
Der Praevenire-Präsident und ehemalige Finanzminister Hans Jörg Schelling lobte bei der Eröffnung der Jahrespressekonferenz das österreichische Gesundheitssystem, kritisierte es jedoch auch als hoch ineffizient und prangerte das damit einhergehende Finanzierungsproblem an. Schelling ließ bei seiner Rede mit Spitzen wie „Mein Handy kann mehr als die Software im Krankenhaus“ oder „Schickt die Daten im Kreis, aber nicht die Patient:innen“ aufhorchen. Mit seinen Forderungen nach einem effektiven Lotsensystem und der Finanzierung aus einem Topf gab er bereits die entscheidende Stoßrichtung vor.
Es funktioniert nur gemeinsam
Auch die Gesundheitssprecher:innen plädierten für eine Patientenlenkung und eine Reform der Gesundheitsfinanzierung. Schwerpunkte von SPÖ-Gesundheitssprecher Rudolf Silvan waren zudem die Förderung der Gesundheitskompetenz und der Ausbau von Präventionsmaßnahmen. Der frühere Gesundheitssprecher der ÖVP, Josef Smolle, blies ins gleiche Horn, forderte zudem aber noch eine radikale Entbürokratisierung des Systems. Den aktuellen finanziellen Herausforderungen konnte er auch etwas Positives abgewinnen, da sie seiner Ansicht nach als entscheidender Motivator dienen können, jetzt wirklich nachhaltige Reformen aufs Gleis zu bekommen. Fiona Fiedler von NEOS brach vor allem für die Schulgesundheit eine Lanze und sprach sich für ein multiprofessionelles Team in Schulen aus. Als einzige politische Vertreterin erwähnte sie die Apothekerschaft und hob ihre bedeutsame Rolle für das Gesundheitssystem hervor. Fiedler setzt auf ein Einbinden von vielen Gesundheitsberufen: „Apotheker:innen sind hier genauso wichtig wie Hausärzt:innen. Es kann nur gemeinsam funktionieren.“
Patientenlenkung über 1450
ÖGK-Obmann Peter McDonald ließ sich per Videobotschaft zuschalten und betonte ebenfalls die Dringlichkeit einer funktionierenden und niederschwelligen Patientenlenkung. Immer wieder fiel in diesem Zusammenhang die Hotline 1450, die ausgebaut werden soll.
McDonald brachte zudem den Ausbau der Telemedizin ins Spiel, die es ermöglichen soll, innerhalb von 30 Minuten einen Arzt/eine Ärztin sprechen zu können. Der stellvertretende Obmann der ÖGK, Andreas Huss, kritisierte die zu hohe Krankenhaus- und Arztlastigkeit des Systems, sprach sich für eine höhere Durchimpfungsrate und damit einhergehende Prävention aus und betonte ebenfalls die Finanzierung aus einem Topf.

Er thematisierte zudem die Idee eines elektronischen Zuweisungssystems unter anderem für CT- und MRT-Untersuchungen und stellte eine mögliche Umsetzung noch im heurigen Jahr in Aussicht. Rosige Bilanzaussichten gab weiterhin keine: Die ÖGK erwartet für 2025 ein Defizit von mehr als 900 Millionen Euro.