung, IRCSS, Rom, Italien, und Leiter der Studie): "Patient*innen mit chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen leiden oft unter einer ständigen Verstopfung ihrer Nasengänge, die zu belastender nasaler Kongestion und einem Verlust des Riechvermögens führen kann. Zusätzlich haben die meisten Betroffenen auch Asthma, das ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. EVEREST ist die erste Studie, die eine Überlegenheit von Dupilumab gegenüber Omalizumab bei CRSwNP-Endpunkten bei Patient*innen mit komorbidem Asthma belegt – bei vergleichbarem Sicherheitsprofil. Die Ergebnisse liefern wichtige Einblicke, die Patient*innen und Ärzt*innen bei der Entscheidungsfindung zur Behandlung helfen können.“
In der EVEREST-Studie wurden 360 Erwachsene mit schwerer unkontrollierter CRSwNP und gleichzeitig bestehendem Asthma randomisiert. Sie erhielten entweder alle zwei Wochen Dupilumab 300 mg (n=181) oder alle zwei oder vier Wochen Omalizumab, gemäß einem auf Körpergewicht und Immunglobulin E (IgE) basierenden Dosierungsschema (n=179). Sowohl unter Dupilumab als auch unter Omalizumab wurde zusätzlich Mometasonfuroat-Nasenspray
(MFNS) verabreicht.
Die Ergebnisse für die primären und sekundären CRSwNP-Endpunkte bei Patient:innen, die mit Dupilumab im Vergleich zu Omalizumab behandelt wurden, waren nach 24 Wochen wie folgt (erste Unterschiede waren bereits nach vier Wochen erkennbar):
• 1,60-Punkte stärkere Reduktion der Nasenpolypen-Größe, ein primärer Endpunkt (p<0,0001a, Nasal Polyp Score (0–8))
• 8,0-Punkte stärkere Verbesserung der Fähigkeit, unterschiedliche Gerüche zu
erkennen, ein primärer Endpunkt (p<0,0001a, University of Pennsylvania Smell
Identification Test (0–40)). Außerdem überschritten mehr Patient*innen unter
Dupilumab den Schwellenwert zur Anosmie als unter Omalizumab.
• 0,58-Punkte stärkere Reduktion der Nasenverstopfung/-obstruktion, ein wichtiger sekundärer Endpunkt (p<0,0001a, Nasal Congestion Score (0–3))
• 0,81-Punkte stärkere Verbesserung des Riechvermögens, ein wichtiger
sekundärer Endpunkt (p<0,0001a, Loss of Smell Score (0–3))
• 1,74-Punkte stärkere Reduktion der Symptomschwere (p<0,0001a, Total
Symptom Score (0–9))
• 12,7-Punkte Differenz in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität
(p<0,0001b, Sino-nasal Outcome Test (0–110))
• 31,27-Punkte Differenz im maximalen nasalen inspiratorischen Fluss
(p<0,0001b, Nasal Peak Inspiratory Flow (nasaler Fluss in Liter pro Minute)
• 1,87 Differenz in der Gesamtschwere der Rhinosinusitis (p<0,0001b, Visual
Analogue Scale (0–10))
Die Ergebnisse der Asthma-Endpunkte für Patient*innen unter Dupilumab im Vergleich zu Omalizumab nach 24 Wochen waren wie folgt (erste Unterschiede waren bereits nach vier Wochen erkennbar):
• 150 mL Differenz in der Lungenfunktion (vor Bronchodilatator FEV1;p=0,003b)
• 0,48-Punkte-Differenz in der Asthmakontrolle (ACQ-7-Score; p<0,0001b)
Die Sicherheitsergebnisse in der EVEREST-Studie waren im Allgemeinen vergleichbar mit dem bekannten Sicherheitsprofil von Dupilumab in den zugelassenen Atemwegsindikationen. Die Gesamtrate von unerwünschten Ereignissen war zwischen Dupilumab (64 %) und Omalizumab (67 %) vergleichbar. Schwere unerwünschte Ereignisse traten bei 2 % bzw. 4 % der Patient*innen mit Dupilumab und Omalizumab auf. Unerwünschte Ereignisse, die zu einem Studienabbruch führten, wurden bei 3 % in der Dupilumab-Gruppe und 1 % in der Omalizumab-Gruppe berichtet.1
Über die Dupilumab Phase-IV-Studie1
EVEREST ist eine randomisierte, doppelblinde Phase-IV-Studie, die die Wirksamkeit und Sicherheit von Dupilumab im Vergleich zu Omalizumab bei Erwachsenen mit schwerer unkontrollierter CRSwNP und gleichzeitig bestehendem leichtem, mittelschwerem oder schwerem Asthma verglichen hat. Während der 24-wöchigen Studie erhielten die Patient:innen entweder alle zwei Wochen 300 mg Dupilumab oder 75 bis 600 mg Omalizumab alle zwei oder vier Wochen zusätzlich zur Behandlung mit MFNS. Die Dosierung von Omalizumab erfolgte entsprechend der Zulassung, basierend auf Körpergewicht und Gesamt-IgE-Spiegel im Blut. Alle Endpunkte wurden nach 24 Wochen bewertet.
