Praevenire Alpbach

Medizinischer Fortschritt steht Budgetsorgen gegenüber

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Medizinischer Fortschritt © Shutterstock
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Grund für die budgetären Sorgen sind u. a. explodierende Inanspruchnahmen einzelner medizinischer Leistungen. „Wir brauchen Modelle, die leistbar sind“, sagte ÖGK-Obmann Andreas Huss bei den Praevenire Gesundheitsgesprächen in Alpbach.

Medizin wird immer besser

Medizinischer Fortschritt, eine alternde Bevölkerung und darüber hinaus auch eine gesteigerte Erwartungshaltung der Menschen, was die Machbarkeit und die Aussagekraft von Tests betrifft, charakterisieren zum Beispiel die Situation der Labormedizin, wie der Salzburger Spezialist und Präsident der österreichischen Fachgesellschaft auf diesem Gebiet, Georg Mustafa, bei dem Meeting erklärte. Die Möglichkeiten der Labormedizin sind im Vergleich zu früher explodiert. „Wir werden aus dem ganz normalen Blutbild auf Darmkrebs screenen können. Das wird jetzt verfügbar.“ Die Mikrobiologie, mit der man in seinem Labor 1996 mit einem kleinen Gerät begonnen habe, mache jetzt ein ganzes Stockwerk mit 400 Quadratmetern Fläche aus, ausgerüstet mit einer Vielzahl modernster Geräte.

Kritik von ÖGK

Die ÖGK kritisierte zuletzt die Blut­serum-Tests auf Vitamin-D-Spiegel heftig. 2022 bedeuteten sie allein 16 Millionen Euro an Kosten. Das waren 10 % der Ausgaben für alle Laboruntersuchungen insgesamt. Der Vitamin-
D-Hype der vergangenen Jahre habe zu einem echten Boom geführt, so ­Mustafa. In letzter Zeit sind die Krankenkassen aber auf die Bremse gestiegen. Mustafa und Huss betonten aber beide, dass Laborergebnisse zu 70 % die medizinischen Entscheidungen ­beeinflussen. „Gesundheitspolitik und Sozialversicherungen möchten den medizinischen Fortschritt zur Verfügung stellen. Es braucht aber Modelle, die leistbar sind. Patient:innen nicht zu behandeln, macht auch volkswirtschaft­lich sehr wenig Sinn. Das wird nur noch teurer“, betonte Huss. 

Zu viele Untersuchungen

Ein anderes Beispiel für nicht immer gerechtfertigte Tests könnten über­bordende PSA-Wert-Bestimmungen im Rahmen des Prostatakarzinom-Screenings sein. Hier gebe es Expertenmeinungen, wonach für Österreich pro Jahr 200.000 bis 300.000 Tests aus­reichen würden. ÖGK-Obmann Huss nannte hier konkrete Zahlen: „Wir bezahlen derzeit 600.000 PSA-Tests pro Jahr.“ In Österreich würden 400 von 1.000 Menschen pro Jahr einmal zu einer CT- oder MR-Untersuchung gehen. 45 % der ärztlichen Zuweisungen dafür würden aber unspezifische Schmerzzustände, zum Beispiel der Lendenwirbelsäule, betreffen, ­kritisierte Huss bei den  Praevenire Gesundheitsgesprächen in Alpbach abschließend. 

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