Beratung bei Kopfläusen

Achtung, fertig, Laus!

Mag. pharm. Sieglinde  PLASONIG
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Läuse © Shutterstock
Adulte Läuse sind etwa sesamkorngroße, flügellose Insekten, die einen länglichen, flachen Körper besitzen und gräulich bis bräunlich gefärbt sind. © Shutterstock

Der Kopflausbefall (Pediculosis capitis) ist in unseren Breiten die häufigste parasitäre Erkrankung im Kindesalter. Die Prävalenz bei Kindern in Mitteleuropa wird mit 1 bis 4 % angegeben, wobei der Altersgipfel zwischen dem neunten und zehnten Lebensjahr liegt.¹ 

Es ist zwar theoretisch möglich, dass die Kopflaus als Überträger von pathogenen Keimen fungiert (so gibt es unter jugendlichen Migranten dokumentierte Fälle von Borrelia recurrentis, des Erregers des Läuserückfallfiebers)¹, jedoch ist diese Tatsache in unseren Regionen vernachlässigbar. Obwohl der Kopflausbefall also nicht nur häufig, sondern normalerweise auch harmlos ist, führt Läusealarm oft zu großer Aufregung und Ekel bei den Betroffenen. Ekel an sich ist ein biologischer Abwehrmechanismus, der uns vor Kontakt mit verdorbenen oder krankheitsauslösenden Materialen schützt. Dass gerade Insekten oft mit Ekel verbunden werden, könnte darin begründet sein, dass diese mit der Übertragung und Verbreitung von Krankheiten assoziiert werden und sich an hygienisch bedenklichen Orten oft eine große Zahl von Krabbeltieren findet. Kopflausbefall ist jedoch nicht mit schlechter Haarpflege oder mangelnder Körperhygiene assoziiert.¹

Häufige Fragen rund um den Läusebefall

Gerade im Bereich des Läusebefalls ist eine unkomplizierte und rasche Therapie gewünscht. Einige Fragen werden dabei besonders häufig gestellt:

Wie wird der Kopflausbefall festgestellt?

Nach Feldmeier¹ gibt es zwei validierte Methoden zur Diagnose der Pediculosis capitis: die visuelle Inspektion (Untersuchung von Kopfhaut und Haar mit dem bloßen Auge oder einer Lupe) und das feuchte Auskämmen. Die Sensitivität der reinen visuellen Inspektion liegt nur bei 29 %, die des feuchten Auskämmens hingegen bei 91 %.¹ Besteht Unklarheit, ob das Kind von Läusen befallen ist, so ist die Methode des feuchten Auskämmens also wesentlich empfehlenswerter. Hierbei wird das Haar zuerst mit Wasser und einer handelsüblichen Pflegespülung durchfeuchtet, mit einem normalen Kamm in Strähnen abgeteilt und dann Strähne für Strähne mit einem Läusekamm vom Ansatz bis zu den Haarspitzen durchgekämmt. Da Eier und Läuse sich besonders gern nahe der Kopfhaut im Schläfen-, Nacken- und Ohrenbereich finden, sind diese Regionen besonders zu beachten. Nach jedem Kammstrich wird der Kamm auf einem hellen Handtuch oder einem Stück Küchenrolle ausgestrichen, auf ausgekämmte lebende und tote Läuse untersucht und mit einem Tuch gereinigt. Die Pflegespülung erfüllt dabei zwei Funktionen: Sie verbessert die Kämmbarkeit des Haares, was die Prozedur insbesondere bei langem Haar erleichtert, und sie hält die ausgekämmten Läuse fest. Mit sehr engzinkigen Kämmen können eventuell auch einige Eier erfasst werden.

Wie sehen Läuse und deren Eier aus?

Adulte Läuse sind etwa sesamkorngroße, flügellose Insekten (ca. 2,1 bis 3,3 mm), die einen länglichen, flachen Körper besitzen und gräulich bis bräunlich gefärbt sind. Bei betroffenen Kindern in Mitteleuropa finden sich im Allgemeinen weniger als zehn lebende Läuse im Haar.¹ Die entwicklungsfähigen Eier der Laus sind nur etwa sandkorngroß (ca. 0,8 mm), oval und bräunlich und finden sich lediglich wenige Millimeter von der Kopfhaut entfernt. Sie werden manchmal mit Haarschuppen verwechselt. Da sie aber mit einem wasserunlöslichen Kitt am Haarschaft haften, lassen sie sich im Unterschied zu diesen schwerer aus dem Haar entfernen. Im Entwicklungszyklus der Laus schlüpft aus dem Ei eine Nymphe, die sich über drei Stadien innerhalb von etwa neun Tagen zur erwachsenen Laus entwickelt. Nymphen sehen aus wie adulte Läuse, sind anfangs aber noch kleiner und haben eine transparente oder hautfarbene Chitinhülle. Dadurch können sie bei der Diagnostik kaum erkannt werden. Leere Eihüllen (Nissen), aus denen die Nymphe bereits geschlüpft ist, bleiben am Haar haften und sind von perlmuttfarbener bis weißer Farbe. Sie können auch nach einer ordnungsgemäß durchgeführten Therapie im Haar verbleiben, was oft fälschlicherweise als mangelnder Therapieerfolg missdeutet wird. Tote Nissen sind somit kein verlässlicher Hinweis, dass derzeit eine aktive Infestation besteht. Finden sie sich weit von der Kopfhaut entfernt, so sind sie mit dem Haar „herausgewachsen“ (Wachstum des Kopfhaares ca. 1 cm/Monat). 

