Gesundheitssprecher:innen im Dialog

„Apotheken sind eine unverzichtbare Säule“

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Das Impfen in den Apotheken ist seit jeher eine der zentralen Forderungen der Apothekerschaft. In der letzten Legislaturperiode wurde von SPÖ und NEOS auch ein Antrag dazu im Gesundheitsausschuss eingebracht. Im neuen Regierungsprogramm ist aktuell nichts mehr davon zu lesen. Wir haben bei den jeweiligen Gesundheitssprecherinnen der Regierungsparteien zum Thema Impfen und weiteren Dienstleistungen in Apotheken nachgefragt. 

ÖAZ Wie stehen Sie zu neuen Dienstleistungen, welche in Apotheken angeboten werden könnten (z. B. Impfen, Medikationsanalyse, PoC-Tests)? Können Sie sich vorstellen, dass diese Leistungen auch von den Krankenkassen übernommen werden? 


Mag. Dr. Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) Die Erweiterung der Dienstleistungen in Apotheken wird grundsätzlich begrüßt, sofern sie im gesetzlich vorgesehenen Rahmen erfolgt. Die Apothekengesetz-Novelle 2024 hat bereits neue Möglichkeiten geschaffen, darunter die Durchführung von Medikationsanalysen und PoC-Tests (§5ff Apothekengesetz). Es ist erfreulich, wenn Apotheken alle ihnen zur Verfügung stehenden Kompetenzen auch voll ausschöpfen. Ein weiterer Ausbau von Dienstleistungen durch die Apotheken muss in Zukunft im Gesamtkontext der Weiterentwicklung des österreichischen Gesundheitssystems betrachtet werden und sollte sich in diese Bemühungen gesamthaft einfügen. Hinsichtlich der Übernahme von Kosten durch die Krankenkassen sind in diesem Kontext Lösungen zu erarbeiten, wobei immer die finanziellen Rahmenbedingungen der Sozialversicherung zur berücksichtigen, sind.


Rudolf Silvan (SPÖ) Es ist eine langjährige Forderung der SPÖ, mehr Gesundheitsleistungen – vom Impfen bis hin zu anderen Dienstleistungen – in Apotheken anzubieten und dahingehend die Kompetenzen auszuweiten. Es bleibt unser Ziel, wenngleich dazu noch keine Einigung erzielt werden konnte.


Fiona Fiedler, BEd (NEOS) Ich sehe Apotheken als wichtige Partner im österreichischen Gesundheitssystem, insbesondere wenn es darum geht, Gesundheitsdienstleistungen wohnortnah und niederschwellig anzubieten. Insbesondere weil durch die Arbeit von Apothekern und Apothekerinnen viel Vertrauen etabliert wurde. Eine gute Nutzung der Kompetenzerweiterung ist zum Beispiel Impfen in der Apotheke – um Ärzte, Patienten und das gesamte Gesundheitssystem zu entlasten. Deswegen werde ich mich auch innerhalb dieser Regierung für eine Erweiterung des Leistungsspektrums von Apotheken einsetzen. Ebenjene Leistungen sollen auch entsprechend abgegolten werden. Aufgrund der Verfassungsautonomie der Kammern und Gesundheitskassen liegt es jedoch an den Apotheken, entsprechende Verhandlungen mit den Krankenkassen zu führen

ÖAZ Welchen Stellenwert haben Apotheken für Sie im österreichischen Gesundheitssystem?


Bogner-Strauß Apotheken spielen eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung – insbesondere in der flächendeckenden und wohnortnahen Medikamentenversorgung. Darüber hinaus leisten sie mit Beratung und zusätzlichen Dienstleistungen einen wesentlichen Beitrag zur Patientensicherheit, Orientierung und Prävention. Gerade in ländlichen Regionen sind Apotheken oft ein unverzichtbarer Bestandteil der medizinischen Grundversorgung. Ihre Bedeutung wird auch in Zukunft weiter steigen, insbesondere wenn sie ihr Leistungsspektrum – im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten – weiter ausbauen.

Silvan Apotheken beziehungsweise Apotheker:innen leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung.


Fiedler Apotheken sind eine unverzichtbare Säule unseres Gesundheitssystems. Sie sind oft die erste Anlaufstelle für viele Menschen und spielen eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung – insbesondere in ländlichen Regionen, wo der Zugang zu Ärztinnen und Ärzten manchmal eingeschränkt ist. Neben der Arzneimittelversorgung leisten Apotheken durch Beratung und Prävention einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsförderung. Apotheken sind auch Schlüsselakteure, wenn es darum geht, das Gesundheitssystem effizienter und patientenorientierter zu gestalten.

