Unterschiede zwischen den Kontinenten

Mehr Geld - Höhere Lebenserwartung

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Älteres Ehepaar © Shutterstock
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Sara Machado von der Abteilung für öffentliche Gesundheit an der Brown University (Providence, US-Bundesstaat Rhode Island) und ihre Mitautor:innen haben zwei repräsentative Studien aus den USA und Europa miteinander verglichen. Insgesamt wurden dabei 73.828 Erwachsene im Alter zwischen 50 und 85 Jahren einbezogen – das Durchschnittsalter zu Beginn der Studie lag bei 65 Jahren. Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich von 2010 bis 2022, mit einer durchschnittlichen Nachverfolgungsdauer von zehn Jahren. In dieser Zeit verstarben 13.802 Teilnehmende, was einer Sterblichkeitsrate von 18,7 Prozent entspricht, wie die Forschenden in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine berichteten.

Sterblichkeit vom Sozialstatus abhängig

Die Studie bestätigte erneut den starken Zusammenhang zwischen Wohlstand, Gesundheit und Lebenserwartung: Über alle Daten hinweg – sowohl in den USA als auch in Europa – wies das wohlhabendste Viertel der Bevölkerung die niedrigste Sterblichkeit auf. Bereits im zweitreichsten Viertel war die Sterblichkeit um 20 Prozent höher, im dritten Viertel um 32 Prozent, und im ärmsten Viertel sogar um 40 Prozent höher.

Doch der Vergleich zwischen den USA und Europa offenbarte noch deutlichere Unterschiede. „Die Überlebensdifferenz zwischen dem reichsten und dem ärmsten Viertel war in den Vereinigten Staaten ausgeprägter als in Europa“, betonten die Forschenden. Bemerkenswert: Die Überlebensraten im obersten Vermögensviertel Nord-, West- und Südeuropas lagen über jener der reichsten Amerikaner. Besonders alarmierend war, dass die Lebenserwartung im wohlhabendsten Viertel der US-Bevölkerung in etwa jener des ärmsten Viertels in Nord- und Westeuropa entsprach.

USA viel schlechter

Nach der durchschnittlichen Beobachtungszeit von zehn Jahren lebten in den USA nur noch etwa 65 Prozent der Personen weiter, die dem ärmsten Viertel der Bevölkerung angehörten. In Nord- und Westeuropa – zu den untersuchten Ländern zählten unter anderem Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, die Niederlande, Österreich, Schweden und die Schweiz – lag die Überlebensrate in dieser Bevölkerungsgruppe hingegen bei rund 78 Prozent.

Umgekehrt betrug die Überlebenswahrscheinlichkeit für die reichsten 25 Prozent der US-Teilnehmenden etwas über 80 Prozent. In Europa lag dieser Wert bei rund 85 Prozent – und zwar nicht nur für das oberste Viertel, sondern auch für das zweitoberste, also die finanziell am besten gestellten 50 Prozent insgesamt. Besonders bemerkenswert: Das ärmste Viertel der Bevölkerung in Nord- und Westeuropa erreichte mit etwas über 80 Prozent dieselbe Überlebensrate wie das wohlhabendste Viertel in den USA. Auch im Vergleich mit südeuropäischen Ländern schnitten die Vereinigten Staaten ähnlich schlecht ab.

"Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen mit höherem Vermögen tendenziell länger leben als Menschen mit geringerem Vermögen, insbesondere in den USA, wo die Kluft zwischen Arm und Reich deutlich größer ist als in Europa", hieß es in einer Aussendung der Brown University in Providence.

Sterberaten auf allen Stufen in den USA höher

Vergleichsdaten hätten außerdem bewiesen, dass die Sterberaten in den USA auf allen Stufen der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel höher waren als in den von den Forschern untersuchten Teilen Europas. "Die reichsten Amerikaner haben im Durchschnitt eine kürzere Lebenserwartung als die reichsten Europäer; in einigen Fällen liegen die Überlebensraten der reichsten Amerikaner auf dem Niveau der ärmsten Europäer in westlichen Teilen Europas wie Deutschland, Frankreich und den Niederlanden", fassten die Wissenschafter ihre Ergebnisse zusammen.

Zusätzlich sei die Lebenserwartung in den USA in den vergangenen Jahren gesunken, sagte Studienautorin Irene Papanicolas, Professorin für Gesundheitsdienste, -politik und -praxis an der Brown University. "Die Ergebnisse erinnern eindringlich daran, dass selbst die wohlhabendsten Amerikaner nicht vor den systemischen Problemen in den USA geschützt sind, die zu einer niedrigeren Lebenserwartung beitragen, wie etwa wirtschaftliche Ungleichheit oder Risikofaktoren wie Stress, Ernährung oder Umweltgefahren", erklärte die Expertin.

APA

Studie

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