Gesundheitssystem

Patienten immer unzufriedener

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Einer am Dienstag vorgestellten "Gesundheitsbarometer"-Umfrage zufolge, die im Auftrag der Wiener Ärztekammer durchgeführt wurde, sehen über zwei Drittel der Befragten eine negative Entwicklung im Gesundheitswesen. Auf einer Schulnotenskala vergeben sie die Note 2,8, und 65 Prozent sind der Meinung, dass mehr Investitionen nötig sind.

Laut einer im September durchgeführten Umfrage von "Public Opinion Strategies" (1.000 Befragte, Zielgruppe: österreichische Wohnbevölkerung ab 16 Jahren, maximale Schwankungsbreite +/- 3,1 Prozentpunkte) erreicht das Gesundheitssystem aus Patientensicht einen neuen Negativrekord: 70 Prozent der Befragten sehen es auf dem falschen Weg, nur 22 Prozent halten die Entwicklung für positiv. Seit Beginn dieser Befragungen im Jahr 2016 war die Einschätzung noch nie so negativ, betonte Meinungsforscher Peter Hajek.

Er hielt außerdem fest, dass die Corona-Pandemie zwar nicht der Auslöser, aber ein „Brandbeschleuniger“ dieser Entwicklung gewesen sei. Besonders jene, die das Gesundheitssystem während der Pandemie als überlastet erlebt hätten, neigen nun zu einer negativen Einschätzung. Vor diesem Hintergrund fordern 74 Prozent kurzfristig größere Investitionen, während nur 16 Prozent dies nicht für notwendig halten.

Wenig überraschend setzen die Patientinnen und Patienten die Gesundheit an die Spitze der Bereiche, in die der Staat verstärkt investieren sollte: 65 Prozent sehen hier die größte Priorität (im Vergleich zu 56 Prozent im Dezember 2022), noch vor Sozialem, Pflege, Bildung oder Klima- und Umweltschutz. Für die wahrgenommene Finanzierungslücke machen 52 Prozent den Bund verantwortlich, 16 Prozent die Länder und 17 Prozent die Krankenkassen.

Von denjenigen, die im letzten halben Jahr einen Arzt aufgesucht haben, wählten 47 Prozent – vermehrt höher Gebildete und Frauen – einen Wahlarzt. Dabei würden 54 Prozent dies auch dann weiterhin tun, wenn es keine (die Kosten bei weitem nicht deckende) Rückerstattung durch die Krankenversicherungsträger mehr gäbe. Ein weiteres Ergebnis, das den Forderungen der Ärztekammer entspricht: 65 Prozent der Befragten, insbesondere im ländlichen Raum, wünschen sich die Möglichkeit, Medikamente direkt beim Arzt zu erhalten. Die Nähe zur Arztpraxis wird dabei positiv bewertet.

Kammer-Präsident Johannes Steinhart sprach bei der Pressekonferenz von einer seit Jahren andauernden „Abwärtsspirale“ im österreichischen öffentlichen Gesundheitssystem und bezeichnete die Ergebnisse der Umfrage als Weckruf an die Politik. Wohnortnähe, schnelle Termine und mehr Zeit für die Versorgung seien laut Befragung zentrale Anliegen der Bevölkerung. Um dies zu erreichen, brauche es mehr Kassenstellen sowie bessere Rahmenbedingungen für die freiberufliche Tätigkeit, damit Ärztinnen und Ärzte diese Positionen auch annehmen. In den kommenden Koalitionsverhandlungen plant die ärztliche Standesvertretung, ihre Perspektiven einzubringen – eine Einladung dazu habe sie bereits erhalten.

Vizepräsidentin Naghme Kamaleyan-Schmied forderte von der Politik "Weitsicht statt Rotstift". Für die Ärzte verlangte sie Unterstützung bei der Praxisgründung sowie eine Würdigung der Leistungen der Wahlärzte: "Sie füllen eine Lücke, die die Politik hinterlassen hat."

APA

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