Biographien der Gesundheitssprecherin:innen

Dr. Juliane Bogner-Strauß (ÖVP)

Dr. Juliane Bogner-Strauß © Parlamentsdirektion
Dr. Juliane Bogner-Strauß © Parlamentsdirektion

 Ausbildung
1982 bis 1990 Gymnasium der Ursulinen, Graz
1992 bis 1999 Diplomstudium Chemie, Universität Graz
1999 bis 2002 Doktoratsstudium Chemie, Universität Graz

Beruf
2003 bis 2005 "Postdoctoral fellow" im Bereich Biochemie,
Universität Graz
2005 bis 2010 Assistenzprofessorin im Bereich Bioinformatik, TU Graz
2008 Habilitation Molekularbiologie und Genomik
(Venia Docendi)
2010 bis 2013 Assoziierte Professorin und stellvertretende Institutsleiterin im
Bereich Genomik und Bioinformatik, TU Graz
2014 bis 2016 Assoziierte Professorin am Institut für Biochemie, TU Graz
Seit 2016 Assoziierte Professorin und stellvertretende Institutsleiterin am
Institut für Biochemie, TU Graz

Politik

09.11.2017 bis 18.12.2017
Abgeordnete zum Nationalrat (XXVI. GP)

18.12.2017 bis 08.01.2018
Bundesministerin für Familien und Jugend

09.07.2018 bis 26.08.2018
Betraut mit der Vertretung der Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus

22.05.2019 bis 03.06.2019
Betraut mit der Leitung und Fortführung der Verwaltung des Bundesministeriums für öffentlichen Dienst und Sport

08.01.2018 bis 03.06.2019
Bundesministerin für Frauen, Familien und Jugend im Bundeskanzleramt

05.06.2019 bis 18.12.2019
Abgeordnete zum Nationalrat (XXVI. GP)

19.12.2019 bis 5.7.2022
Landesrätin für Bildung, Gesellschaft, Gesundheit und Pflege (Steiermark)

5.7.2022 bis 17.10. 2023 Landesrätin für Gesundheit, Pflege, Sport und Gesellschaft (Steiermark)

Seit 24.10.2024
Abgeordnete zum Nationalrat (XXVII.-XXVIII. GP), Bereichssprecherin für Frauen und Gesundheit

Rudolf Silvan (SPÖ)

Rudolf Silvan (SPÖ) © Parlamentsdirektion
Rudolf Silvan (SPÖ) © Parlamentsdirektion

Schulische Stationen und weitere berufliche Stationen und Ausbildungen:

1973 – 1977 Volksschule in Brunn am Gebirge

1977 – 1981 Hauptschule in Brunn am Gebirge

1981 – 1982 Polytechnikum in Mödling

1990 – 1992 Gewerkschaftsschule

1992 Lehrausbilderprüfung

1992 Betriebsräteakademie der AK NÖ

2003 Studienberechtigungsprüfung Uni Wien

2003 – 2004 Jusstudium Johannes Kepler Universität Linz (2. Semester)

2006 – 2008 Mitglied im Reha Ausschuss der AUVA

2011 Dipl. Mentalcoach

Silvan ist seit 2009 Landesgeschäftsführer und Bundesvorstandsmitglied der Gewerkschaft Bau-Holz und seit 2015 Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheitspolitik und Arbeitnehmerschutz in der AK NÖ. Der Siegersdorfer war von 2008 bis 2019 Vorsitzender der AUVA Wien, NÖ und Burgenland. Silvan war an der Gründung des AUVA Traumazentrum Wien (ein Traumazentrum an den 2 Standorten UKH Lorenz Böhler und UKH Meidling) maßgeblich mitbeteiligt. 2019 wechselte Silvan in den neu gegründeten Verwaltungsrat der AUVA. Zudem war der Gewerkschafter von 2016-2019 Vorstandsmitglied der NÖ GKK.

Am 23. Oktober 2019 wurde Silvan als Abgeordneter zum Nationalrat angelobt. Der Niederösterreicher vertritt die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Parlament. Nach der Nationalratswahl 2024 wurde Silvan zum stellvertretenden Klubobmann der SPÖ im Parlament ernannt und ist seit 06.März Bereichssprecher für Gesundheit des SPÖ Klubs.

Fiona Fiedler (NEOS)

Fiona Fiedler (NEOS) © Parlamentsdirektion
Fiona Fiedler (NEOS) © Parlamentsdirektion

Bildungsweg

  • Pädagogische Hochschule Steiermark 2013-2016
  • Kolleg für Tourismus Salzburg Klessheim 1996-1998
  • Bundesgymnasium Nonntal Salzburg 1986-1995
  • Volksschule Herrnau Salzburg 1982-1986

Beruflicher Werdegang

  • Volksschullehrerin, Bildungsdirektion Steiermark 2017-2019

Politische Mandate/Funktionen

  • Abgeordnete zum Nationalrat (XXVII.-XXVIII. GP), NEOS
    23.10.2019-

Weitere Politische Mandate/Funktionen

  • Mitglied des Erweiterten Vorstandes von NEOS - Das Neue Österreich seit 7/2024
  • Kooptiertes Mitglied des Landesteams von NEOS Steiermark seit 1/2024

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