Kopfschmerzen sind ein häufiges Begleitsymptom von systemischen Viruserkrankungen. Das gilt auch für eine akute COVID-19-Erkrankung. Im Gegensatz zu anderen Virusinfektionen persistieren die Kopfschmerzen jedoch bei bis zu 45 % der Menschen auch nach der COVID-19-Akuterkrankung. Nach 60 Tage leiden immer noch 16,5 % an den Kopfschmerzen, nach 90 Tagen noch 10,6 % und nach einem halben Jahr 8,4 %.1
Bei einem Teil der Betroffenen treten die Kopfschmerzen täglich auf. Zwar wirken frei verkäufliche Kopfschmerzmittel relativ gut bei COVID-19-assoziierten Kopfschmerzen, sie sind aber aus zwei Gründen problematisch: Zum einen ist bekannt, dass SARS-CoV-2 auch direkt die Nieren angreift, weshalb man zumindest mit Nicht-steroidalen Antirheumatika vorsichtig sein sollte, da diese bei längerer Einnahme in seltenen Fällen die Nieren schädigen können. Die zweite Gefahr ist, dass bei täglichen Kopfschmerzen über einen längeren Zeitraum, so wie sie bei Long-/Post-COVID-Betroffenen auftreten können, die tägliche Einnahme von Schmerztabletten zur Normalität und in Folge ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz ausgelöst wird.
Von einem „Medication Overuse Headache“ (MOH) ist bereits auszugehen, wenn an über 15 Tagen pro Monat Kopfschmerzen auftreten und diese über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten mit einem oder mehreren Schmerzmedikamenten behandelt werden.2 „Menschen mit Wochen oder gar Monate andauernden Kopfschmerzen nach einer COVID-19-Erkrankung sollten daher sparsam mit Kopfschmerztabletten umgehen, um nicht in das ‚Hamsterrad‘ des medikamenteninduzierten Kopfschmerzes zu geraten“, rät Prof. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
Red.
Quellen
1 Sampaio Rocha-Filho PA. Headache associated with COVID-19:
Epidemiology, characteristics, pathophysiology and management. Headache. 2022; doi: 10.1111/head.14319
2 Diener H.-C., Kropp P. et al., Kopfschmerz bei Übergebrauch von Schmerz-
oder Migränemitteln (Medication Overuse Headache = MOH), S1-Leitlinie, 2022