Das zeigten Forschende der Universität Zürich erstmals in einer systematischen Übersichtsstudie, die am Donnerstag im Fachblatt "PLOS Biology" veröffentlicht wurde. "Das klingt zwar nach sehr wenig, darunter könnten aber Therapien sein, die für gewisse Personen lebensnotwendig sind", sagte Studienleiter Benjamin Ineichen von der Universität Zürich (UZH) zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Für die Studie untersuchte er zusammen mit seiner Forschungsgruppe 122 bestehende Studien zu 367 verschiedenen Therapien für 54 menschliche Krankheiten. 50 Prozent der an Versuchstieren geprüften Therapien führten demnach zu klinischen Forschungsarbeiten am Menschen, 40 Prozent zu sogenannten randomisierten kontrollierten Studien, dem Goldstandard für klinische Forschungsarbeiten mit Placebo-Therapien.
Bis die verschiedenen Stadien erreicht wurden, dauerte es durchschnittlich fünf Jahre bis zu einer ersten Humanstudie und zehn Jahre bis zur behördlichen Genehmigung. Zudem zeigten die Forschenden, dass es eine große Übereinstimmung zwischen Tier- und Humanstudien gab: 86 Prozent der Therapien, die erfolgreich an Tieren getestet wurden, waren auch bei Menschen wirksam. Allerdings basiert diese Zahl lediglich auf der Einschätzung, die in den verschiedenen Studien, die die Forschenden zusammenfassten, gemacht wurden.
Trotzdem wurden nach zehn Jahren 95 Prozent der an Tieren getesteten Therapien nie für Menschen zugelassen. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass eine mangelnde Qualität gewisser Tierstudien zu falsch positiven Resultaten führte, dass die Daten also einen Therapie-Effekt suggerieren obwohl in Wirklichkeit kein solcher vorliegt", sagte Ineichen. "Das führt dazu, dass diese Medikamente später in der sehr rigorosen Testung am Menschen herausfallen."
Beispiele gibt es sowohl für Therapien, die dank Tierversuchen zustande kamen, als auch für Therapien, die nach Tierversuchen große Hoffnung erweckten, die dann aber schlussendlich beim Menschen nicht die gewünschte Wirkung erzielten. So wurden für Multiple Sklerose (MS) mehrere Medikamente zugelassen, die laut Ineichen sicher teilweise Tierversuchen zu verdanken sind. Dazu gehört etwa Fingolimod. "Ein relativ neues und hoch-effizientes Medikament für MS", so Ineichen. Im Entwicklungsprozess herausgefallen ist hingegen die Substanz NXY-059. Basierend auf Tierversuchen hatte man gehofft, dass diese Substanz Schlaganfallpatienten helfen könnte. Dies hat sich allerdings nicht bestätigt im Menschen.
APA