Tipp

Besteht Unklarheit, ob das Kind von Läusen befallen ist, so ist die
Methode des feuchten Auskämmens empfehlenswert.

Wie passiert die Übertragung? 

Da Läuse nicht fliegen oder springen können, sind sie auf direkten Kontakt zweier Köpfe angewiesen, um den Wirt zu wechseln. Mädchen sind in Mitteleuropa etwa doppelt so häufig betroffen wie Jungen¹, was einerseits durch längere Haare, aber vor allem durch ihr geschlechterspezifisches Sozialverhalten erklärt wird, das mit mehr direktem Haar-zu-Haar-Kontakt verbunden ist.¹ Der Mensch ist der einzige Wirt für die Kopflaus (lat. Pediculus humanus capitis); es ist also nicht möglich, sich über Haus- oder Nutztiere anzustecken. Die typische Häufung von Erkrankungsfällen im Herbst wird damit erklärt, dass Kinder im Sommer vermehrt mit anderen Kindern spielen bzw. auf Ferienlagern/Camping auf engem Raum zusammen sind. Zurück in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergarten oder Schule stecken sie dann andere an. Bei einem wiederholten Befall (Reinfestation) sind die typischen Symptome wie Juckreiz bereits nach Stunden spürbar, bei der Erstinfestation hingegen können vier bis sechs Wochen vergehen, bis sich Symptome entwickeln.¹ In dieser langen Zeit bleibt der Betroffene unerkannt und kann bereits viele andere anstecken. Erschwerend kommt hinzu, dass nur 14 bis 36 %
der betroffenen Kinder überhaupt Symptome zeigen.² Unerkannte Infestationen können somit für wiederkehrenden „Läusealarm“ in Kindergärten etc. sorgen, während ein ordnungsgemäß behandeltes Kind bereits am nächsten Tag wieder die Gemeinschaftseinrichtung besuchen kann. 

Welche Symptome können beim Kopflausbefall auftreten? 

Um Blut aus den Hautkapillaren saugen zu können, injiziert die Kopflaus ihren Speichel in die Kopfhaut, welcher gerinnungshemmende Substanzen enthält. Bestandteile dieses Speichels wirken allergen und induzieren eine Immunantwort vom verzögerten Typ. Dies kann intensives Jucken, erythematöse Papeln und Quaddeln hervorrufen.¹ Der Betroffene wird zum Kratzen veranlasst, was Exkoriat-ionen der Epidermis und Krustenbildung nach sich zieht. Werden diese Kratzdefekte bakteriell besiedelt (z. B. durch Staphylococcus aureus oder Streptokokken), so können regionale Lymphknotenschwellungen entstehen.¹ Ein länger bestehender Befall kann zur Ekzematisierung der Kopfhaut führen. Eltern, die unerklärliche Kopfhautekzeme bei ihrem Kind schildern oder aber erzählen, dass sich das Kind nachts am Kopf kratzt, sollten auf die Möglichkeit eines Kopflausbefalls hingewiesen werden. 

Reicht eine einmalige Behandlung und müssen alle Familienmitglieder behandelt werden? 

Das Robert Koch Institut hält dazu fest, dass „Kopflausmittel nicht zuverlässig alle Eier abtöten und in Abhängigkeit vom Mittel und dessen Anwendung Larven auch nach der Erstbehandlung nachschlüpfen können.“³ Am Tag 8, 9 oder 10 nach der Erstbehandlung (optimalerweise Tag 9 oder 10) muss daher eine Wiederholungsbehandlung durchgeführt werden. Dieses Zeitfenster ist darauf zurückzuführen, dass bis zum 7./8. Tag noch Larven nachschlüpfen können, die es zu beseitigen gilt, aber ab dem 11. Tag schon wieder neue Eier abgelegt werden können.³

Tipp

Am Tag 8, 9 oder 10 nach der Erstbehandlung mit einem Pedikulozid ist ein Wiederholungsbehandlung empfehlenswert.

Das RKI empfiehlt zur Therapie die Kombination aus einem pedikuloziden Mittel mit dem Verfahren des nassen Auskämmens.