Die primären Endpunkte umfassten die Veränderung gegenüber dem Ausgangswert beim Nasenpolypen-Score (Skala: 0-8) sowie beim University of Pennsylvania Smell Identification Test (UPSIT, Skala: 0-40). Sekundäre Endpunkte umfassten die Veränderung der nasalen Verstopfung (Skala 0–3), des Verlusts des Riechvermögens (Skala 0–3), des Gesamtsymptom-Scores (Skala 0–9), des SNOT-22-Scores (Skala 0–110), des maximalen nasalen inspiratorischen Flusses sowie der Schwere der Rhinosinusitis (visuelle Analogskala: 0–10 cm). Weitere Endpunkte beinhalteten das forciert exspiratorische Volumen in einer Sekunde (FEV₁) vor Bronchodilatation sowie den Asthmakontroll-Test (ACQ-7; Skala 0–6).
Über Dupilumab
Dupilumab ist ein vollständig humaner monoklonaler Antikörper, der die Signalübertragung von IL-4 und IL-13 hemmt.2 In Phase-III-Studien wurde ein signifikanter klinischer Nutzen und eine Besserung der Typ-2-Inflammation gezeigt. Diese Ergebnisse bestätigen, dass IL-4 und IL-13 Treiber der Typ-2-Inflammation sind. Diese kann bei verschiedenen Erkrankungen, die häufig gemeinsam auftreten, eine wichtige Rolle spielen.
Dupilumab-Entwicklungsprogramm
Dupilumab wird im Rahmen einer globalen Kooperationsvereinbarung von Sanofi und Regeneron gemeinsam entwickelt. Dupilumab wurde bislang im Rahmen von mehr als 60 klinischen Studien bei über 10.000 Patient*innen mit verschiedenen chronischen Erkrankungen, bei denen eine Typ-2-Inflammation eine wichtige Rolle spielt, untersucht.
In der EU ist Dupilumab unter anderem zugelassen: 3
• als Add-on-Therapie mit intranasalen Kortikosteroiden zur Behandlung von Erwachsenen mit schwerer CRSwNP, die mit systemischen Kortikosteroiden und/oder chirurgischem Eingriff nicht ausreichend kontrolliert werden kann
• als Add-on-Erhaltungstherapie bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren sowie bei Kindern (6–11 Jahre) mit schwerem Asthma mit Typ-2-Inflammation, gekennzeichnet durch eine erhöhte Anzahl der Eosinophilen im Blut und/oder erhöhtes FeNO, das trotz hochdosierter inhalativer Kortikosteroide (ICS) bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren bzw. mittel-bis hochdosierter inhalativer Kortikosteroide bei Kindern (6–11 Jahre) plus einem weiteren zur Erhaltungstherapie angewendeten Arzneimittel unzureichend kontrolliert ist.
Referenzen
1 De Corso E et al. Efficacy and Safety of Dupilumab versus Omalizumab in Patients With Severe Chronic Rhinosinusitis With Nasal Polyps and Coexisting Asthma (EVEREST): Results from a Prospective, Head-to-head Phase 4 Trial (oral presentation 100366) EAACI 2025; 13–16 June 2025, Glasgow, United
Kingdom
2 Gandhi NA et al. Nat Rev Drug Discov 2016; 15: 35–50
3 Fachinformation Dupixent® 200/300 mg, Stand November 2024