
Der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre definiert die gastroösophagealen Refluxerkrankungen (GERD). Doch nicht ein Zuviel an Magensäure, wie oft vermutet wird, verursacht die typischen Beschwerden wie Sodbrennen, saures Aufstoßen oder ein Brennen hinter dem Brustbein. Es ist die Tatsache, dass sich die Magensäure am falschen Ort befindet – nämlich in der Speiseröhre, was zur Reizung der Schleimhaut führt und Schmerzen verursacht.
Häufig liegt der Reflux-Problematik ein verminderter Tonus des unteren Ösophagussphinkters zugrunde. Dieser Schließmuskel am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen verliert an Spannung, wodurch saurer Mageninhalt leichter in die Speiseröhre zurückfließen kann. Der Rückfluss von Mageninhalt in den Ösophagus kann ohne Läsionen (NERD = nicht erosive Refluxkrankheit) oder mit Entzündungen ablaufen (Refluxösophagitis). Aber auch Probleme außerhalb der Speiseröhre (extraösophageale Symptome) sind möglich und äußern sich ev. in Refluxhusten, -laryngitis, -asthma und refluxbedingten Zahnerosionen.
Zu viel Stress
Verschiedene Lebensstilfaktoren können Sodbrennen begünstigen: Dazu gehören Rauchen, fettreiche Mahlzeiten und alkoholische oder koffeinhaltige Getränke, aber auch verschiedene Arzneimittel. Auch Stress kann Sodbrennen auslösen oder verstärken. Stresshormone wie Adrenalin und Cortison kurbeln einerseits die Produktion von Magensäure an und andererseits verlangsamt oder stört Stress die Verdauungsprozesse, wodurch die Nahrung länger im Magen verweilt und die Säureproduktion weiter anregt. Eine aktuelle Querschnittsstudie, die unter Verwendung des Gastroesophageal Reflux Disease Questionnaire (GERDQ), der Perceived Stress Scale (PSS) und des Student Stress Inventory (SSI) durchgeführt wurde, bestätigte den Zusammenhang zwischen Stress und GERD. Schüler:innen (73 %) und Student:innen (27 %) wurden dazu online befragt. 60 % der Teilnehmenden waren weiblich. Das Durchschnittsalter lag bei 20,5 Jahren. Insgesamt wurden 439 Antworten analysiert. Weibliche Teilnehmerinnen hatten eine signifikant höhere Prävalenz von GERD (16,4 %) als männliche Teilnehmer (9,6 %). Ähnliche Trends zeigten sich auf beiden Stressskalen, wobei die weibliche Gruppe einen signifikant höheren Anteil an Personen mit hohem Stress aufwies. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Stress mit einer erhöhten Prävalenz der Symptome von GERD korreliert.
Zurückhaltung bei PPI
Die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie empfiehlt neben allgemeinen Maßnahmen (siehe Kasten) Protonenpumpeninhibitoren (PPI) zur medikamentösen Therapie. Sie sollen laut Leitlinie jedoch zurückhaltend eingesetzt werden. Als Alternativen kommen Alginate, H2-Rezeptorantagonisten, Antazida und Sucralfat infrage. Auch die im Feigenkaktus enthaltenen Opuntia-Polysaccharide, die mit Wasser eine viskose Gelstruktur ausbilden und sich als mukoadhäsiver Film auf die Schleimhaut der Speiseröhre legen, eignen sich als Schutzfilm bei Reflux.
In der Schwangerschaft sollte bei Refluxbeschwerden ein Step-up-Management erfolgen, beginnend mit Allgemeinmaßnahmen über Antazida, Alginate, Sucralfat oder H2-Rezeptorantagonisten. Erst bei hartnäckigen Beschwerden sollten PPI zum Einsatz kommen.
Verschiedene Verhaltensmaßnahmen können Refluxbeschwerden vermindern:
• Gewichtsabnahme bei Übergewicht
• Das Kopfende des Bettes erhöhen (bei nächtlichen Reflux-
beschwerden)
• Schlafen in Linksseitenlage (aus anatomischen Gründen):
Der Mageneingang befindet sich auf der rechten Körperseite. Schläft man auf der linken Seite, kann der Mageninhalt nicht
so leicht in die Speiseröhre zurückfließen.
• Zwerchfelltraining (Bauchatmung)
• Rauchstopp (allgemein gute Empfehlung)
• Vermeidung von Spätmahlzeiten (bei nächtlichen Reflux-
beschwerden)
• Optimierung der Ernährung (individualisierte Ernährungsberatung)
• Stress reduzieren
Quellen
• OEGGH_GERD_240222.pdf, abgerufen am 20.8.2025
• S2k-Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis, gültig bis 30.6.2027
• Turab MS et al.: Stress and Gastroesophageal Reflux Disease:
Are They Related? Cureus 2025; 17(2): e79037