Migräne

Unterschätzt & unterdiagnostiziert

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Migräne © iStock
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Umfang und Ausmaß der Belastung unterschätzt

Die häufigsten Kopfschmerzerkrankungen sind Migräne und Spannungskopfschmerz. Der European Migraine & Headache Alliance (EMHA) zufolge ist die Migräne die dritthäufigste Krankheit der Welt; etwa eine von sieben Personen leidet unter Migräne, die ihren Alltag und ihre Lebensqualität auch über die reine Zeit der Attacken hinaus stark einschränkt. Nach Angaben der WHO gehört allein die Migräne zu den zehn häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit und betrifft 12–15 % der Bevölkerung. Die verlorenen Arbeitstage und Produktivitätseinbußen kosten die europäische Wirtschaft jährlich 27 Milliarden Euro. Doch Kopfschmerzerkrankungen werden in ganz Europa nach wie vor zu wenig diagnostiziert und behandelt. „Viele Betroffene leiden leise, schätzungsweise jede/r zweite behandelt sich selbst, statt professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen“, weiß Prof. Dr. Claudia Sommer vom Universitätsklinikum Würzburg. 

Behandlung akuter Migräneattacken

Triptane sind die Substanzen mit der besten Wirksamkeit bei starken Kopfschmerzen und Migräneattacken, die nicht auf Analgetika oder Kombinationen von Analgetika mit Koffein ansprechen. Sind Triptane kontraindiziert, kann ev. mit CGRP-Hemmern ein Therapieerfolg erzielt werden. Dabei könnte die Messung der CGRP-Spiegel das Ansprechen vorhersagen. 

CGRP-Spiegel für personalisierte Medizin

„Migräne gilt als eine neuronale Erregbarkeitsstörung, bei der das trigeminovaskuläre System, also das Zusammenspiel von Nerven und Blutgefäßen in den Hirnhäuten, eine Schlüsselrolle zu spielen scheinen“, erläutert die Expertin. Bekannt ist, dass der Beginn eines Migräneanfalls mit einem Anstieg entzündungsfördernder Moleküle und Neuropeptide verbunden ist, darunter das Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP). Das aus 37 Aminosäuren bestehende Neuropeptid zählt zu den stärksten gefäßerweiternden Substanzen. Wenn also die durch äußere und innere Stimuli getriggerten Nerven vermehrt CGRP freisetzen, wird das trigeminovaskuläre System aktiviert.
Für die neurobiologische Charakterisierung einer Migräne wurden bislang in einer aktuell laufenden Studie die CGRP-Spiegel von 136 Patient:innen mit und ohne Migräne untersucht und verglichen. Um die zuverlässigste Methode zur Probenentnahme und -messung des CGRP-Spiegels festzulegen, wurde von allen Teilnehmenden Blut, Tränenflüssigkeit und Speichel gesammelt. Möglicherweise könnten im Sinne einer personalisierten Medizin anhand der CGRP-Spiegel Vorhersagen über das Ansprechen der einzelnen Patient:innen auf CGRP-Hemmer getroffen werden, hofft Sommer. 

AC

Quelle

European Migraine & Headache Alliance, https://www.emhalliance.org/headache, abgerufen am 4.10.2023 

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