Das Land Salzburg und die Paracelsus Medizinische Privatuniversität, kurz PMU Salzburg, haben dieses Projekt unterstützt und wissenschaftlich begleitet. 63 von 94 Salzburger Apotheken haben an dieser Test-Aktion teilgenommen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult und die Evaluierung durch die PMU ermöglicht.
Im Zuge der Apothekengesetznovelle wurden im Frühling dieses Jahres unsere apothekerlichen Kompetenzen gezielt erweitert. Dies ist, gerade mit Blick auf persönliche Präventionsangebote, ein großer Gewinn für die wohnortnahe Versorgung der Menschen – besonders am Land.
Die durchgeführte Vitamin-D-Messaktion der Salzburger Apothekerkammer ist eine von vielen Möglichkeiten, um zu zeigen, wie diese Kompetenzerweiterung mit und in den Apotheken erfolgreich umgesetzt werden kann. Mit diesen Angeboten stärken wir nicht nur unsere Rolle als niederschwelliger Gesundheitsnahversorger, wir verbessern auch die Gesundheitskompetenz der Menschen. Wir Apotheken sind aufgrund unserer flächendeckenden Verteilung, unserer langen Öffnungszeiten und unserem umfassenden Wissen prädestiniert, um die Bevölkerung einfach, unbürokratisch und niederschwellig zu betreuen. Im Gegensatz zu „Dr. Google“ stehen wir für gesichertes Wissen und individuelle Beratung. Das ist und bleibt unsere Stärke, die wir besonders bei den technikaffinen jungen Menschen noch intensiver ausspielen müssen. Die Argumente sind auf unserer Seite!
Die jüngsten Krisen haben gezeigt, wie wichtig es für die Menschen ist, jederzeit auf eine stabile und zuverlässige Gesundheitsversorgung durch die Apotheken zählen zu können. Sie sind mit ihrer Infrastruktur und der fachlichen Expertise der Garant für eine qualitativ hochwertige und gerechte Daseinsvorsorge. Doch das bisher ungenützte Versorgungspotenzial der Apotheken ist groß. Besonders mit Blick auf die begrenzten Ressourcen und die zahlreichen Versorgungslücken im Gesundheitswesen können und müssen wir Apothekerinnen und Apotheker sicherstellen, dass wir im Gedächtnis der Bevölkerung klar verankert sind. Die Gleichung ist einfach: Starke Apotheken bedeuten starke Gesundheit.
Nehmen wir beispielsweise den Fettstatus, also HDL. Die Patientinnen und Patienten kommen in die Apotheke und sagen, ich möchte gern meinen HDL-Wert wissen – und ihn auch gleich besprechen. Möglich ist das nur mit Diagnostik vor Ort. Oder, zweites Beispiel HbA1c, das Langzeitgedächtnis von Diabetikern und Diabetikerinnen. Wir Apotheken sind Erstanlaufstelle für diese Themen und die Patientenversorgung wird dadurch verbessert.
Der Schwangerschaftstest – ein Schnelldreher in unseren Apothekenladen, kurzzeitig abgelöst von den Tests zur Bestimmung von Covid – ist ein gutes Beispiel dafür, wie stark patientennahe Diagnostik auf die Gesellschaft wirken kann. Der klassische Schnelltest ist heute nur die populärste Form eines Trends in der Labortechnik, der immer mehr an Bedeutung gewinnt: Point-of-Care-Technologie (PoC) umfasst inzwischen die Technologie für ein ganzes Spektrum an patientennah durchführbaren Laboranalysen – von der einfachen Blutzuckerbestimmung bis zur Gerinnungsanalytik mit Apotheken-Testkits sowie kleiner, flexibler Technologien.
PoC-Geräte haben das Potenzial, ein unverzichtbarer Bestandteil des Tagesgeschäftes in Apotheken zu werden – im Privatverkauf und (hoffentlich bald) im Erstattungsbereich.
Die Vitamin-D-Messaktion der Salzburger Apotheken hat gezeigt, wie groß das Bedürfnis der Salzburgerinnen und Salzburger ist, mehr über die eigene Gesundheit zu erfahren – und zwar mit klaren Werten. Ganz nach dem Motto „agieren statt reagieren“. Nun gilt es, diese Angebote im Bereich der Früherkennung und Gesundheitsvorsorge zu schärfen und weiter auszubauen. Wenn uns diese Erweiterung unseres Portfolios an pharmazeutischen Dienstleistungen gelingt, dann werden wir auch unsere Kundinnen und Kunden überzeugen.
Noch ein Satz zu unserem Projektpartner PMU
Dank der wissenschaftlichen Begleitung durch die PMU Salzburg ließen sich neue Zusammenhänge zwischen individuellen Parametern und dem Nutzen bestimmter Therapien herstellen. Dabei deutet alles auf eine klare Entwicklung weg von einer „One size fits all-Medizin“ hin zu einer individuellen Beratung. Ein weiterer Punkt, bei dem die Apotheken einen wichtigen Beitrag leisten können.
Im Rahmen ihrer Studie hat die PMU Salzburg außerdem die Hintergründe evaluiert, wie die Menschen auf die Messaktion aufmerksam geworden sind: Dabei hat sich gezeigt, dass sich – ohne die Endergebnisse schon vorwegzunehmen – unsere Kundinnen und Kunden auf allen „Kanälen“ – ob in der Apotheke vor Ort, in den bewährten Printmedien oder dynamisch auf Social Media – über die Messaktion informiert haben.
Unser Fazit als Salzburger Landespräsidium
Wenn es um zukünftige Test-Dienstleistungen in der Apotheke geht, müssen wir uns vom Entweder-oder-Denken lösen. Wir müssen uns breit aufstellen, um die Gesundheitsbedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden treffsicher zu erfüllen. Abhängig von Zeit, Parameter, Kosten und wissenschaftlicher Genauigkeit werden wir einen Dreiklang aus Point-of-Care Tests, Selbsttests für daheim und (in Kooperation mit Laboren) Labortests etablieren müssen. In Salzburg werden wir weiter an diesem „Test-Ball“ bleiben. Die Fortsetzung unserer Vitamin-D-Messaktion im November ist schon in Vorbereitung.