Es war buchstäblich Full House, als Johannes Rauch in einem einstündigen Interview zur Gesundheitsreform, Digitalisierung und sozialen Lage in Österreich Rede und Antwort stand. Auf die Frage nach der geplanten Reform bezog sich Rauch auf zwei zentrale Punkte: Auf der einen Seite habe die Pandemie gezeigt, dass es im Gesundheitssystem die eine oder andere Schwachstelle gibt, auf der anderen Seite hatte die GÖG ausgerechnet, dass es in fünf Jahren Mehrkosten von 7 Mrd. Euro im Gesundheitssystem geben wird, wenn man jetzt nicht handle. Das Motto für Rauch musste also lauten, alle Player an einen Tisch zu bekommen – vor allem die Bundesländer und die Sozialversicherung, die aber „auf ihren Daten sitzen, als wären sie der Heilige Gral“. Mit diesem Problem war er bereits während der Corona-Pandemie konfrontiert. Als mögliche Lösung sehe er ein Mehr an Kassenarztstellen und mehr Primärversorgungszentren, denn „es macht wenig Sinn, in die Spitalsambulanzen immer mehr Geld hineinzupumpen.“ Kritischen Stimmen kann Rauch wenig abgewinnen: „Ich kann das Argument ‚das geht nicht‘ nicht mehr hören. Wir werden an unserer Reformunfähigkeit irgendwann ersticken, das geht sich alles einfach nicht mehr aus.“
KI verdrängt Ärzt:innen nicht
Die Digitalisierung ist für den Bundesminister ein weiterer Schwerpunkt, der angegangen werden müsse. Ein Vorstoß in diesem Bereich aber setzt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger voraus: „Sie müssen darauf vertrauen können, dass mit den Daten sorgsam umgegangen wird.“ Die Opt-Out-Möglichkeit im Europäischen Gesundheitsdatenraum sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. Österreich stehe im internationalen Vergleich aber recht gut da, ELGA ist eine solide Basis. Bei aller Euphorie für die Digitalisierung ist Rauch aber überzeugt, dass eine Künstliche Intelligenz (KI) den Arzt oder die Ärztin nie wird verdrängen können, denn „die KI wird die Medizin zwar total revolutionieren, aber den direkten Kontakt wird sie nie ersetzen“.