Studie

Analyse zeigt Risiken von Gesundheits-Tipps durch Influencer

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Die Studie, veröffentlicht im renommierten Fachjournal The BMJ, warnt vor verzerrten, interessengeleiteten und oft falschen Ratschlägen, die ohne klare Regulierung zu Fehlbehandlungen, unnötigen Ausgaben und wachsendem Misstrauen gegenüber evidenzbasierter Medizin führen können.

In Österreich greifen 83 Prozent der 15- bis 25-Jährigen auf Gesundheitsinhalte von Influencer:innen zurück. Ein Drittel hat daraufhin bereits Nahrungsergänzungsmittel gekauft, mehr als jede:r Zehnte Medikamente oder Selbsttests. Die Autor:innen sehen Jugendliche damit besonders anfällig für irreführende Empfehlungen.

Identifiziert werden vier zentrale Verzerrungsquellen: fehlende medizinische Qualifikation, industrielle Einflussnahme, wirtschaftliche Eigeninteressen sowie persönliche Überzeugungen der Influencer:innen. Verstärkt werden diese Effekte durch „parasoziale Beziehungen“, also einseitige emotionale Bindungen der Zuschauer:innen an Social-Media-Persönlichkeiten.

Die Studie nennt prominente Beispiele: Kim Kardashian empfahl ihren Millionen Followern ein Ganzkörper-MRT-Screening, obwohl dessen Nutzen medizinisch nicht belegt ist und es zu Überdiagnosen und unnötigen Eingriffen führen kann. Der US-Chiropraktiker „Dr. Eric Berg“ bewirbt eigene Nahrungsergänzungsmittel in überhöhten Dosierungen; wegen bedenklicher Inhaltsstoffe wurde er bereits abgemahnt.

Zwar können Influencer:innen auch Positives beitragen – etwa indem sie Gesundheitsmythen aufklären –, doch mangelt es derzeit an ausreichender Regulierung. Werbung werde oft nicht erkannt, fragwürdige Empfehlungen hingegen unkritisch übernommen.

Die Autor:innen fordern daher ein Maßnahmenpaket, das Politik, Plattformen und Nutzer:innen gleichermaßen einbindet. Auf EU-Ebene soll der Digital Services Act große Plattformen stärker in die Verantwortung nehmen, nationale Regierungen könnten zusätzlich redaktionelle Pflichten ausweiten oder bestimmte Werbeformen begrenzen. Parallel sei es notwendig, die Gesundheits- und Digitalkompetenz junger Menschen zu stärken.

„Wir brauchen ein Update des Gesundheitsschutzes für das digitale Zeitalter“, betont Studienleiter Raffael Heiss. Neben Regulierung sei vor allem die gezielte Unterstützung der Nutzer:innen entscheidend.

OTS/APA

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