Folgendes Schema wird vorgeschlagen: 

• Tag 1: mit einem Pedikulozid behandeln und anschließend nass auskämmen

• Tag 5: nass auskämmen, um früh nachgeschlüpfte
Larven zu entfernen, bevor sie mobil sind

• Tag 8, 9 oder 10: erneut mit dem Pedikulozid behandeln, um spät geschlüpfte Larven abzutöten

• Tag 13: Kontrolluntersuchung durch nasses Aus-
kämmen

• Tag 17: evtl. letzte Kontrolle durch nasses Auskämmen

Unabhängig davon ist laut RKI nach der sachgerechten Anwendung eines geeigneten Mittels (plus sorgfältigem Auskämmen des mit Wasser und Pflegespülung angefeuchteten Haars) eine Weiterverbreitung auch bei noch vorhandenen vitalen Eiern mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu befürchten. Der Besuch der Gemeinschaftseinrichtung kann daher schon nach der korrekten Erstbehandlung erfolgen. Alle infrage kommenden Kontaktpersonen müssen informiert, untersucht und gegebenenfalls behandelt werden. Obwohl eine „prophylaktische“ Therapie von Kontaktpersonen im häuslichen Milieu (Geschwister, Eltern) nicht grundsätzlich empfohlen wird, sollte sie laut RKI erwogen werden. Die Übertragungswahrscheinlichkeit muss gegen die Therapiekosten und potenziellen Nebenwirkungen abgewogen werden. Letztere halten sich in Grenzen, da die früher gängigen Pedikulozide mit neurotoxischem Potenzial heute durch untoxische physikalisch wirksame bzw. pflanzliche Mittel ersetzt wurden.

Läuse © Shutterstock
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Lebenszyklus der Laus
  • Tag 0
    Nissen werden auf dem Haarschaft abgelegt
  • Tag 6–7
    Nach 6 bis 7 Tagen schlüpft die Larve (Nymphe).
  • Tag 8–9
    erste Häutung 2 Tage nach dem Schlüpfen 
  • Tag 11–12
    zweite Häutung einige Tage später
  • Tag 16–17
    dritte Häutung 10 Tage nach dem Schlüpfen
  • Tag 17–19
    Die männliche und die etwas größere weibliche Laus
    beginnen mit der Reproduktion.
  • Tag 19–32
    Das Weibchen legt 4 bis 8 Eier am Tag.
  • Tag 33–35
    Die Laus stirbt. 

Welche Hygienemaßnahmen sind im Haushalt bei einem Läusebefall erforderlich? 

Eine Übertragung durch Mützen oder andere kopfbedeckende Textilien sowie textile und andere Oberflächen (Autositze, Sitzmöbel etc.) ist infektionsepidemiologisch vernachlässigbar.¹ Theoretisch ist die Übertragung von Läusen durch Kämme, Spangen, Bürsten oder kopfbedeckende Textilien in Einzelfällen zwar denkbar, spielt aber in der Praxis keine Rolle. Selbst bei schwer befallenen Kindern findet sich nur in Einzelfällen eine Laus auf dem Kopfkissen¹. Hygienemaßnahmen im Haushalt dienen also dem häuslichen Wohlbefinden¹, sind aber laut RKI lediglich Ergänzungen zum Untersuchen und Behandeln der Betroffenen.³ Kämme und Haarschmuck können in heißer Seifenlösung gereinigt, Schlafanzüge, Bett- und Unterwäsche sowie Handtücher gewechselt werden.³ Kopfbedeckungen, Schals und andere Gegenstände können für drei Tage in einer Plastiktüte verpackt werden. Ohne Nahrung sterben Läuse nach spätestens 55 Stunden ab.³

Wenn die Kopflausbehandlung erfolglos bleibt

Immer wieder suchen Eltern nach dem Grund fehlgeschlagener Läusebehandlungen. Folgende Punkte können ursächlich sein:

  • Wiederholungsbehandlung vergessen 
  • Fehler in der Behandlung, z. B.: 
    • Nichteinhalten der vorgeschriebenen Einwirkzeit 
    • Mittel zu sparsam aufgetragen (keine vollständige Bedeckung von Kopfhaut und Haaren)
    • Mittel ungleichmäßig am Kopf verteilt
    • zu starke Verdünnung des Mittels im triefend nassen Haar
    • Mittel durch ein um den Kopf gewickeltes Handtuch aufgesogen
  • fehlende Information/Untersuchung/Behandlung von Kontaktpersonen
  • neuerlicher Befall (Reinfestation), Überträger (z. B. asymptomatische Kinder in der Gemeinschaftseinrichtung)

Resistenzen, wie sie bei den früher gebräuchlichen neurotoxisch wirksamen Pedikuloziden bekannt sind, sind bei den heute zumeist verwendeten Dimeticonen extrem unwahrscheinlich.1

Quellen

1   Feldmeier H: Kopflausbefall (Pediculosis capitis): ein Ratgeber für Kinderärzte 

2   Feldmeier H: Pedikulosen, www.rosenfluh.ch/media/paediatrie/2017/02/Pedikulosen.pdf

3   RKI Ratgeber Kopflausbefall

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