Apotheken nehmen eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung der österreichischen Bevölkerung ein, die weit über die Abgabe von Arzneimitteln hinausgeht. Im Frühjahr 2024 wurde der Weg für neue Dienstleistungen geebnet – wie beispielsweise Vor-Ort-Testungen von Blutdruck, Blutzucker, Cholesterin etc. Diskutiert werden zudem weitere versorgungsrelevante Gesundheitsleistungen für die Patient:innen. Die Angebote reichen von umfassenden Medikationsanalysen über die vereinfachte wiederholte Abgabe von Dauermedikamenten, der fachlichen Beratung bei Neuverordnungen (New Medicine Services) bis hin zum Impfen in Apotheken. Wie stehen die Parlamentsparteien dazu? Hier die Antworten der Spitzenkandidat:innen auf unsere Frage.
ÖAZ Mit der Apothekengesetz-Novelle 2024 wurden erste rechtliche Rahmenbedingungen für zusätzliche Dienstleistungen in der Apotheke geschaffen. In welchen Bereichen sehen Sie die größten Potenziale für eine stärkere Einbindung der Apothekerschaft in die Gesundheitsversorgung der österreichischen Bevölkerung?
Andreas Babler (SPÖ) Apotheker:innen leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsversorgung. Die SPÖ fordert seit langem den Ausbau des niederschwelligen Zugangs zu wichtigen Gesundheitsleistungen, insbesondere auch im Bereich Gesundheitsförderung und Prävention. Hier können insbesondere Apotheken einen wesentlichen Beitrag leisten und damit auch an Randzeiten oder in unterversorgten Gebieten ein ergänzendes Angebot darstellen. Insbesondere Impfmöglichkeiten in öffentlichen Apotheken würden einen zusätzlichen niederschwelligen, serviceorientierten und unkomplizierten Zugang zu Impfungen ermöglichen und damit die Durchimpfungsraten in Österreich erhöhen.
Persönliches
geboren am 25.02.1973, Mödling (NÖ)
verheiratet, 1 Tochter
Politische Mandate / Funktionen
seit 2023 Bundesparteivorsitzender der SPÖ
seit 2023 Klubvorsitzender der
Sozialdemokratischen Parlamentsfraktion
seit 2014 Bürgermeister von Traiskirchen
ÖAZ Aufgrund ihrer niederschwelligen und wohnortnahen Verfügbarkeit sind Apotheken geradezu prädestiniert, als eine Art Drehscheibe zu dienen, um den Menschen im Gesundheitssystem Orientierung zu bieten. Wie stehen Sie zu der Idee, Apotheken noch stärker als Erstanlaufstelle bei Gesundheitsfragen zu etablieren? Wie könnte eine optimale Koordination zwischen Apotheker:innen, niedergelassenen Ärzt:innen und Krankenhäusern funktionieren?
Andreas Babler (SPÖ) Aus SPÖ-Sicht kommt diese Aufgabe in erster Linie den Allgemeinmediziner:innen, also Hausärzt:innen beziehungsweise Ärzt:innen in der Primärversorgung zu, die ihre Patient:innen kontinuierlich betreuen. Durch innovative Ansätze sind aber auch neue patientenorientierte Versorgungsstrukturen zu schaffen, damit Patient:innen am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt die richtige Behandlung bekommen. Dies kann beispielsweise auch über sogenannte „Gesundheitslots:innen“ erfolgen. Diese Aufgabe könnte z. B. auch der Gesundheitshotline 1450 zukünftig zukommen. Apotheken bzw. Apotheker:innen könnten dabei ebenfalls ergänzend zum Einsatz kommen.
ÖAZ Wie wichtig ist Ihrer Partei die Weiterentwicklung von Digitalisierung und Telemedizin im Gesundheitswesen? Welche Rolle sehen Sie dabei für Apotheker:innen und wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf, um diese Technologien erfolgreich in Österreich zu etablieren und für die Bevölkerung nutzbar zu machen?
Andreas Babler (SPÖ) Die SPÖ bekennt sich zum Einsatz modernster Technologien mit dem Ziel, den Menschen in Österreich eine raschere und bessere Gesundheitsversorgung zu bieten. Neben den zahlreichen Vorteilen gilt es auch Herausforderungen, die bei der virtuellen Versorgung von Patient:innen zu berücksichtigen sind, zu bewältigen. Dazu gehören insbesondere Datenschutz und Datensicherheit. Bei der Übermittlung von medizinischen Daten ist ein hoher Schutz erforderlich. Ein sehr gutes Beispiel für die Einbindung der Apotheker:innen ist das e-Rezept und die e-Medikationsliste über ELGA. Damit haben z. B. Hausärzt:innen oder Krankenhäuser, sofern sie ELGA verwenden, einen aktuellen Überblick über die verordneten und in der Apotheke abgegebenen Medikamente. Damit können diese besser auf unerwünschte Wechselwirkungen überprüft werden. Es können so auch unnötige Doppelverschreibungen vermieden werden. Um eine bessere Beratung beim zusätzlichen Kauf von rezeptfreien Medikamenten anzubieten, können Apotheker:innen ebenfalls auf die e-Medikationsliste zugreifen.